Was bedeutet Feuerwiderstandsklasse?
Was ist die Feuerwiderstandsklasse?
Die Feuerwiderstandsklasse gibt an, wie viele Minuten ein Gebäudeteil – beispielsweise eine Decke oder eine Wand – einem Feuer standhält.
Ein Beispiel | Ist eine Wand mit der Feuerwiderstandsklasse F30 nach DIN 4102-2 klassifiziert, kann sie mindestens 30 Minuten brennen, ohne ihre wesentlichen Funktionseigenschaften zu verlieren. |
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Die Klassifizierung des Feuerwiderstands wird in Deutschland derzeit noch von zwei Normen gleichberechtigt geregelt:
- Deutsche Norm DIN 4102-2: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Bauteile, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen
- Europäischen Norm DIN EN 13501-2: Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – Teil 2: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit Ausnahme von Lüftungsanlagen
Im Laufe der Zeit werden die europäischen Normen die deutschen Normen ablösen.
Abgrenzung zu anderen Begriffen:
- Die Feuerwiderstandsklasse ist etwas anderes als die Baustoffklasse. Baustoffklassen, auch Brandschutzklassen genannt, beschreiben das Brandverhalten eines Baustoffes – zum Beispiel ob er brennbar oder nicht brennbar ist.
- Auch Feuerwiderstandsklassen und Brandklassen sind voneinander zu unterscheiden. Brandklassen unterteilen die Brände nach ihrem brennbaren Stoff. Brandklasse C steht beispielsweise für Brände von Gasen.
Welche Feuerwiderstandsklassen gibt es?
Feuerwiderstandsklassen nach DIN 4102-2
Nach der deutschen Norm DIN 4102-2 wird die Feuerwiderstandsklasse mit dem Buchstaben F und einer Zahl bezeichnet. Die Zahl gibt Feuerwiderstandsdauer an, abgerundet auf den nächsten Wert, der durch 30 teilbar ist. Die Feuerwiderstandsdauer ist die Mindestdauer in Minuten, während der ein Bauteil bei der Prüfung nach Norm bestimmte festgelegte Anforderungen erfüllt.
Nach DIN 4102-2 gibt es folgende fünf Feuerwiderstandsklassen:
- F30 – Feuerwiderstandsdauer von mindestens 30 Minuten
- F60 – Feuerwiderstandsdauer von mindestens 60 Minuten
- F90 – Feuerwiderstandsdauer von mindestens 90 Minuten
- F120 – Feuerwiderstandsdauer von mindestens 120 Minuten
- F180 – Feuerwiderstandsdauer von mindestens 180 Minuten
Während der Feuerwiderstandsdauer, muss das Bauteil drei Leistungskriterien erfüllen:
- Tragfähigkeit (Standsicherheit bleibt bestehen)
- Raumabschluss (Feuer- und Gasdurchtritt wird verhindert)
- Wärmedämmung (die Oberflächentemperatur des Bauteils auf der Seit, die vom Feuer abgewandt ist, darf nicht steigen)
Trifft nur eines dieser Kriterien nicht zu, gilt das Bauteil als „gebrochen“.
Bauteile, die nach der Norm DIN 4102-2 klassifiziert werden, sind zum Beispiel Decken, Wände, Unterzüge, Treppen und Stützen.
Bauteile mit Sonderanforderungen wie Brandwände werden anderes geregelt.
Feuerwiderstandsklassen nach DIN EN 13501-2
Die DIN EN 13501-2 sieht eine genauere Einteilung als die DIN 4102 vor. So wird für jedes der drei Leistungskriterien
- Tragfähigkeit (R),
- Raumabschluss (E) und
- Wärmedämmung (I)
die entsprechende Leistungszeit angegeben – also die Zeit, während der ein Bauteil unter Brandeinwirkung seine Funktion behält:
- 15, 20, 30, 45, 60, 90, 120, 180 oder 240 Minuten.
Die Klassifizierung kann durch folgende fünf Leistungskriterien ergänzt werden, falls erforderlich:
- Wärmestrahlung (W) – Durchtritt der Wärmestrahlung auf die vom Feuer abgewandte Seite wird begrenzt
- Mechanische Stabilität (M) – Stabilität bei Stoßbeanspruchung bleibt bestehen
- Rauchdurchlässigkeit (S) – Rauchdurchlässigkeit wird begrenzt
- Selbstschließend (C) – Bauteil schließt selbst
- Energieversorgung (P) – Energieversorgung wird aufrechterhalten
Darüber hinaus sind weitere Zusätze möglich, wenn noch genauere Angaben zu besonderen Rahmenbedingungen der Klassifizierung gemacht werden sollen; zum Beispiel die Richtung der klassifizierten Feuerwiderstandsdauer bei nichttragenden Außenwänden (i -> o).