Hohe Schadstoffbelastung in Fertighäusern aus den 1970er-Jahren: Auf was zu achten ist und was Sie tun können

Inhaltsverzeichnis

Wer misst Schadstoffe im Haus?

Die meisten Schadstoffe in einem Fertighaus sind für Laien in der Regel nicht sichtbar oder erkennbar. Dennoch sind sie vorhanden und belasten die Raumluft. Gesundheitliche Probleme der Bewohner äußern sich in Form von Allergien oder Reizungen der Atemwege, auch Kopfschmerzen, Nervenstörungen, Schwindel, Konzentrationsschwäche und Wortfindungsstörungen können auftreten. Spätestens dann ist es an der Zeit, aktiv zu werden und eine Schadstoffanalyse für das Haus in Erwägung zu ziehen. Mit einer Untersuchung der Raumluft und einer Begutachtung des gesamten Hauses durch erfahrene Baubiologen/-innen steht schnell fest, welche Schadstoffbelastung in der Immobilie vorliegt und welcher Sanierungsbedarf besteht.

Menschen, die Fertighäuser kaufen möchten, sollten idealerweise vor der Kaufentscheidung baubiologische Dienste beauftragen. Ansonsten kaufen sie die Katze im Sack. Normale Bau- oder Immobiliensachverständige haben üblicherweise keinen Blick für die verbauten Schadstoffe, Schimmel und die dadurch resultierenden Raumluftbelastungen. Nur baubiologisch qualifizierte Sachverständige können die Gesamtheit der negativen Umstände erfassen.

Fertighaus der 1970er-Jahre: Diese Schadstoffe sind leider die Regel

Nicht jedes Fertighaus, aber viele davon haben in irgendeiner Form Asbestfasern verbaut. Der Schadstoff kann in Fassadenplatten, Fensterbänke, Brandschutzverkleidungen, Bodenbelägen, Klebern für Bodenbeläge und Fliesen sowie in Spachtelmassen vorhanden sein.

Asbestfasern hatten viele Vorteile und wurden deshalb bis 1993 in Deutschland universell eingesetzt. Dann gab es ein Herstellungs- und Verwendungsverbot. Die krebserzeugende Wirkung war da schon seit Jahrzehnten bekannt, wurde aber von der Bauindustrie ignoriert beziehungsweise klein geredet. Restmengen wurden sicher auch nach diesem Verbotsjahr noch verbaut. In Gesamteuropa ist Asbest erst seit 2005 vollständig verboten. Ob Asbest in einem Material enthalten ist, hängt also von vielen Faktoren ab, nicht nur vom Alter eines Materials.

Ein anderes Fasermaterial mit krebserregendem Potenzial sind künstliche Mineralfasern, KMF (Steinwolle und Glaswolle). Für diese Mineralwollen gilt seit Juni 2000 das Herstellungs- und Verwendungsverbot nach Anhang IV Nr. 22 Gefahrstoffverordnung. Bereits ab 1996 wurden neben krebserzeugenden auch nicht krebserzeugende KMF hergestellt. Per Definition kann also davon ausgegangen werden, dass alte Mineralwolle, die vor dem Jahr 2001 eingebaut wurde, mit höchster Wahrscheinlichkeit krebserregend ist bei Mineralwolle von vor 1996 ist das mit Sicherheit der Fall.

Schadstoffe wurden auch deswegen eingebaut, weil es den damaligen baulichen Regeln entsprach:

Seit den Nachkriegsjahren bis 2012 gab es eine Norm, die den chemischen Holzschutz von Konstruktionshölzern als unbedingt nötig forderte, somit mussten alle tragenden Holzbauteile mit Holzschutzmitteln behandelt werden. Seit 2012 gilt das nur noch in zu begründeten Einzelfällen. Holzschutzmittel (HSM) allerdings sind ursächlich für viele der zuvor erwähnten Gesundheitsprobleme. 

Folgende typische Holzschutzmittel kamen bis zu ihrem jeweiligen Verbot viele Jahre lang zum Einsatz: Lindan, Pentachlorphenol, Dichlofluanid und Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT). Der typische Fertighausgeruch entsteht, wenn mit chlorhaltigem Holzschutzmittel behandeltes Holz mit Feuchtigkeit in Berührung kommt.

Weitere Schadstoffe, die ebenfalls häufig in Fertighäusern zu finden sind

Spanplatten und andere künstlich verklebte Plattenwerkstoffe sind auch nach Jahrzehnten noch der Grund, warum sich in vielen Gebäuden in der Raumluft erhöhte Konzentrationen von Formaldehyd befinden. Bei der Herstellung kamen zum Beispiel unter anderem formaldehydhaltige Kunstharze als Bindemittel zum Einsatz, die heute noch Formaldehyd an die Umgebungsluft ausgasen. Auch dieser Schadstoff ist Krebs erregend.

Das gilt ebenso für polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die häufig Bestandteil von Teerpappen oder Bodenbelagsklebern waren, die zudem oft mit Asbestfasern geschmeidig gemacht wurden.

Verbaute Kunststoffe aus PVC, sondern außerdem Flammschutzmittel und Weichmacher ab, die sich wie die HSM, die KMF, die PAK im Hausstaub anreichern können.

Verstrichene Farben und Lacke enthalten zudem Schwermetalle (Blei, Zink, Arsen, etc.). Die allerdings werden nur dann mobilisiert, wenn die entsprechenden Oberflächen geschliffen oder abgefräst werden.

Spätestens hier wird deutlich, warum eine professionelle Schadstoffanalyse für ein gebrauchtes Haus und insbesondere für Fertighäuser eine sehr sinnvolle Investition in die eigene Gesundheit ist. Es geht nicht nur um die Bausubstanz, sondern auch um die Gesundheit der Bewohner.

Die alten Baustandards sind mit dem Wissen und den Bestimmungen von heute sehr kritisch zu betrachten. Eine Schadstoffanalyse kann das deutlich machen.

Wichtig!

Auch heutige Anforderungen an die Luftdichtigkeit und die Wärmedämmung der Gebäudehülle sind oft nur unzureichend erfüllt. So kann mikrobieller Befall durch Schimmelpilze entstehen und sich rasch zu einem großen Gesundheitsproblem auswachsen.

Schadstoffe im Haus: Ein baubiologisches Gutachten bringt Sicherheit

Wer ein Fertighaus aus den 1970er-Jahren kaufen möchte, sollte zur eigenen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Absicherung ein baubiologisches Gutachten einholen. Die Kosten hierfür sind im Vergleich zum Kaufpreis immer relativ gering und zahlen sich meist aus nicht nur für die eigene Gesundheit.

Ergeben sich aus den Analysen bedenkliche Schadstoffwerte, können Kosten für die entsprechende Sanierung berücksichtigt werden, die nur aufgrund der baubiologischen Begutachtung bezifferbar sind. Unter ungünstigen Umständen kann es auch sein, dass vom Kauf der entsprechenden Immobilie ganz abzuraten ist.

Mehr Sicherheit durch baubiologische Begutachtungen, fachgerechte Messungen und belastbare Analyseergebnisse

Der Kauf einer Immobilie ist eine zukunftsorientierte Entscheidung, die vor allem bei einem älteren und sanierungsbedürftigen Objekt mit hohen Kosten und auch gesundheitlichen Risiken verbunden sein kann. Angesichts dessen ist es klug und vorausschauend, mit unabhängigen baubiologischen Untersuchungen potenzielle Risiken von Beginn an konsequent auszuschließen.

Fazit Schadstoffe Haus: Vorsicht bei Fertighäusern aus den 1970er-Jahren

Eine Schadstoffanalyse in einem Fertighaus aus den 1970er-Jahren zeigt oft eine immense Belastung mit Holzschutzmitteln, Formaldehyd und Chloranisolen auf. Zusätzlich können noch weitere gesundheitsschädliche Stoffe wie zum Beispiel Schimmelpilze, Asbest, künstliche Mineralfasern, PAK, Flammschutzmittel und Weichmacher vorhanden sein. All diese chemischen Stoffe können auch nach Jahren noch an die Raumluft abgegeben werden und sich im Hausstaub anreichern. Die Folgen: verschiedene Gesundheitsbeschwerden.

Formaldehyd wird typischerweise gasförmig aus dem Leim freigesetzt, mit dem Spanplatten oder andere Werkstoffe verklebt wurden. Sogar Schimmel ist oft versteckt vorhanden oder nicht mit bloßem Auge erkennbar. Trotzdem können kleinste Sporen in der Luft bereits zu allergischen Reaktionen führen. Die Ursachen sind dabei oft bauliche Gegebenheiten wie Undichtigkeiten beziehungsweise Schwächen der Wärmedämmung.

Vor einem Hauskauf sollten Sie deshalb Baubiologen/-innen engagieren, um alle Schwachpunkte eines Gebäudes genannt zu bekommen. So können Sie Ihre Kaufentscheidung absichern und das Haus nach der Begutachtung oder zumindest nach einer fach- und sachgerechten Sanierung mit dem guten Gefühl, dass das Gebäude gesundheitlich unbedenklich ist, nutzen.

Professionelle Sachverständige können gegebenenfalls auch die Kosten für Sanierungsbedarf kalkulieren. Die Käufer können dann selbst entscheiden, ob nach dem Hauskauf noch genug Geld dafür übrig bleibt.

Holen Sie also Profis dazu, wenn Sie viel Geld für ein gebrauchtes Haus ausgeben möchten, insbesondere dann, wenn es sich um ein altes Fertighaus handelt.

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