Haus aufstocken: Welche Möglichkeiten gibt es?
Haus aufstocken – ja oder nein?
Wenn sich Lebensumstände ändern und das bestehende Haus einfach zu eng wird, ist es Zeit, sich Gedanken über Möglichkeiten der Hauserweiterung zu machen. Alle Eigentümer bevorzugen hierbei natürlich eine unkomplizierte und schnelle Lösung, um neuen Wohnraum zu schaffen. Idealerweise bleibt dabei das alte Zuhause zum größten Teil von Bauarbeiten verschont.
In manchen Fällen kann es eine Option sein, ein kellerloses Gebäude zu unterfangen, um entweder eine Garage oder zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Diese Variante kann allerdings sehr kostspielig werden. Ein nachträgliches Untergeschoss ist nicht nur mit hohen Kosten verbunden, es birgt auch Risiken für die Statik des Hauses. Risse im bisherigen Gebäude sind fast vorprogrammiert. Hier sollten Sie sich gut von einem Fachmann und Statiker beraten lassen.
Auch ein Anbau ans Haus kann eine Möglichkeit sein, sich zu vergrößern, allerdings schmälert dies die Größe des eigenen Grundstücks.
Es geht also zu Kosten des Gartens, der Terrasse oder des Eingangsbereichs. Im Zuge einer Renovierung kann deshalb eine Erweiterung des Gebäudes himmelwärts die beste Idee sein. Wenn Ihr Haus ohnehin aus Altersgründen renoviert werden muss, oder Sie sogar eine energetische Sanierung planen, um die Wärmedämmung zu verbessern, ist es die richtige Zeit, über eine damit einhergehende Hausaufstockung nachzudenken.
Planen Sie eine energetische Modernisierung auf dem Dach, sind ohnehin Fassade und Dachbereich bei den Bauarbeiten betroffen. In der Regel wird hierbei eine zweite Mauerschale vor die Ursprungsfassade gesetzt und die Dachhaut komplett erneuert. So entsteht eine Außendämmung des Daches. Eine Wohnraumerweiterung wäre also im Zuge dieser Arbeiten ideal.
Ohnehin ist es oft gerade das Dachgeschoss, das am beliebtesten zum Wohnen ist, nicht nur bei Kindern, die sich endlich ein eigenes, größeres Zimmer wünschen. Das Wohnen unterm Dach, das früher eher den Hausangestellten vorbehalten war, hat sich in den letzten 40 Jahren herausgeputzt und ist zum Trend geworden. Das bestätigt auch der Immobilienmarkt, denn Dachlofts zählen heute zu den teuersten und gesuchtesten Wohnformen. Sie sind hell und werden durch die Dachschrägen oft als besonders gemütlich empfunden. Sind sie dann noch mit einer Dachterrasse ausgestattet, bieten sie ihren Bewohnern sogar eine Art kleinen Garten. Sichtgeschützt können sie sich in ihre grüne Oase über den Dächern der Stadt zurückziehen.
Doch selbst wenn Sie für Ihre Aufstockung des Hauses keinen Balkon oder eine Terrasse planen, der entscheidende Vorteil dieser Wohnraumerweiterung ist, dass Ihr Grundstück nicht verkleinert wird, Sie aber in Ihrem Haus mehr Raum gewinnen. Sie wachsen statt in die Breite lieber in den Himmel.
Haus aufstocken: Welche Schritte sind jetzt zu tun?
Vor jeder baulichen Maßnahme sollten Sie immer einen Statiker beauftragen, der eine gründliche Gebäudeanalyse durchführt und schaut, ob ein weiteres Stockwerk auf dem Gebäude möglich ist. Für eine erste, kostenlose Vorabinformation können Sie auch eine Baufirma kontaktieren. Sie kann Ihnen eine erste, unverbindliche Machbarkeitsanalyse geben, ob eine Aufstockung generell machbar ist oder nicht.
Auch ein Architekt ist jetzt dringend vonnöten, da dieser einen Vorentwurf zur Aufstockung erstellen kann, welcher dem Statiker als Grundlage dient, um eine statische Machbarkeit zu überschlagen. Der endgültige statische Nachweis ist allerdings erst möglich, wenn auch die endgültigen Ausführungspläne des Architekten vorliegen. Diese beiden Dokumente des Architekten und Statikers sind auch die Voraussetzung, um eine Baugenehmigung beantragen zu können.
Unter welchen Bedingungen kann ich ein Haus aufstocken?
Wichtig ist, dass ein Experte zunächst die Grundsubstanz Ihres Hauses überprüft. Wie sehen die Fundamente und Außenmauern aus – sind sie intakt und tragfähig? Ist die oberste Geschossdecke zum Dachgeschoss im Stande stärkere Belastungen auszuhalten? Gibt es am Haus Schäden, beispielsweise feuchte Wände oder andere Dinge, die eine Aufstockung unmöglich machen?
Wenn die ersten Grundvoraussetzungen abgeklärt sind, rücken nun auch die baurechtlichen Fragen in den Fokus. Hier ist der Bebauungsplan von großer Bedeutung: Steht das Haus beispielsweise unter Denkmalschutz? Dann wird eine Aufstockung schwierig. Hier sind für gewöhnlich nur in Ausnahmefällen Änderungen am äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes erlaubt. Mögliche Änderungen wären eventuell der Dachausbau oder eine Erweiterung auf dem hinteren, von der Straße nicht sichtbaren Gebäudeteil. Informieren Sie sich hierzu vorab beim Denkmalschutzamt. In manchen Einzelfällen gibt es hierfür individuelle Lösungen.
Wie bereits erwähnt, ist für die Beantragung einer Baugenehmigung für die Hausaufstockung unerlässlich, die Expertise von Architekt und Statiker einzuholen. Ohne ihre Gutachten erhalten Sie vom Bauamt kein grünes Licht. Die beiden Fachmänner machen außerdem Vorschläge, wie man ein weiteres Stockwerk umsetzen kann. Nicht jede Baumethode ist für jedes Gebäude geeignet.
Haus aufstocken: Welche Konzepte gibt es?
Welches Konzept und Material für die Konstruktion am Ende für Ihr Haus passt, hängt in erster Linie vom Baujahr und der vorhandenen Bausubstanz Ihres Gebäudes ab. Haben Sie ein Haus in Leichtbauweise wird die Herangehensweise eine andere sein als beispielsweise bei einem Bungalow mit massiven Mauerwerkswänden und Betondecken, auf die ein weiteres Geschoss in Massivbauweise aufgesetzt werden soll.
Wenn Hausformen über eine zu geringe Kopfhöhe im Dachbereich verfügen, wird häufig zu einer besonderen Methode, der sogenannten Kniestockerhöhung, gegriffen, um das Haus aufzustocken. Die Kniestockerhöhung wird oft bei Bungalows genutzt. Voraussetzung hierfür ist ein einwandfreier, stabiler Zustand des Daches. Bei der Kniestockmethode wird das gesamte Dach kurzzeitig vom Unterbau getrennt und von einem Kran angehoben, ähnlich wie ein Deckel von einer Dose. Dann werden die vorhandenen Wände aufgemauert, in der Regel etwa um einen Meter. Schließlich wird das Dach wieder aufgesetzt. Die Anstoßgefahr mit dem Kopf an der Decke ist nun gebannt.
Bei einem Haus in Leichtbauweise, die vorwiegend bei älteren Fertighäusern oder einem Altbau zu finden ist, wird hingegen eher eine Ständerbauweise bevorzugt. Hierbei handelt es sich um eine leichtgewichtige Konstruktion aus Holz oder Stahl, die auf die Unterkonstruktion gesetzt wird, diese aber wenig belastet. Oft kann sie selbsttragend montiert werden, sodass keine zusätzlichen Stützpfeiler in den unteren Geschossen nötig sind.
Noch schneller und preiswerter ist die Holztafelbauweise. Der Holztafelbau wird dabei vorwiegend bei Fertighäusern genutzt. Die flächigen, selbsttragenden Holzkonstruktionen (Tafeln) stellen die Wände des Gesamtbauwerks. Sie werden maschinell vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle zusammengefügt. Für eine Aufstockung des Hauses ist hierbei lediglich eine kurze, trockene Periode notwendig, damit die Konstruktion durchgeführt werden kann. Dies kann eine spezialisierte Fachfirma meistens innerhalb von drei bis fünf Tagen umsetzen.
Was außerdem für die Ständerbauweise und Holztafelbauweise spricht:
- Die trockenen und weitgehend vorgefertigten Materialien ermöglichen eine kürzere Bauzeit. Das verringert auch das Risiko im Moment der Montage, da das Haus zwangsläufig ja einige Tage ohne ein Dach auskommen muss
- Geringere Kosten als bei der Massivbauweise
- Weniger Gewicht und damit auch eine geringere Belastung der Unterkonstruktion und des Fundamentes
Wirkliche Nachteile haben diese Konstruktionsweisen nicht, höchstens, dass hierbei eine sehr genaue Planung und präzise Fertigung notwendig sind, weil alle Elemente individuell für das Objekt vorgefertigt werden müssen.
Fazit: Lassen Baujahr, Bausubstanz und Statik Ihres Hauses eine Aufstockung zu, ist es die einfachste Variante, um mehr Raum zu gewinnen, aber nicht an anderer Stelle, wie dem Garten, Platz zu verlieren. Wichtig ist hier die Analyse eines Fachmanns, der Ihnen auch sagen kann, welche Konstruktion auf Ihr Haus passt.