Natürlich, nachhaltig, vielfältig: Lehmputz als Oberflächengestaltung

Inhaltsverzeichnis

Was sind Eigenschaften von Lehmputz?

Lehm ist einer der ältesten Baustoffe der Welt und wurde unter anderem für Teile der Chinesischen Mauer verwendet. Der Urbaustoff ist ein Verwitterungsprodukt der Natur und besteht aus Ton, Sand und Schluff. Es können verschiedene Zuschläge hinzugemischt werden, die Eigenschaften wie Optik, Haptik und Strapazierfähigkeit des Stoffes positiv beeinflussen.

Die positiven Eigenschaften von Lehm:

  • Gutes Sorptionsvermögen: Lehm ist in der Lage Wasserdampf aufzunehmen und diesen bei Gelegenheit wieder abzugeben. So können beispielsweise beschlagene Spiegel in Badezimmern vermieden werden.
  • Ökologische Unbedenklichkeit und Nachhaltigkeit: Lehm ist reversibel, das heißt, er lässt sich durch Wasser ablösen und wird wieder formbar. Diese Eigenschaft ist von Vorteil, wenn der Putz einfach und ohne viel Energieaufwand wiederverwendet werden soll, beispielsweise bei einem erhärteten Lehmputz, welcher nach Wasserzugabe neu verputzt werden kann. Dieses ist auch bei misslungenen Wänden von Vorteil.
  • Lehmputz ist - bei korrekter Vorbehandlung - für alle Untergründe gut geeignet.
  • Er bietet viele gestalterischen Möglichkeiten.
  • Geruchsneutralität: Lehm kann Gerüche, Zigarettenrauch und Ausdünstungen aufnehmen. Dies kann besonders in Küchen oder Restaurants und für Allergiker vorteilhaft sein.

Die wenigen Nachteile von Lehm:

  • Lehm ist wasserlöslich und daher nicht geeignet für den Spritzwasser- und Außenbereich.
  • Lehm hat eine geringe Zug- und Druckfestigkeit und sollte ohne geeigneten Oberflächenschutz nicht für stark beanspruchte Flächen verwendet werden (z.B. Treppenhaus in einem Mehrfamilienhaus). 

Lehmputz – der mittlerweile durch die Zugabe von natürlichen Farbpigmenten in vielen Farben erhältlich ist – kann auch unter technischen und optischen Gesichtspunkten mit allen konventionellen Produkten mithalten. Dies zeigen die verschiedenen Oberflächenvarianten, die mit Lehmputz möglich sind. Folgende Beispiele beschreiben einige Standard-Techniken, wobei zur Vereinheitlichung des Saugvermögens des Untergrundes die Vorbehandlung mit einer geeigneten Putzgrundierung erfolgen muss.

 

Welche verschiedenen Arten von Putzstrukturen gibt es?

Geglättet

Es wird zwischen zwei verschiedenen geglätteten Oberflächen unterschieden: Geglättet Standard und geglättet fein. Der Unterschied liegt darin, dass die erste Putzlage vor dem Auftrag der zweiten Lage vollständig getrocknet oder noch mattfeucht gehalten wird. Eine geglättete Putzstruktur wird wie folgt ausgeführt:

Geglättet Standard:

  1. Erste Putzlage auf Kornstärke auftragen und vollständig trocknen lassen.
  2. Zweite Putzlage leicht über Kornstärke auftragen und vollständig trocknen lassen.

Geglättet fein

  1. Erste Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  2. Zweite Putzlage auf Kornstärke auftragen und dabei nachglätten.
Exkurs: Mattfeucht Unter Mattfeucht wird ein Untergrund verstanden, dessen saugfähige Poren mit Wasser gefüllt sind. So wird verhindert, dass beim Auftragen einer zusätzlichen Schicht dem Untergrund Wasser entzogen wird.

Beide Strukturen lassen die Verarbeitung von Hand erkennen, zeigen also so genannte Auftragsspuren, die jedoch den handwerklichen und natürlichen Charakter betonen. 

Verdichtet

Eine verdichtete Putzstruktur hat eine ebenere Oberfläche als eine Struktur, die nur geglättet wurde. Wird mit der Hand über die Oberfläche gestrichen, sind kaum noch Unebenheiten erkennbar. Eine verdichtete Putzstruktur wird wie folgt hergestellt:

  1. Erste Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  2. Zweite Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  3. Fläche leicht nässen und in kreisrunden Bewegungen aufschlämmen.
  4. Schlämme über die Fläche treiben, Poren weitgehend verdichten und vollständig trocknen lassen.
Exkurs: Aufschlämmen Aufschlämmen bezeichnet das Vorbereiten einer Oberfläche auf das Verdichten.  Dabei wird durch den leichten Druck des Verdichtens der Feinanteil im Putz an die Oberfläche getrieben und diese „geschlossen“.

Geschliffen

Bei einer geschliffenen Putzstruktur wird die verdichtete Oberfläche zusätzlich geschliffen. So entsteht eine Struktur, die nochmals erkennbar feiner ist.

  1. Erste Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  2. Zweite Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  3. Fläche leicht nässen und in kreisrunden Bewegungen aufschlämmen.
  4. Schlämme über die Fläche treiben, Poren weitgehend verdichten und vollständig trocknen lassen.
  5. Fläche in wechselnden Richtungen schleifen.
  6. Fläche in wechselnden Richtungen entstauben.

Gefilzt

Beim Vorgang des Filzens entsteht die charakteristisch feinkörnige Struktur. Mit dem sogenannten Filzbrett oder einem Handschwamm wird über den frisch aufgetragenen Putz gefahren und die Oberfläche gefilzt. Die Vorgehensweise einer gefilzten Putzstruktur sieht dabei wie folgt aus:

  1. Erste Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  2. Zweite Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  3. Oberfläche in kreisrunden Bewegungen mit Handschwamm filzen.

Verbürstet

Typisch für die verbürstete Struktur ist die lebendige, feinkörnige Oberfläche. Die Vorgehensweise dieser Methode sieht dabei wie folgt aus:

  1. Erste Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  2. Zweite Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  3. Oberfläche verbürsten.

Kellenschlag

Ein mit dem Kellenschlag ausgeführter Putzuntergrund kann je nach Belieben eine bestimmte Struktur erhalten, wodurch er viele verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Der Kellenschlag wird wie folgt ausgeführt:

  1. Erste Putzlage auf Kornstärke auftragen und mattfeucht anstehen lassen.
  2. Zweite Putzlage als Kellenschlagstruktur auftragen.

Fazit: Warum Lehmputz?

Lehmputz besitzt viele Vorteile und eignet sich gut für unterschiedlichste Gestaltungsmöglichkeiten. Dadurch kann die Oberfläche je nach Geschmack ausgearbeitet werden. Die wenigen Nachteile des Putzes können durch verschiedene Vorkehrungen vermieden oder verringert werden. Der Urbaustoff bietet so besonders für Innenräume eine gute Putzoberfläche, ist nachhaltig und fördert zudem ein gesundes Raumklima.

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