Putzrisse am Brandriegel in einem Wärmedämm-Verbundsystem
Beschreibung
Befunde beim Ortstermin:
An einem Wärmedämm-Verbundsystem eines Mehrfamilienhauses waren wenige Jahre nach der Herstellung ein 40 Zentimeter langer, etwa horizontal verlaufender Riss sowie Putzabplatzungen im Bereich der Deckenstirnseite zwischen zwei Geschossen aufgetreten.
Zur Untersuchung der Schadensursache habe ich an der Putzabplatzung den Außenputz geöffnet.
Im Bereich der Öffnungsstelle befand sich eine Stoßstelle zweier Hartschaumplatten. Im Stoßbereich lag zwischen den beiden Wärmedämmstoffplatten ein Höhenversatz von etwa zwei Zentimetern vor. Aufgrund des Höhenversatzes war eine etwa zwei Zentimeter hohe Lücke zwischen der Oberkante der nördlich angrenzenden Hartschaumplatte zur darüberliegenden Wärmedämmung aus Mineralfaser aufgetreten. Der Höhenversatz war während der Bauphase mittels eines Ortschaums ausgefüllt worden.
Bei der Untersuchung zeigte sich, dass an der nördlichen Seite der Öffnungsstelle die Füllung des Spaltes mit Ortschaum nicht vollständig erfolgt war. Hier ragte der Mörtel der Armierungsschicht wulstartig in die Wärmedämmschicht hinein. Dies bedeutet, dass im Bereich des Wulstes des Armierungsmörtels eine lokale Verkrallung des Mörtels im Untergrund vorlag.
Diese Verkrallung führte an dieser Stelle zu einer Änderung der Spannungsverteilung der Armierungsschicht, so dass dort Spannungsspitzen in der Armierungsschicht entstanden. Diese Spannungsspitzen sind die Ursache der im Bereich der Öffnungsstelle vorliegenden Putzabplatzungen und Rissbildungen.
Weiter war zu erkennen, dass der horizontale Riss an der Nordseite der Öffnungsstelle direkt im Übergang zwischen der unteren Wärmedämmung aus Hartschaum und der oberen Wärmedämmung aus Mineralfaser im Bereich des Brandriegels entstanden war.
Dieser Befund zeigt, dass an dieser Übergangstelle lokale Spannungsspitzen vorlagen, welche der Außenputz nicht aufnehmen konnte, so dass sich dort eine Rissbildung ergeben hatte.
Laboruntersuchungen:
Im Bereich der Öffnungsstelle habe ich Proben entnommen und im Labor untersucht. Hierbei zeigte sich, dass der Versatz zwischen den beiden Hartschaumplatten im Stoßbereich 20 Millimeter betrug. Weiter war zu erkennen, dass der Armierungsmörtel in den Spalt im Stoßbereich zwischen den Hartschaumplatten und der darüber liegenden Mineralfaserwärmedämmung neun Millimeter tief eingedrungen war.
Außerdem lag an dem mit Ortschaum verfüllten Versatz eine wulstartige Ausprägung des Armierungsmörtels vor. Hier war eine lokale Verkrallung des Armierungsmörtels in der Wärmedämmung vorhanden.
Bei der Untersuchung der im Randbereich entnommenen Putzplombe ergab sich eine Plombenhöhe von 15 Millimetern und eine Plombentiefe von neun Millimetern.
Weiter ergaben die Untersuchungen, dass der Ortschaum an der Außenseite lokal braun verfärbt war. Solche Verfärbungen entstehen typischerweise dann, wenn der Ortschaum längere Zeit der Solareinstrahlung ausgesetzt ist.
Dieser Effekt führte zu einer lokalen Versprödung des Ortschaums an der äußeren Oberfläche. Hierdurch wurde dort die Haftung der Armierungsschicht am Untergrund gestört, so dass sich als Folge die Armierungsschicht des Wärmedämm-Verbundsystems lokal ablöste und es zu Hohlstellen des Außenputzes sowie zu Putzabplatzungen kam.
Ursachen des Bauschadens
Die an dem Wärmedämm-Verbundsystem aufgetretenen Putzabplatzungen und Rissbildungen waren durch lokale Spannungsspitzen am Übergang der beiden unterschiedlichen Wärmedämmstoffplatten entstanden. Direkt im Bereich der Öffnungsstelle war lokal ein Wulstbildung in der Armierungsschicht des Außenputzes vorhanden, so dass an dieser Stelle eine Verkrallung des Armierungsmörtels im Untergrund bestand. Hierdurch wurde die kraftverteilende Wirkung des Armierungsgewebes an dieser Stelle reduziert, es entstanden dort hohe Spannungsspitzen im Außenputz, welche dann zu den Putzabplatzungen und Rissbildungen führten.
Weiter lag eine braune Versprödung des Ortschaums im Bereich des Versatzes der Hartschaumplatten vor, so dass zusätzlich eine lokale Störung der Haftung der Armierungsschicht am Untergrund entstanden war und sich infolgedessen eine Hohlstelle gebildet hatte.
Zusammenfassend ergaben meine Untersuchungen, dass die Putzabplatzungen und die Rissbildungen im Bereich der Untersuchungsstelle durch Mängel des Gewerks Putzarbeiten bedingt waren.
Maßnahmen und Kosten zur Beseitigung des Bauschadens
Als vorbereitende Maßnahme muss der betroffene Bereich eingerüstet werden.
Zur Sanierung muss dann der Außenputz im Bereich der Schadstelle entfernt und die Wärmedämmung nachgearbeitet werden. Anschließend kann eine neue Putzschicht aufgebracht werden.
Da die Putz- und Farbstruktur im Bereich der überarbeiteten Schadstelle erfahrungsgemäß von den danebenliegenden Putzbereichen abweicht, kann es erforderlich werden, zusammenhängende Fassadenbereiche insgesamt zu überarbeiten, um Fleckenbildungen zu verhindern.
Kostenschätzung:
- Lokale Sanierung: pauschal etwa 500 Euro bis 800 Euro
- Flächige Sanierung: etwa 30 Euro bis 50 Euro pro Quadratmeter Wandfläche