Kreditwürdigkeit – welche Faktoren sind wichtig?

1. Was bedeutet Kreditwürdigkeit?

„Drum prüfe, was sich ewig bindet“ – Die Kreditwürdigkeit eines Kreditnehmers - auch Bonität (lateinisch bona, Vermögen und bonitas, Vortrefflichkeit) genannt - dient dem Kreditgeber (in der Regel der Bank) zur Einschätzung, ob der Kreditnehmer eines Kredites vertrauenswürdig ist. Es muss dem Kreditgeber also nachgewiesen werden, dass der Vertragspartner willens und in der Lage ist, den aufgenommenen Kredit inklusive aller laufender und absehbarer Verpflichtungen zurückzuzahlen. 

Achtung! Die Kreditwürdigkeit ist nicht zu verwechseln mit der Kreditfähigkeit, die die rechtliche Fähigkeit zur Kreditprüfung definiert.

2. Warum ist Ihre Kreditwürdigkeit beim Hauskauf oder einer Wohnungsmiete so wichtig?

Banken müssen vorsichtig und konservativ bei der Vergabe von Krediten vorgehen. Dies liegt sowohl an internen Kontrollmechanismen zur Risikobegrenzung von Zahlungsausfällen als auch an öffentlichen Vorgaben, beispielsweise der Finanzdienstleistungsaufsicht – vor allem im Zusammenhang mit Basel II. Auch Vermieter möchten keine Mietausfälle und Verwaltungsaufwand mit Mahnungen oder Anwaltskosten in Kauf nehmen müssen. Die Perspektive auf einen Kredit oder eine Mietwohnung verringert sich mit einer schlechten Bonität und erhöht, wenn die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass der Kreditnehmer oder Mietinteressent seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Die Kreditwürdigkeit bestimmt außerdem die Höhe des Kreditrahmens und spielt nicht zuletzt auch für die Kreditkonditionen eine entscheidende Rolle, da ein höheres Risiko für die Bank sich in einem höheren Zins als Risikoaufschlag widerspiegelt. Umgekehrt verringert sich der Zins mit einer guten Bonität des Kreditnehmers. Eine gewissenhafte und akkurate Kreditwürdigkeitsprüfung dient außerdem dem Schutz des potenziellen Kreditnehmers vor einer möglichen Überschuldung.

Basel II

Wenn Banken einen Kredit vergeben, müssen sie sich an die Regelungen von Basel I, II und III halten. Basel II ist eine Eigenkapitalvereinbarung, die im Juni 2004 vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht verabschiedet wurde. Ihr Ziel war es, 

  • die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Finanzsystems zu stärken, 
  • die Wettbewerbsgleichheit zu verbessern 
  • und Risiken besser zu erfassen.

Die Vereinbarung sah unter anderem vor, dass der Kreditgeber vor jeder Kreditvergabe eine individuelle Einschätzung der Bonität auf Basis von Ranking-Systemen vornimmt. Im Januar 2007 sind die Vorschriften in Kraft getreten. 

3. Woher erhalten Banken oder Vermieter Informationen über Ihre Kreditwürdigkeit?

Sowohl Banken als auch Vermieter lassen sich in der Regel zunächst eine Selbstauskunft von Ihnen ausfüllen. In der Selbstauskunft werden alle relevanten Faktoren der persönlichen und finanziellen Situation abgefragt. Hieraus leitet sich schließlich ein grundsätzliches Bild zu Ihrer aktuellen und zukünftigen Bonität ab. Die von Ihnen gemachten Angaben in der Selbstauskunft müssen dann anhand entsprechender Dokumente und Unterlagen nachgewiesen werden. Des Weiteren wird Ihre Bonität mithilfe von spezialisierten Dienstleistern wie der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, kurz Schufa, abgefragt. Die Schufa sammelt bonitätsrelevante Informationen von Privatpersonen und gibt Auskunft über vorhandene Verbindlichkeiten wie Ratenkredite oder Schulden. Sie erstellt anhand der vorhandenen Daten außerdem noch einen Score-Wert, der dem jeweiligen Verbraucher zugeordnet wird und einen Schätzwert für die Wahrscheinlichkeit angibt, dass ein Kredit bedient wird. Je niedriger der Wert, desto größer schätzt die Schufa die Ausfallwahrscheinlichkeit ein. Neben der Schufa gibt es noch drei weitere große Auskunfteien: Crif Bürgel, Creditreform Boniversum und Infoscore Consumer Data.

4. Welche Faktoren spielen bei der Beurteilung Ihrer Kreditwürdigkeit eine Rolle? 

Zu den wichtigsten Aspekten zur Beurteilung Ihrer Kreditwürdigkeit zählen neben den wirtschaftliche Faktoren wie

  • die Höhe des Nettoeinkommens, 
  • die Höhe des vorhandenen Vermögens,
  • bestehende Ratenkredite, 
  • weitere finanzielle Verpflichtungen 
  • und die Schufa-Auskunft

ebenso die persönlichen Faktoren eine wichtige Rolle wie 

  • Ihr Wohnort, 
  • die Umzugshäufigkeit, 
  • Ihr Alter, 
  • Familienstand 
  • und Beruf.

Auch der Eindruck des Beraters oder Vermieters von Ihnen im persönlichen Gespräch kann sich auf Ihre Kreditwürdigkeit auswirken. Wer sein Anliegen im Vorfeld nicht gründlich durchdacht hat und in Jogginghose zum Besichtigungs- oder Beratungstermin erscheint, hinterlässt keinen guten Eindruck im Sinne der Kreditwürdigkeit. Daher sollten Sie sowohl sachlich als auch im Auftreten gut vorbereitet in das Finanzierungsgespräch gehen.

5. Einkommen als Faktor für die Einstufung Ihrer Kreditwürdigkeit

Wer über ein festes, regelmäßiges und sicheres Einkommen – bestenfalls in unbefristeter Anstellung – verfügt, kann mit seiner Gehaltsabrechnung der letzten drei Monate und einer Dezemberabrechnung seine Kreditwürdigkeit nachweisen. Manche Banken lassen sich darüber hinaus auch den Geldeingang mithilfe von Kontoauszügen nachweisen. Je mehr Nettoeinkommen Sie erhalten desto mehr Kredit können Sie sich leisten. Als Faustregel gilt laut der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, dass Hauskäufer nicht mehr als 40 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Finanzierung aufwenden sollten. Das monatliche Nettoeinkommen sollte außerdem grundsätzlich über der Pfändungsfreigrenze liegen (Stand Juli 2021: 1.252,64 Euro). Bei Selbstständigen und Freiberuflern wird das Jahreseinkommen bei der Prüfung zugrunde gelegt, da die monatlichen Einkünfte oft schwankend sind. Das Jahreseinkommen wird den letzten Jahresabschlüssen und aktuellen betriebswirtschaftlicher Auswertungen entnommen. Grundsätzlich sollte die Selbständigkeit bei Kreditanfrage mindestens bereits drei Jahre in Vollzeit bestehen.

6. Vermögen als Faktor für die Einstufung Ihrer Kreditwürdigkeit

Viele Banken setzen einen Eigenkapitalanteil, also Geld, dass sie selbst schon einsetzen können, in Höhe von 20 Prozent des Kaufpreises zuzüglich der Erwerbsnebenkosten voraus, um den Kredit samt guter Konditionen zu erhalten. Grundsätzlich ist die Einbringung von Eigenkapital und weiterer Sicherheiten für Ihre Kreditwürdigkeit immer von Vorteil. Je mehr, desto besser. 

Achtung! Nicht jeder Vermögenswert wird von Banken als Sicherheit akzeptiert. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die Sicherheit für die Bank auch leicht verwertbar sein muss.  Lagerwarenbestände, Kunst oder geschlossene Immobilienfonds beispielsweise zählen nicht dazu.

Zu den Eigenmitteln und verwertbaren Sicherheiten gehören aus Sicht der Bank zum Kernkapital sowie Eigenkapitalersatz:

Bargeld und Guthaben auf Bankkonten ⇒ das aktuelle Guthaben 
Aktien, Fonds u.a. Wertpapiere   ⇒ das aktuelle Depotguthaben
Kapitallebens/oder Rentenversicherung     ⇒ aktueller Rückkaufswert lt. jährl. Mitteilung
zuteilungsreife Bausparverträge  ⇒ das aktuelle Bausparguthaben
Hilfe von Verwandten ⇒ nur echte Zuschüsse ohne Gegenleistung
abbezahlte Immobilie (bei Verkaufsabsicht) ⇒ Marktwert lt. Wertgutachten
Eigenleistungen an der Immobilie (Muskelhypothek) ⇒ Gegenwert Angebote von Handwerkern
Arbeitgeber/Familiendarlehen ⇒ Höhe des geliehenen Geldes
Achtung! Einen Kredit eines anderen Kreditinstituts als Eigenkapital gegenüber der Bank anzugeben gilt als Täuschung und ist illegal. Darüber hinaus macht es rechnerisch auch keinen Sinn, da die Zinsen für einen Privatkredit höher sind als für einen Immobilienkredit.

7. Schufa-Auskunft als Faktor für die Einstufung Ihrer Kreditwürdigkeit

Die Schufa-Auskunft belegt Ihr bisheriges Zahlungsverhalten und legt sämtliche laufenden Kredite, vorhandene Konten, laufende Dienstleistungsverträge und amtliche Bekanntmachungen wie zum Beispiel laufende Zwangsvollstreckungsverfahren offen. Ein positives Schufa-Scoring hilft bei der Baufinanzierung, ein negatives hingegen kann sie in weite Ferne rücken. Denn die Einschätzung von Auskunfteien wie der Schufa ist für Banken ein entscheidendes Kriterium für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit. Mit Hilfe von mathematisch-statistischen Verfahren wird die Wahrscheinlichkeit ermittelt, mit der ein Kredit termingerecht an die Bank zurückbezahlt wird. 

Achtung! Laut Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat jede Person das Recht auf eine Auskunft über die bei einem Unternehmen über sie gespeicherten Daten. Ebenfalls gibt es das Recht, fehlerhafte Daten korrigieren zu lassen. Im Gegensatz zum alten Bundesdatenschutzgesetz kann eine kostenlose Datenübersicht nach Artikel 15 DSGVO mehrmals im Jahr angefordert werden. 

8. Kontoführung als Faktor für die Einstufung Ihrer Kreditwürdigkeit

Regelmäßige Gehaltseingänge und logisch nachvollziehbare Geldbewegungen auf Ihrem Konto sowie eine stetig moderate Guthabenreserve von zum Beispiel drei Monatswarmmieten auf Ihrem Konto oder wiederkehrende Zahlungen auf ein Tagesgeld Sparkonto wirken sich positiv auf Ihre Kreditwürdigkeit aus. Unregelmäßige Gehaltseingänge, eine stete Ausnutzung des Dispos, ominöse Geld-Ein- oder -Ausgänge und schlimmstenfalls Lastschriftrückgaben mangels Deckung wirken sich negativ auf Ihre Kreditwürdigkeit aus. Achten Sie auf eine saubere Kontoführungshistorie. 

9. Ihr Alter als Faktor für die Einstufung Ihrer Kreditwürdigkeit

Für die Kreditwürdigkeit gilt je jünger, desto besser. Das liegt an der durchschnittlichen Lebenserwartung. Je länger Sie leben werden, desto länger können Sie den Kredit tilgen. Banken möchten sich nach Ableben des Kreditnehmers ungern mit Erbengemeinschaften auseinandersetzen oder zwangsversteigern müssen. Es gibt jedoch keine offizielle Maximalgrenze. Grundsätzlich wird es ab 60 etwas kritisch. Hier spielen schlussendlich aber viele weitere Faktoren, wie zum Beispiel Ihre Lebensphasenplanung eine Rolle und natürlich Ihre Gesamtsituation und Ihr konkretes Finanzierungsvorhaben.

10. Anzahl Antragsteller als Faktor für die Einstufung Ihrer Kreditwürdigkeit

Sie können auch als alleiniger Antragsteller grundsätzlich einen Kredit erhalten. Beachten Sie hierbei jedoch, dass sich dies ungünstig auf Ihre Kreditwürdigkeit auswirkt. Je mehr Personen für einen Kredit haften, desto besser. Viele Banken finanzieren grundsätzlich nur mit beiden Ehepartnern. Dies liegt daran, dass das Risiko der Bank steigt, wenn ein Bürge wegfällt. Außerdem fällt die Haushaltsrechnung unvorteilhafter aus, da das Einkommen Ihres Ehepartners nicht berücksichtigt, Ihr Ehepartner unbeachtet dessen jedoch in die Lebenshaltungskostenpauschale eingerechnet wird. 

11. Wohnanschrift als Faktor für die Einstufung Ihrer Kreditwürdigkeit

Es klingt erst einmal unlogisch, aber Ihre Nachbarn wirken tatsächlich auf Ihre Kreditwürdigkeit. So reagieren Kreditgeber bei schwierigen Wohnorten oft mit Zurückhaltung. Der Grund dafür ist, dass statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit, dass monatliche Kreditraten nicht gezahlt werden, in einem schwierigen Umfeld höher ist. So ist dort die Gefahr größer, in finanzielle Engpässe zu geraten oder arbeitslos zu werden und die Raten nicht mehr zahlen zu können. Das sogenannte Geoscoring ist zwar stark umstritten, lässt sich aber schwer von der Hand weisen.

12. Was wirkt sich schlecht auf Ihre Kreditwürdigkeit aus?

Besonders negativ auf die Kreditwürdigkeit wirkt sich alles aus, das auf eine unzuverlässige Persönlichkeit des Kreditnehmers hinweist oder auf unzureichende Sicherheit für die Bank schließen lässt. Typische Faktoren sind zum Beispiel

  • ein niedriges Einkommen, 
  • Rücklastschriften auf dem Konto, 
  • ein schlechter Schufa-Eintrag, 
  • Konsumkredite, 
  • unnötige Null-Prozent-Finanzierungen, 
  • häufige Umzüge und Arbeitsplatzwechsel,
  • Beschäftigungsverhältnis noch in der Probezeit,
  • bei Selbständigkeit: noch keine 3 volle Jahre Vollzeit selbständig.

13. Wie können Sie Ihre Kreditwürdigkeit verbessern? 

  • Generieren Sie weitere Einnahmequellen, um Ihr regelmäßiges Einkommen zu verbessern.
  • Behalten Sie den Überblick über Ihren Schufa-Eintrag. 
  • Tilgen Sie vorhandene Konsumkredite. 
  • Kündigen Sie ungenutzte Kreditkarten und Konten. Verringern Sie Ihre monatlichen Ausgaben. 
  • Schließen Sie keine unnötigen Kredite, Abos oder Dienstleistungsverträge ab. 
  • Fassen Sie bestehende Kredite in einen Kredit zusammen. 
  • Achten Sie außerdem bei Kreditanfrage darauf, dass die Finanzierungsberater eine Konditionsanfrage und keine Kreditanfrage stellt, da Anfragen in der Schufa vermerkt werden. Konditionsanfragen jedoch nicht.

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