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Was versteht man unter einem Ortgang?

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Ortgang?

Ortgang bezeichnet die sichtbare Seite (Stirnseite) eines Pult- oder Satteldaches, also den Dachrand, der parallel zum schrägen Giebel verläuft. Durch den Ortgang wird zwischen dem Ende des Dachfirstes und der Dachtraufe eine Verbindung hergestellt, wobei der Ortgang nicht mit den Dachschrägen kreuzt. Der Ortgang ist üblicherweise aus Holz, die Ortgangbleche werden heute meist aus Metall gefertigt. In funktioneller Hinsicht spielt der Ortgang bei der Wärmedämmung eine große Rolle. Nicht jedes Dach verfügt über einen Ortgang: Walmdächer verfügen beispielsweise anstelle eines Ortganges über einen Dachabschluss durch waagerecht verlaufende Traufen. Flachdächer hingegen haben ein Kant- oder Dachrandblech, welches als Ortgang fungiert.

Der Begriff Ortgang stammt aus dem Germanischen und bedeutet, bezogen auf die Dachfläche so viel wie „Das Ende der Begehbarkeit“. Mit dem Begriff Giebelgesims wird das entlang des Ortganges verlaufende Gesims bezeichnet.

Welche Funktion erfüllt der Ortgang?

Bei einem Ortgang handelt es sich um einen vergleichsweise sensiblen Bereich des Daches, der wenig geläufig ist. Anfällig für Probleme ist dieser Bereich aufgrund sich unterschiedlich ausdehnender Materialien, die dort auf aufeinandertreffenden. Durch diese sich höchst unterschiedlich verhaltenden Materialien, die an Dachstuhl, Dacheindeckung und Giebel zusammentreffen, kann es bei einem schlecht ausgeführten Ortgang zu Undichtigkeiten kommen. Demzufolge haben

  • Kälte,
  • Hitze und 
  • Feuchtigkeit 

extrem leichtes Spiel. Um dem entgegenzuwirken, wird der Ortgang mit gut aufeinander abgestimmten Materialien regelrecht verschlossen und fungiert für das Dach als eine Art Schutzschild. So bleibt das Mauerwerk trocken und das Dach dicht. 

Die Ränder eines Daches sind dem Wind dauerhaft schutzlos ausgesetzt, weshalb üblicherweise ein Dachrand- oder Kantblech dafür sorgt, dass Ziegel bei starken Winden nicht angehoben und womöglich abgetragen werden. Der Ortgang prägt neben seiner Schutzfunktion auch die Optik des Daches beziehungsweise der Fassade. Neben den Schutzfunktionen kommt dem Ortgang auch eine tragende Rolle zu: Er trägt das Gewicht der Dachschindeln oder Dachziegel mit.

Wie schützen Ortgangbleche den Dachstuhl?

Die Dachziegel sind, wie auch der Ortgang, den Elementen Tag für Tag schutzlos ausgesetzt: Hitze, Kälte, Niederschlag oder Wind. Aus diesem Grund werden Dächer mit Ortgangblechen verkleidet, die auch unter den Begriffen Kant- oder Dachrandbleche bekannt sind. Damit wird die Fuge zwischen Wand und Dach geschlossen und das Holz des Dachstuhls bleibt geschützt. Die Ortgangbleche befinden sich an exponierten Stellen und sollen für möglichst lange Zeit gut aussehen. An alten Gebäuden lassen sich oft Ortgänge ausmachen, die mit Holz verkleidet und teils üppig verziert sind. Besteht ein Ortgang aus reinem Holz, muss er zum einen regelmäßig gepflegt werden und ist darüber hinaus extrem witterungsanfällig. Heute wird ein Ortgang daher üblicherweise mit Aluminium verkleidet. Da der Ortgang schwer zugänglich ist und man für dessen Pflege ein Gerüst einsetzen müsste, spart eine Aluminiumverkleidung sowohl Zeit als auch Geld. 

Bei Neubauten wird der Ortgang üblicherweise direkt mit Ortgangblechen verkleidet. Abhängig von Dachform und der Beschaffenheit einzelner Dachelemente können unterschiedliche Ausführungen gewählt werden. So eignen sich beispielsweise Ortgangbleche als Abschluss für Flachdächer, Satteldächer mit Bitumenschindeln, Dachpfannen oder -ziegel oder für Naturschiefergedeckte Satteldächer. 

Je nach Bauart verfügen Ortgangbleche über eine Falz, die das Regenwasser gezielt bis zur Traufe oder bis zur Regenrinne ableitet. Für ein Flachdach werden überwiegend Dachrandbleche mit Wasserfalz empfohlen. Dachbleche werden in den meisten Fällen angeschraubt, wobei die Bohrlöcher in einem etwas größeren Durchmesser als der des Schraubenkerns vorgebohrt werden. Auf diese Weise kann sich das Ortgangblech ausdehnen und wird sich unter Hitzeeinfluss weder wellen noch verziehen.

Welche Verkleidungsoptionen gibt es für den Ortgang?

Bestanden Ortgänge in früherer Zeit bis auf wenige Ausnahmen aus Holz, werden dafür heute meist  Ortgangbleche aus Stahlblech oder Aluminium, Kunststoff oder Steinschindeln eingesetzt. Diese Materialien sind sowohl langlebig, umweltfreundlich, farbecht sowie pflegeleicht. Dabei müssen Metalle nicht nur grau sein, inzwischen gibt es Kantteile, Dachbleche, Dachrandbleche oder sonstige Kantbleche in sämtlichen RAL-Farben.

Bieten Ortgangziegel einen effektiven Schutz?

Zum Schutz des Daches gibt es neben den Ortgangblechen auch eigens konzipierte Ortgangziegel, die über tief nach unten gezogene seitliche Lappen verfügen. Diese Ortgangziegel verdecken die komplette Unterkonstruktion der Dacheindeckung, schließen damit das Dach bis über die Kantteile ab und verhindern, dass Windböen unter die Dacheindeckung gelangen können. Im Fachhandel sind Ortgangziegel in den Ausführungen links und rechts sowie passend für jedes Dachziegelmodell erhältlich. Gerne verbaut man, speziell bei Ziegel-Dachbedeckungen, sogenannte Zahnleisten. Eine Zahnleiste besteht aus einem Holzbrett, welches passende Einschnitte zur Form der Dacheindeckung aufweist. 

Wie hängen Ortgang und EnEV zusammen?

Im Zuge der Hausplanung spielt der Ortgang, je nach Bauart von Haus und Dach, bezüglich der Wärmedämmung eine wichtige Rolle. Die EnEV, die Energieeinsparverordnung, schreibt Bauherren vor, mit welchem Material und auf welche Weise sie eine Dämmung anbringen müssen. Eine Außendämmung verstärkt unweigerlich die Dicke der Hauswand, wobei die Dachdämmung über Dachblech und Giebelmauer hinaus bis zur Außendämmung gezogen wird. Am Dachblech beziehungsweise Kantblech eines Flachdaches treffen die nachträglich angebrachte Außendämmung und die Dachdämmung aufeinander. Genau dies ist einer der Punkte, an denen Wärmebrücken entstehen können.  

Um weiterhin einen sicheren Dachabschluss zu gewährleisten, verlängert man den Ortgang im Zuge der Dämmung. Der Ortgang ist in aller Regel eine tragende Konstruktion, wonach je nach verbautem Material und bestehender Dachform, die Verlängerung eines Dachüberstandes einen erheblichen Aufwand darstellt. Die Verlängerung eines Daches, erhöht unweigerlich den Druck auf die Kantteile. Besonders im Falle  eines Flachdaches ist die Verbreiterung der Kantteile nicht zu unterschätzen. Arbeiten am Ortgang sind in jedem Fall lediglich etwas für Fachleute, selbst wenn Sie selbst in der Lage wären, die Außendämmung anzubringen. Die Dämmung wird durch eindringende Feuchtigkeit aufgrund eines unsachgemäß abgedichteten Ortganges im Nu unbrauchbar.

Zusammenfassung: Fakten zum Ortgang

  • Der Ortgang bildet den Abschluss der Dachkonstruktion
  • Er muss bis auf wenige Ausnahmen verkleidet werden
  • Die Verkleidung kann aus verschiedenen Materialien bestehen (Metall, Kunststoffe, Ziegel)
  • Die Energieeinsparverordnung erfordert häufig eine Neukonstruktion des Ortgangs 
  • Im Zuge der Dämmmaßnahmen muss der Ortgang verlängert werden
  • Historische Gebäude haben meist einen Ortgang aus Holz
  • Fast alle Dacharten verfügen über einen Ortgang (Ausnahmen: Walm- und Zeltdach)
  • Der Ortgang ist eine tragende Konstruktion 
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