Was ist eine Pfosten-Riegel-Fassade?
Was ist eine Pfosten-Riegel-Fassade?
Pfosten-Riegel-Fassaden, kurz PRF, sind Fassadensysteme, die in der Regel aus vertikalen Pfostenprofilen (Hauptprofilen), horizontalen Riegelprofilen, Press- und Deckleisten, Verglasung sowie festen oder öffenbaren Füllelementen bestehen.
Pfosten-Riegel-Fassaden tragen keine statischen Lasten außer den Eigenlasten und den Windlasten und zählen deshalb ebenso wie Elementfassaden zu Vorhangfassaden. Der Unterschied: Bei Elementfassaden ist der Vorfertigungsgrad höher, so werden bereits vollständig vorgefertigte Fassadenmodule beziehungsweise -elemente auf die Baustelle gebracht. Bei der Pfosten-Riegel-Fassade hingegen kommen nur teilvorgefertigte, manchmal sogar nur einzelne Pfosten und Riegelbauteile auf die Baustelle. Die einzelnen Bauteile müssen vor Ort zum Traggerüst einer zusammenhängenden Fassadenkonstruktion verbunden werden, erst dann erfolgt die Montage der Verglasungen und Ausfachungen.
Wie funktioniert eine Pfosten-Riegel-Fassade?
Befestigung der einzelnen Elemente einer Pfosten-Riegel-Fassade
Bei einer Pfosten-Riegel-Fassade werden die Pfosten entweder zwischen, auf oder an den Geschossdecken, den Wänden oder Brüstungen eines Rohbaus befestigt – hängend oder stehend. Über die Pfosten erfolgt die primäre Lastabtragung.
Die horizontalen Riegelprofile sind an den Pfosten angebracht – durch Schrauben, Stecken oder Schweißen. Sie können in derselben Ebene wie die Pfosten liegen, vor- oder zurückgesetzt sein. Auf sie wirkt die Last aus dem Eigengewicht der Ausfachungselemente ein. Bei höheren Fassaden können die Riegelprofile zusätzlich regelmäßig am Primärtrag
werk des Gebäudes befestigt werden, um die nach Vertikallasten aus dem Eigengewicht, die nach unten zunehmen, zu begrenzen.
Übliche Profilbreiten für Pfosten und Riegel reichen von 35 bis 80 Millimeter. Die Profiltiefen variieren stärker und werden wesentlich davon beeinflusst, wie hoch die Eigenlasten sowie die zu erwartenden Windlasten sind.
Die Ausfachungen werden meistens mittel auf Pfosten und Riegel aufgeschraubten Pressleisten befestigt. Außer geschlossenen Elementen sind auch Öffnungen wie Fenster und Türen in einer Pfosten-Riegel-Fassade realisierbar. Dazu müssen immer Blend- und Flügelrahmen eingesetzt werden.
Materialien für eine Pfosten-Riegel-Fassade
Die Füllelemente können aus transparenten Materialien oder opaken Materialien bestehen, zum Beispiel Glas oder Aluminium bestehen. Pfosten, Riegel und Pressleisten werden aus Holz, Aluminium oder Stahl gefertigt.
Gut zu wissen | Für Pfosten-Riegel-Fassaden gibt es Füllelemente mit besonderen Funktionen wie zum Beispiel der Nutzung von Solarenergie (Photovoltaik, transparente Wärmedämmung, Luftkollektoren). |
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Sonnenschutz bei einer Pfosten-Riegel-Fassade
Pfosten-Riegel-Fassaden werden meistens mit großen Verglasungen realisiert, ein sommerlicher Wärmeschutz (Sonnenschutz) ist deshalb in der Regel unabdingbar. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Möglichkeiten:
- ein außenliegender,
- ein innenliegender oder
- ein im Luftzwischenraum der Isolierverglasung liegender Sonnenschutz.
Während der außenliegende Sonnenschutz am meisten Wärme abhält, dafür aber sehr windanfällig ist, ist ein Sonnenschutz auf der Innenseite vor Wind geschützt, reduziert dafür aber kaum den Wärmeeintrag aus der Sonnenstrahlung – er dient hauptsächlich als Blendschutz. Ein Sonnenschutz im Glas ist sicher vor Wind und lässt zugleich weniger Wärme ins Gebäude als ein innenliegender Sonnenschutz.
Häufig werden Pfosten-Riegel-Fassaden als Doppelfassaden ausgebildet. Die äußere Struktur – die Hüllstruktur (Sekundärfassade) – besteht in der Regel aus einer Verglasung und dient allein dem Witterungsschutz. Die innere Fassade (Primärfassade) übernimmt die Wärmedämmfunktion und bildet den Raumabschluss.
Pfosten-Riegel-Fassade als Structural-Glazing-Fassade
Pfosten-Riegel-Fassaden sind als Structrual-Glazing-Fassaden ausführbar. Dabei werden die Glaselemente nicht durch Pressleisten im Traggerüst gehalten, sondern ausschließlich durch Verklebung. Die Verklebung nimmt sowohl das Eigengewicht der Gläser als auch die Wind- und Soglasten auf.
Wichtig! |
Bei Einbauhöhen über acht Metern werden in Deutschland gemäß der Liste der Technischen Baubestimmungen (LTB Teil 2) mechanische Nothalter für die Befestigung der Füllelemente an der Unterkonstruktion notwendig. |
Alternativ zu einer Pfosten-Riegel-Konstruktion kann bei einer Structural-Glazing-Fassade auch eine Seilkonstruktion als Tragnetz dienen.
Kann eine Pfosten-Riegel-Fassade tragen?
Ja und nein. Eine Pfosten-Riegel-Fassade trägt keine Lasten aus anderen Bauteilen eines Gebäudes. Aber sie trägt die Eigenlasten aus den tragenden Bauteilen der Fassade, den Ausfachungs- und Öffnungselementen und dem Sonnenschutz. Dazu kommen noch die temporär einwirkenden Horizontallasten aus Winddruck- und Windsogwirkung.
Ist eine Pfosten-Riegel-Fassade eine Vorhangfassade?
Ja, die Pfosten-Riegel-Fassade ist genauso wie die Elementfassade eine Art der Vorhangfassade, da sie außer den Eigen- und Windlasten keine weiteren Lasten trägt. Sie steht als eigene Schale vor dem eigentlichen Tragwerk und bildet die äußere Hülle eines Gebäudes.
Achtung! |
Eine Vorhangfassade ist etwas anderes als eine vorgehängte hinterlüftete Fassade. Letztere ist nicht luftdicht, meistens auch nicht eigenständig tragend, sondern dient nur dem Witterungsschutz. |
Was sind die Vorteile und Nachteile einer Pfosten-Riegel-Fassade?
Vorteile von Pfosten-Riegel-Fassaden
- Mehr Tageslicht im Gebäude: Bei Pfosten-Riegel-Fassaden sind großflächigere Verglasungen möglich als bei Lochfassaden, bei denen Einzelfenster von Sturz, Laibungen und gegebenenfalls einer Brüstung begrenzt werden.
- Flexible Grundrissgestaltung: Die in regelmäßigen engen Rasterabständen stehenden Pfosten bieten viele Anschlusspunkte für Trennwände im Innenraum.
- Flexible Fassadengestaltung: Die Tragwerkstruktur kann mit unterschiedlichen Materialien, Öffnungen und Elementen mit speziellen Funktionen – zum Beispiel PV-Modulen – befüllt werden.
- Leichteres Erscheinungsbild: Durch die filigrane Tragstruktur und die häufig großflächigen Verglasungen, die die Umgebung spiegeln, wirken Pfosten-Riegel-Fassaden oft leichter und weniger monumental als Lochfassaden.
Nachteile von Pfosten-Riegel-Fassaden
- Öffnungen können störend wirken: Jede Öffnung benötigt einen zusätzlichen Rahmen, was die filigrane Optik der ansonsten schlanken Konstruktion beeinträchtigt.
- Großer Platzbedarf: Geringe Fassadentiefen sind bei Pfosten-Riegel-Konstruktionen problematisch. Die Pfosten müssen eine gewisse Tiefe haben, um als tragende Elemente fungieren zu können.
- Höhere Kosten: Im Vergleich zu einer konventionellen Lochfassade kosten Pfosten-Riegel-Fassaden mehr.
- Aufwendigere Reinigung: Da Pfosten-Riegel-Fassaden meistens einen sehr hohen Glasanteil haben und Glasscheiben über mehrere Geschosse reichen, ist die Fassadenreinigung aufwendiger als bei üblichen Lochfassaden.
Wo kommen Pfosten-Riegel-Fassaden zum Einsatz?
Pfosten-Riegel-Fassaden werden überwiegend
- bei mehrgeschossigen Bauten,
- bei öffentlichen Gebäuden wie Bildungsbauten (z. B. Fachhochschulen und Universitäten) und
- bei Büro-, Gewerbe- sowie Verwaltungsbauten realisiert.
Sie kommen aber auch bei anderen Gebäuden vor; zum Beispiel bei Einfamilienhäusern, bei denen Räume über mehrere Geschosse reichen.
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