Wie Sie 5 typische Fehler bei der Immobilienfotografie vermeiden können
Während auf den Seiten von Autohäusern die Fahrzeuge möglichst positiv dargestellt werden, sorgen Bilder wie das Beispielfoto zu Zehntausenden für Verdruss bei der Suche einer passenden Immobilie. Auf einige der typischen Fehler, die auf dem Bild zu sehen sind, möchte ich hier eingehen.
Fehler 1: Kamera schräg gehalten
Die Wände auf dem Foto scheinen nicht senkrecht zu stehen, was beim Betrachter nicht nur die Sorge erweckt, ob der Fotograf noch heil aus dem Gebäude gekommen ist, bevor es zusammenstürzte, sondern, was sicher weitaus wichtiger ist, das Bild macht allein aus diesem Grund schon einen unprofessionellen Eindruck. Ein Vergleich mit Fotos aus Wohn- oder Architekturzeitschriften zeigt den Unterschied deutlich.
Um gerade Wände auf dem Foto zu erreichen, muss die Kamera gerade ausgerichtet werden, also weder nach rechts oder links gedreht noch das Objektiv nach oben oder unten geneigt.
Wenn man das versucht, wird man zwei Dinge feststellen:
- Das ist gar nicht so einfach. Das ist einer von vielen Gründen, warum man bei der Immobilienfotografie möglichst ein standfestes Stativ nutzen sollte.
- Wenn man das aus der normalen Augenhöhe im Stehen macht, wird auf dem Bild viel mehr von der Decke als vom Boden abgebildet, der Hauptgrund, warum die meisten die Kamera aus dieser Position nach unten neigen.
Fehler 2: Kamera zu hoch
Das führt direkt zum zweiten Fehler. Eine hohe Kameraposition sorgt nicht nur fast unweigerlich zu einer Neigung der Kamera, sie sorgt auch dafür, dass Möbelstücke wie z.B. Tische auf dem Bild ungewöhnlich verzerrt aussehen. In der Praxis hat sich in sehr vielen Fällen eine Kamerahöhe von ca. 1,10 – 1,20m bewährt. Man darf selbstverständlich auch einmal von dieser Regel nach oben oder unten abweichen, wenn man einen Grund dafür sieht. Dies könnte z.B. ein hoher Küchentresen sein, der dem Blick dahinter im Wege steht.
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Fehler 3: Objekt nicht vorbereitet
Fast jeder Gebrauchtwagen wird vor dem Verkauf gewaschen, gesaugt und poliert. Beim Verkauf einer Immobilie hat sich die Notwendigkeit einer sorgfältigen Vorbereitung zumindest im deutschsprachigen Raum noch nicht überall herumgesprochen.
Der Betrachter der Fotos verbindet genauso wie derjenige, der die Immobilie wirklich besichtigt, die Ordnung im Objekt direkt mit der Immobilie selber. Alleine das Aufräumen der Liegenschaft, erhöht den erzielbaren Verkaufspreis merklich. Auf die Möglichkeiten, die Homestaging darüber hinaus noch bietet, möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen.
Fehler 4: Objektiv zeigt nicht genug vom Raum
Je größer der Aufnahmewinkel des genutzten Objektivs, desto eher erhält man einen Eindruck vom gesamten fotografierten Raum. Bei den meisten Handys und Kameras mit festem Objektiv reicht der Aufnahmewinkel nicht aus, um sich einen Raumeindruck verschaffen zu können. Genau dieser ist aber wichtig um den Betrachter bei der Entscheidung zu unterstützen, ob das gezeigte Objekt in die nähere Wahl kommen könnte. Sehr häufig ist es dann so, dass die Besichtigung schon nach wenigen Augenblicken abgebrochen werden kann, da man vor Ort sehr schnell erkennt, dass die Liegenschaft nicht passt. Auf der anderen Seite wird man viele potenzielle Käufer mit solchen Bildern gar nicht erreichen.
Typische Objektive für den Einsatz in der Immobilienfotografie zusammen mit einer Spiegelreflexkamera oder einer spiegellosen Systemkamera:
Kleinbildsensor - 16-30 mm Brennweite
APS/C-Sensor - 10-20 mm Brennweite
MFT-Sensor - 8-16 mm Brennweite
Eine solche Kamera-/Objektivkombination reicht aus, um einen großen Teil des Raumes abzubilden. Actioncams, Smartphones mit Panoramafunktion oder Fishey-Objektive bilden zwar auch einen sehr großen Winkel ab, führen jedoch meist zu vielen künstlichen Effekten wie abgerundeten Linien etc., die der ungeübte Betrachter nur sehr schwer interpretieren kann.
Fehler 5: Bild zu dunkel
Sehr viele der in Immobilienportalen gezeigten Innenraumabbildungen sind viel zu dunkel. Zumeist handelt es sich um Fotos, die auch ein Fenster oder eine Glastür nach draußen zeigen. Die Belichtungsautomatik der verwendeten Kamera versucht sowohl den sehr hellen Ausblick aus dem Fenster als auch den erheblich dunkleren Innenraum sichtbar auf das Foto zu bannen. Da der Kamerasensor nicht so starke Helligkeitsunterschiede gleichzeitig abbilden kann wie unser Auge, führt der automatische Kompromis dazu, dass ein Fenster zu hell und der Innenraum zu dunkel dargestellt wird.
Die Nutzung des in die Kamera eingebauten Blitzes nutzt hier sehr wenig. Da die Stärke eines Blitzes mit steigender Entfernung sehr schnell abnimmt, erhält ein Objekt, das 5 Meter von der Kamera entfernt ist, nur noch ein Fünfundzwanzigstel des Lichtes ab, das ein Objekt in einem Meter Entfernung erhält. Das führt zu Bildern mit überbelichtetem Vordergrund und weitestgehend in Dunkelheit gehülltem Hintergrund, die man leider auch oft genug zu sehen bekommt. Darüber hinaus kommt es zu unschönen Schlagschatten und Reflexen.
Die Lösung ist, die Belichtung von Hand anzupassen. Ein Blick in das Handbuch der Kamera verweist bei den meiste Fotoapparaten auf ein Rädchen oder eine Wippe, mit dessen Hilfe man die Belichtung vor der Aufnahme anpassen kann. Hierbei wird man sich im allgemeinen auf die korrekte Belichtung des Innenraums konzentrieren und die Aussicht vernachlässigen.
Alternativ bieten viele moderne Kameras einen HDR-Modus, der dafür sorgen soll, aus mehren automatisch schnell hintereinander erstellten Fotos mit verschiedenen Belichtungen eines zusammenzustellen, das in allen Teilen des Bildes korrekt belichtet ist. In der Praxis wirken die Farben solcher Aufnahmen jedoch sehr häufig unnatürlich und es kann zu Artefakten kommen, wodurch diese Technik nur sehr eingeschränkt zu empfehlen ist. Professionelle Fotografen haben darüber hinaus verschiedene Möglichkeiten. um gute Bilder zu erstellen, die sowohl den Innenraum als auch den Ausblick vernünftig darstellen.
Fazit
Bilder in Exposés sollen nicht nur zeigen, wie das Objekt ungefähr aussieht, sondern sie sollen Interesse erwecken. Portraits, die in Datingapps gezeigt werden, sollen den Abgebildeten ja auch in einem möglichst positiven Licht darstellen und nicht irgendwie. Um die oben genannten Fehler zu vermeiden, sollte auf Folgendes geachtet werden:
- Kamera gerade halten (weder verdreht noch geneigt)
- Kamerahöhe ca. 1,10 bis 1,20m
- Immobilie vor der Aufnahme aufräumen
- Kamera(-objektiv) mit einem großen Aufnahmewinkel nutzen
- Helligkeit des Bildes vor der Aufnahme korrigieren
Damit werden schon einmal die typischsten Fehler vermieden. Das zweite Bild zeigt, wie das Beispielfoto bei wenig Mehraufwand auch aussehen könnte. Die meisten Betrachter dürften diese zweite Version als wesentlich attraktiver empfinden.
Sollten Sie Probleme haben, diese fünf Punkte einzuhalten, denken Sie über die Kooperation mit einem professionellen Immobilienfotografen nach. Der Gewinn durch einen solchen Einsatz:
- höherer Verkaufspreis
- kürzere Vermarktungszeit
- weniger Besichtigungstermine
- mehr potenzielle Interessenten
- etc.
ist weitaus höher als das üblicherweise verlangte Honorar.
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