Was bei der Erneuerung und Modernisierung der Wohnungselektrik zu beachten ist
Vor der Modernisierung: Die Elektroinstallation prüfen - vom Keller bis in die Wohnung
Es sind aber nicht nur die beeindruckenden Gründerzeit-Häuser, sondern auch ältere Neubauten, die kurz nach dem 2. Weltkrieg in aller Eile hochgezogen wurden und oft einer Modernisierung oder gar Erneuerung des Hausstromnetzes sowie der Stromversorgung in der Wohnung bedürfen. Denn nicht nur das Isolationsmaterial der Stromleitungen kann im Lauf der Zeit marode geworden sein. Es haben sich auch die Sicherheitsvorschriften wegen der fortwährend gestiegenen Anzahl an Elektrogeräten erheblich verändert. Insbesondere Geräte mit hohem Stromverbrauch wie zum Beispiel Durchlauferhitzer, Wasch- und Spülmaschine können ein veraltetes Stromnetz überlasten und damit ein Sicherheitsrisiko darstellen.
Bevor der Erwerber oder Eigentümer einer Altbauwohnung die Elektroinstallation in seiner Wohnung modernisiert, sollte er deshalb zusammen mit einem Elektro-Fachmann zunächst das Hausstromnetz vom Keller bis in die Wohnung inspizieren und prüfen, ob es heutigen Erfordernissen und Sicherheitsvorschriften entspricht.
Hinweis: Es sollte für jeden Wohnungseigentümer im Sinne der eigenen Sicherheit von Leib und Leben sowie für Wohnung und Haus selbstverständlich sein, dass alle die Elektrotechnik betreffenden Arbeiten von ausgewiesenen Fachleuten, d.h. gelernten Elektroinstallateuren, ausgeführt werden.
Mit dem Gleichzeitigkeitsfaktor die Belastungsfähigkeit des Hausverteilungsnetzes berechnen
Im Keller befindet sich in der Regel der Strom-Hausanschluss mit dem Hausanschlusskasten als Schnittstelle zwischen dem öffentlichen Stromnetz und dem Stromnetz des Hauses. Dieser verplombte Kasten enthält die sogenannte Panzersicherung. Insbesondere bei sehr alten Häusern ist es angezeigt, dass der Elektrofachmann mithilfe des Gleichzeitigkeitsfaktors errechnet, ob diese Haupt-Haussicherung noch den bestehenden Anforderungen entspricht oder gegebenenfalls aufgelastet werden muss. Sollte dies der Fall sein, muss der Verteilungsnetzbetreiber (Versorger) mit einbezogen werden. Das heißt, dass eine stärkere Sicherung erforderlich ist. So muss oft auch die Hauptversorgungsleitung (Steigleitung) im Gebäude durch ein neues, stärkeres Kabel ersetzt werden. Bei der Verlegung von Steigleitungen, insbesondere bei Verlegungen in Treppenhäusern, ist darauf zu achten, dass die LAR (Leitungsanlagen-Richtlinie) eingehalten wird.
Das Wichtigste in der Wohnung: zeitgemäße Absicherung mit FI-Schutzschaltern
Die Prüfung der Wohnungsstromversorgung in einem Altbau ergibt häufig, dass die Absicherung noch mit der guten alten Schmelzsicherung oder einem Einschraub-Sicherungsautomaten geschieht. Diese sollten unbedingt durch eine zeitgemäße Unterverteilung ersetzt werden. Vor allem ist zur Absicherung ein FI-Schutzschalter vorgeschrieben, da dieser auf Körperströme reagiert , d.h. sobald Strom gegen Erde abfließt, schaltet der FI-Schutzschalter unmittelbar ab. Das heißt, sobald ein Mensch mit einer defekten Leitung in Berührung kommt oder ein defektes Gerät anschließt, wird der Stromkreis schneller unterbrochen und die Gefahr eines lebensbedrohlichen Stromschlags so gut wie ausgeschlossen.
In Einzelfällen, bei sehr alten Häusern, die noch nicht mit dem gelb-grün markierten Schutzleiter (Erdung) ausgestattet sind, ist die Nachrüstung mit FI-Schutzschaltern nicht möglich. In diesem Fall ist die Modernisierung des gesamten Hausstromnetzes erforderlich.
Hinweis: Die Modernisierung der Elektroinstallation in Altbauten unterliegt nicht dem Bestandsschutz/Denkmalschutz. Für diese Arbeiten ist daher keine Sonder-Bewilligung nötig.
Bestmögliche Sicherheit in der Wohnung mit mehreren Stromkreisen für Licht und Geräte
Steht fest, dass die Hausstromversorgung der beabsichtigten Modernisierung der Wohnungs-Stromversorgung gewachsen ist, kann sich der Wohnungseigentümer an die akribische Planung der Lichtanschlüsse und Steckdosen je Wohnraum machen. Nach dem Motto: "Besser eine Steckdose zu viel als eine zu wenig" sollte nicht am falschen Ende gespart werden.
Der beratende Elektro-Fachmann wird je nach Verwendungsart, vorgesehenen Lichtanschlüssen und Steckdosen dann die Anzahl der Stromkreise in der Wohnung vorschlagen. Eine verbreitete Strategie sieht je Raum mindestens einen Stromkreis, eventuell auch zwei Stromkreise vor (für Beleuchtung und Geräte). Darüber hinaus sind immer separate Stromkreise für Großverbrauchsgeräte vorzusehen. Sollte es einmal zu einem "Kurzschluss" oder Überlastung kommen, fällt die Stromversorgung nur eines Raums oder eines Großverbrauchers aus. Auch hierbei gibt es eine alte Elektriker-Weisheit: "Je mehr Stromkreise, desto weniger Überlastungsgefahr." In der Praxis bedeutet das:
- Normal-Ausstattung: Pro Raum ein Stromkreis plus je 1 Stromkreis für Großverbauchsgeräte (z.B. Wäschetrockner, Wasch-, Spülmaschine)
- Gehobene Ausstattung: Pro Raum zwei Stromkreise (Licht und Normalverbrauchsgeräte plus je 1 Stromkreis für Großverbauchsgeräte)
- Sonderausstattung (z.B. bei beruflicher Nutzung) zusätzlich zu o.g. Ausstattung: Separater Stromkreis für IT-Infrastruktur (Computer, Modem/Router)
In der Küche: für jeden Großverbraucher ein separater Stromkreis
Die Küche ist hinsichtlich der Stromkreisanzahl die große Ausnahme: Hier sind in der Regel alle Großverbraucher versammelt, jeweils mit eigenem Stromkreis. Hinzu kommen die Wand- und Deckenauslässe für die Beleuchtung und deren Schalter:
- Elektroherd mit Backofen
- Spülmaschine
- Waschmaschine, evtl. mit Trockner
- Kühlschrank, evtl. mit Gefrierfach
- Mikrowelle, evtl. mit Grilleinrichtung
- weitere
Dazu kommen noch die vielen, kleinen "Helferlein" wie z.B.:
- Toaster
- Eierkocher
- Kaffeemaschine, evtl. Vollautomat
- Mixer
- Saftpresse
- Küchenradio
- weitere
Diese (vielleicht nicht einmal vollständige) Aufzählung erklärt, warum beispielsweise die Richtlinie RAL-RG 678 des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung in einer Küche mindestens 17 Steckdosen empfiehlt.
Das Wohnzimmer auch mit Antennenanschlüssen für Fernseher und Unterhaltungselektronik
Auch im Wohnzimmer kann es kaum zu viel Steckdosen geben. Hier sollte der Wohnungseigentümer schon genau wissen, wo Fernsehgerät, Unterhaltungselektronik, Sitzgruppenbeleuchtung etc. positioniert sind und für welche weitere Stromverbraucher (z.B. Ventilator, Aquariumpumpe/-beleuchtung) zusätzlich genutzt werden.
Nicht zu vergessen sind auch hier Wand- und Deckenauslässe mit der sinnvollen Verteilung der Schalter für die Raumbeleuchtung.
Nicht direkt zur Elektroinstallation gehören Antennen-Anschlüsse für TV und Radio, die jedoch bei der Positionierung ebenfalls mit berücksichtigt werden sollten.
Das Badezimmer - die Nasszelle als Sonderfall
Auch das Bad ist ein Sonderfall: Hier gelten spezielle Vorschriften, u.a. der zwingende Einsatz eines FI (Personenschutzschalters). Steckdosen im Waschbecken-/Spiegelbereich sollten vorgesehen werden für:
- Haarfön,
- Elektrorasierer
- Elektrische Zahnbürste
- weitere
Üblicherweise sind Wand- und Deckenauslässe für die Deckenbeleuchtung und die Spiegelschrankbeleuchtung mit den entsprechenden Schaltern erwünscht.
Im Schlaf- und Kinderzimmer bequem verteilt: Lichtschalter und Steckdosen
Das Schlaf- und die Kinderzimmer benötigen einen Hauptbeleuchtungsanschluss an der Decke sowie Wandauslässe für Leseleuchten. Alternativ können auch
- schaltbare Steckdosen für Wand- und/oder Leseleuchten installiert werden.
- Zu beachten sind Schalter, die von der Tür und vom Bett aus bequem sowohl für die Betätigung der Hauptbeleuchtung als auch für die Wandleuchten zu erreichen sind.
- Praktisch ist zweifellos auch eine Steckdose neben der Tür, z.B. für den Anschuss eines Staubsaugers.
Gibt es im Kinderzimmer einen Schreibtisch, sind auch hier Steckdosen für eine lokale Lichtquelle, Radio und Computer vorzusehen. Zu erwähnen ist die eventuelle Ausstattung der Steckdosen mit Kindersicherungen sowie auf Weitsicht geplant, die Anschlüsse für TV, WLAN/LAN.
Das Büro als Arbeitsplatz mit Extra-Sicherheit für den Computer
Im Büro geht heute nichts mehr ohne Computer. Wenn hier mit wichtigen und wertvollen Daten gearbeitet wird, sollte hierfür ein eigener Stromkreis bzw. ein Überspannungsschutz eingerichtet werden - abgesehen von den üblichen Stromquellen, inkl. der Steckdose für die Arbeitsplatzleuchte.
Im Flur das Wichtigste: überall Lichtschalter
Der Flur als "Durchgangsstation" zu allen Räumen benötigt an allen Ecken und Enden Lichtschalter und Steckdosen sowie Decken- und Wandauslässe für Haupt- und indirekte Beleuchtung. Hier macht auch der Internetanschluss Sinn.
Zu guter Letzt der neueste Trend: Es muss nicht immer alles unter Putz.
Bisher haben Altbau-Modernisierer ihren Ehrgeiz darin befriedigt, die "hässlichen" Überputz-Verkabelungen mit jeder Menge Schlitzen im Mauerwerk zu versenken. Der Effekt: Glattwandige Altbauwohnungen im Stil und Geschmack der neuen Zeit.
Nun gibt es eine neue Bewegung, die den Charme der alten Bauweise respektiert und sich ganz bewusst für die (modernisierte) Überputz-Installation entscheidet – mit dem Vorteil, dass die Kosten der Nachgewerke deutlich geringer sind. Why not?!