Modulares Bauen: Vom Tiny House zur Wohneinheit für die gesamte Familie

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Tiny House?

Der Begriff ist in Deutschland nicht geschützt, was den Markt sehr unübersichtlich macht. Es existiert auch keine einheitliche Definition des Gesetzgebers. Als Annäherung an Typen von Kleinsthäusern bietet sich daher eine Unterscheidung aufgrund der drei verschiedenen Bauweisen an:

  • Tiny Houses on Wheels (auch: Haus auf Rädern, Mobilheim oder Mobile Home);
  • Modulhäuser (auch: Containerhaus oder Systembau);
  • Minihäuser (auch: Mikrohaus, Single-Haus, Kleinhaus).

Sie unterscheiden sich entlang der Kriterien „Größe“ und „Mobilität“.

Tiny Houses on Wheels

Das Tiny House on Wheels verfügt mit circa 10 bis 25 Quadratmetern über die geringste Grundfläche. Diese Form des Tiny Houses ist auf ein Fahrgestell (Trailer) gebaut und kann auf diese Weise recht einfach bewegt werden. Das Tiny House on Wheels ist dadurch in Deutschland kein Gebäude im eigentlichen Sinn, außer es wird fix auf einem Grundstück verankert – was ihm den Vorteil der hohen Mobilität aber wiederum entziehen würde.

Gebäude sind selbstständig benutzbare, überdeckte bauliche Anlagen, die von Menschen betreten werden können und geeignet oder bestimmt sind, dem Schutz von Menschen, Tieren oder Sachen zu dienen. Juristisch sind Gebäude nicht selbstständig, sondern wesentliche Bestandteile eines Grundstücks. (§§ 836 - 838 BGB)

Modulhäuser

Ein Modulhaus ist ein Gebäude, das aus mehreren vorgefertigten Bauelementen (Modulen, Komponenten oder Bauteilen) zusammengesetzt wird. Modulhäuser sind meistens transportierbar, das heißt, sie können mithilfe eines Schwerlasttransports an einen anderen Ort gebracht werden. Diese Bauform ist weniger beweglich als ein Tiny House on Wheels, dafür aber insofern flexibel, als dass sie beliebig erweitert oder auch wieder rückgebaut werden kann. Modulhäuser verfügen über eine Grundfläche von etwa 25 bis 150 Quadratmeter.

Minihäuser

Minihäuser sind stationär gebaute Häuser im Kleinformat, können also nicht bewegt werden. Sie sind im Regelfall größer als ein Tiny House on Wheels, aber kleiner als ein herkömmliches Einfamilienhaus (bis zu circa 100 Quadratmeter).

Die verschiedenen Tiny House Arten im Überblick

  Tiny House on Wheels Modulhaus Minihaus
Größe ca. 10-25 m² ca. 25-150 m² ca. 35-100 m²
Mobilität Hoch: kein Gebäude; auf Trailer gebaut Mittel: Gebäude; oft mit Schwerlasttransport bewegbar Gering: Gebäude; stationär gebaut

Welches Tiny House ist das Richtige?

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und so auch die Erwartungen an Kriterien wie Größe, Mobilität, Qualität, Nachhaltigkeit und natürlich den Preis. Viele Menschen wünschen sich die eigenen vier Wände im Grünen, können sich diesen Traum aber aus finanziellen Gründen nicht erfüllen. Sie würden gern klein (und günstig) anfangen und sich später vergrößern. Andere können oder wollen sich zum Beispiel aus beruflichen Gründen nicht auf einen Standort festlegen und entscheiden sich deshalb gegen den Hausbau. Sie würden das Haus gerne gegebenenfalls an einen neuen Ort mitnehmen.

 

Auch Unternehmen stellen im Zuge der Covid-19-Pandemie und der zunehmenden Nutzung von Homeoffice fest, dass die riesigen Bürogebäude gar nicht mehr benötigt werden und möchten auf Shared Offices in kleineren, flexibleren Einheiten umstellen, um Miete zu sparen. Für all diese Fälle braucht es Häuser, die sich an sich verändernde Lebensumstände anpassen und beispielsweise je nach Situation erweitert beziehungsweise verkleinert oder an einen ganz anderen Ort transportiert werden können. All dies spricht für die modulare Bauweise eines Tiny Houses.

Was genau bedeutet die modulare Bauweise?

Ein Modulhaus ist ein Gebäude, das sich aus mehreren vorgefertigten Bauelementen (Modulen) zusammensetzt. Die Module können entweder einzeln oder in einem Verbund aufgestellt werden – ganz nach den Vorstellungen der Käufer:innen. Die Häuser werden vorgefertigt angeliefert und müssen vor Ort nur noch aufgebaut und angeschlossen werden. Wenn Elemente nicht mehr benötigt werden, können sie sortenrein getrennt und recycelt werden – eine nachhaltige Bauweise also.

Beispiel für verschiedene Module:

Beispiel für unterschiedliche Anordnungsvarianten der Module:

Idealerweise ist ein Tiny House in Modulbauweise so durchdacht entwickelt, dass es vollständig als Wohn- beziehungsweise Ferienhaus oder auch als Büro genutzt werden kann. Durch die modulare Erweiterbarkeit lassen sich zum Beispiel zu einem späteren Zeitpunkt auch ganz einfach größere Wohnflächen schaffen, die ausreichend Platz für unterschiedlichste Bedürfnisse bieten – beispielsweise für Kind, Hund oder Home Office.

Wichtig ist dabei, dass modulare Tiny Houses Gebäude sind.

Bei der Auswahl des Grundstücks sollten Käufer:innen schon vorher überlegen, ob gegebenenfalls eine Erweiterung des Modulhauses infrage kommt. Hier noch einige Hinweise, welche Voraussetzungen das Grundstück erfüllen sollte:

  • Zufahrtsmöglichkeit für schwere Fahrzeuge (40 Tonnen)
  • Ebenes, nicht unter Straßenniveau liegendes Gelände
  • Bodenklasse 3-4 nach DIN 18300, Erdbebenzone 0, Schneelastzone 1, Windzone 1, kein Hochwasser-, Überschwemmungs- oder Bodensenkungsgebiet, keine Grundstücksaltlasten
  • Das Grundstück muss vermessen sein, Grenzsteine sind nachzuweisen

Wie viel kostet ein modular erweiterbares Tiny House?

Bei der Frage nach den Kosten für ein modular erweiterbares Tiny House kommt es darauf an, welche Größe, Ausstattung und Zusatzleistungen gewünscht werden. Grundlage für die Preisbildung sind die Bau- und Leistungsbeschreibung und die individuelle Hausplanung. Meistens gibt es einen Grundpreis, der zum Beispiel Beratung und Planung, Produktion gemäß festgelegtem Leistungsumfang, Montage vor Ort und die Betreuung während des gesamten Prozesses beinhaltet. Zusätzlich kalkuliert werden häufig die Erstellung der Baugenehmigung, Fundamentierung, Transport (Kalkulation je nach Entfernung und Gelände), sowie sämtliche zusätzlichen Ausstattungselemente.

Wie energiesparend und umweltschonend sind Tiny Houses?

Mit einem Tiny House Energie zu sparen und die Umwelt zu schonen ist gar nicht so einfach: Wenn Tiny Houses nicht nach der Energieeinsparverordnung (EnVe) zertifiziert sind, kann ihr Verbrauch von Primärenergie trotz der geringen Grundfläche sogar deutlich höher liegen als in alten ungedämmten Häusern. Der Grund dafür ist vor allem das ungünstige Verhältnis zwischen dem zu dämmenden Raumvolumen und der Hüllfläche. Auch der hohe Flächenverbrauch gemessen an der Zahl der Bewohner:innen steht im Gegensatz zu positiven Klimazielen.

Viele Anbieter:innen in Deutschland bieten deshalb einen EnVe-Standard an, die allerwenigsten erreichen jedoch einen Effizienzhaus-Standard 40 oder sogar 40 Plus. Je höher und somit besser dieser Standard ist, umso weniger Energie wird verbraucht und umso höher ist der Wert des Hauses. Energieeffizienz bei Neubauten ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende und wird deshalb staatlich durch die KfW gefördert, was sich wiederum positiv auf den Endpreis auswirkt. Bei Wohnhäusern mit Effizienzhaus Standard 40 Plus greift zum Beispiel eine Förderung von 25 Prozent (bis maximal 150.000 Euro Baukosten, also maximal 37.500 Euro) Tilgungszuschuss – direkt ausbezahlt oder als Kreditvariante.

Der KfW-Effizienzhaus-Standard setzt sich aus zwei Kriterien zusammen: Höhe des Gesamtenergiebedarfs der Immobilie und Wärmedämmung der Gebäudehülle. Das wird mit den Werten Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverlust angegeben. Die Werte 40, 40 Plus und 55 definieren die unterschiedlichen KfW-Effizienzhaus-Standards. Je kleiner der Wert ist, desto geringer ist der Energiebedarf der Immobilie und desto mehr Förderung können Käufer:innen erhalten. Als Referenz dient ein KfW-Effizienzhaus 100, das den Vorgaben der EnEV entspricht. (Homepage der KfW)

Ein Beispiel: Im Vergleich zum Referenzgebäude der EnEV benötigt das Effizienzhaus 55 nur 55 Prozent der Primärenergie. Zudem liegt der Transmissionswärmeverlust bei nur 70 Prozent. Der bauliche Wärmeschutz ist somit um 30 Prozent besser.

Ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus ist der Spitzenstandard des energieeffizienten Bauens. Hier wird der Standard Effizienzhaus 40 noch mit zusätzlicher Haustechnik, einem „Plus-Paket“ ausgestattet, das in erster Linie auf eigene Stromerzeugung und Selbstnutzung des erzeugten Stroms ausgelegt ist. Im Regelfall kommt der Strom von einer Photovoltaikanlage, die mit einem stationären Batteriespeicher sowie einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kombiniert wird. Damit sparen Kund:innen noch mehr Energie ein, machen sich ein wenig unabhängig und erhalten die höchste Neubauförderung. Hier zahlt sich eine hohe Energieeffizienz nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den eigenen Geldbeutel aus.

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