Blitzschutzanlagen: Wann und wo sind Blitzableiter sinnvoll?
Wie funktionieren Blitzableiter?
Die Aufgabe eines Blitzableiters besteht darin, die Energie eines Blitzeinschlags zu erden. So sollen Schäden an Gebäuden verhindert werden. Ein Blitzschutzsystem, in der Fachsprache auch „LPS“ (Lightning Protection System) genannt, wird dabei in einen äußeren und einen inneren Blitzschutz aufgeteilt. Der äußere Schutz gegen Blitze soll einen direkten Blitzschlag abwenden und somit eine gefährliche Funkenbildung verhindern, die zum Brand oder sogar zur Explosion führen kann.
Sollte also ein Blitz in ein Haus einschlagen, bietet der äußere Blitzschutz eine Fangeinrichtung, die den Blitzstrom auf mehrere Strompfade aufteilt und über Ableiter vom Dach an der Wand entlang Richtung Boden und somit in Richtung der Erdungsanlage leitet. Da sich der Blitz immer den kürzesten und am besten leitenden Weg zur Erde sucht, weist der Blitzschutz auf dem Dach dem Blitz den Weg.
Wohnhaus: Ist ein Blitzableiter auf dem Dach Pflicht?
Um es kurz zu machen – nein. Für die Hausbesitzer besteht in Deutschland keine gesetzliche Verpflichtung dazu, auf dem Dach eine Blitzschutzanlage installieren zu lassen. Der Grund für diese Regelung ist, dass die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen Blitzeinschlages als sehr gering eingestuft wird.
Es gibt allerdings Ausnahmen für bauliche Anlagen, bei denen ein vergleichsweise hohes Risiko eines Blitzschlags besteht und solche, bei denen ein Einschlag besonders hohe Schäden verursachen würde. Hierzu zählen beispielsweise Häuser mit einer Höhe von mehr als 20 Metern und öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser oder Shopping-Center. Auch bei älteren Häusern mit einem Stroh-, Reet- oder Holzdach ist ein Blitzableiter Pflicht. Dieses gilt auch für freistehende Häuser, die auf einer Bergkuppe gebaut sind.
Braucht man heute noch Blitzableiter?
Laut dem Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) ist nur jedes dritte Wohngebäude mit einem äußeren Blitzschutz ausgestattet. Grund dafür könnten die Kosten sein, die Hausbesitzer und Bauherren schrecken. Da die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags statistisch gesehen relativ niedrig ist, fragen sich viele Hausbesitzer, ob die Installation einer Blitzschutzanlage dafür nicht zu teuer ist. Sie müssen für einen Blitzableiter rund 3.000 Euro ausgeben.
Ausgeschlossen ist trotzdem nicht, dass ein Blitz auch in einen Neubau einschlagen kann. Auch wenn dieses Risiko kalkulierbarer ist. Moderne Häuser fangen in der Regel nicht so schnell Feuer wie Fachwerkhäuser oder Häuser mit Reetdach. Die Gefahr, dass bei einem Blitzschlag das ganze Haus abbrennt, ist heute doch deutlich geringer als früher. Andererseits gibt es heute in den Wohnräumen viel mehr elektrische Geräte, sodass bei einem Blitzeinschlag ein großer Schaden angerichtet werden kann. Nicht nur Fernseher, Computer und Musikanlage könnten dem Blitzschlag zum Opfer fallen, er könnte auch die ganze Elektroinstallation lahmlegen.
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Was passiert, wenn ein Blitz in ein Haus einschlägt?
Gibt es keinen Blitzableiter auf dem Dach und der Blitz schlägt in ein Gebäude ein, kann er sowohl Schäden an der Bausubstanz als auch an den Installationen des Hauses verursachen. Diese Schäden sind nur einige:
- Dachstuhlbrände und in der Folge Wasserschäden durch das Löschwasser
- zerstörte Dachflächen
- gespaltene Dachbalken
- verschmorte Verteiler- und Steckdosen
- zerstörte Zählerkästen
- abgesprengte Putzflächen an Decken und Wänden
- zerstörte Türen, zerstörte Fenster
- herausgesprengte Unterputzleitungen
- kaputte Computer, Fernseher, Küchengeräte, Heizungsanlagen oder Telefone durch Überspannungsschäden
Personen im Haus werden aber in der Regel nicht von einem Blitz tödlich verletzt.
Ist ein Blitzableiter für mich sinnvoll?
Ob ein Blitzableiter auf Ihrem Dach sinnvoll ist oder nicht, müssen Sie selbst abwägen. Alle Vor- und Nachteile, die für oder gegen eine Blitzschutzanlage sprechen, hier noch einmal in Kürze:
Ein Nachteil liegt sofort auf der Hand: Blitzableiter sind teuer. Haben Sie gerade ein Haus gebaut, werden Sie sich überlegen, welche Ausgaben jetzt noch wirklich notwendig sind. Jetzt gilt es abzuwägen, wie hoch das Risiko ist, dass ein Blitz bei Ihnen einschlägt.
Bei besonderen Häusern stellt sich die Frage dabei stärker. Unabhängig von behördlichen Auflagen rät der VDE bei Gebäuden, die ihre Umgebung deutlich überragen, beispielsweise solche auf Bergkuppen, aber auch Hochhäuser oder Türme, unbedingt zu einem Blitzableiter. Auch Gebäude, die als Fluchtunterstand dienen oder bei denen leicht entflammbare Materialien im Dachbereich verwendet wurden oder jene, in denen explosive Stoffe gelagert werden oder explosionsgefährdete Bereiche vorhanden sind, sollten durch eine Blitzschutzanlage geschützt werden. Zu guter Letzt sollten die Gebäude mit einem Blitzableiter ausgestattet werden, die EDV-Systeme mit wichtigen Daten enthalten oder Einrichtungen für die Energieversorgung.
Aufschlussreich dürfte auch der Blick in Ihre Hausratversicherung sein. Beinhaltet sie eine Vertragsklausel über Blitzschutz-Vorkehrungen? Ist dies der Fall, ist der Blitzableiter ein Muss, weil die Versicherung sonst im Zweifel nicht zahlt.
Bedenken Sie auch, wie viele teure elektronische Geräte sich im Haus befinden, die bei einem Blitzeinschlag zerstört werden könnten. Hier gilt es abzuwägen, was teurer sein könnte – die Installation eines Blitzschutzes oder der Wert der zu schützenden Geräte. Für die reicht ein Blitzableiter allerdings allein nicht aus. Damit die Elektrogeräte richtig geschützt sind, bedarf es auch einem inneren Überspannungsschutz.
Blitzschutz für Drinnen – geht das?
Ein Blitzableiter auf dem Dach reicht in bestimmten Fällen nicht aus, damit auch Ihre Geräte bei Gewitter geschützt sind. Daher ist auch der innere Blitzschutz wichtig. Der innere Blitzschutz beinhaltet Maßnahmen unterschiedlichster Art gegen Überspannungen.
Die Auswirkungen eines Blitzeinschlages werden dabei auf Installationen sowie elektrische und elektronische Anlagen der baulichen Anlage übertragen. Für den Überspannungsschutz von elektrischen Anlagen und Endgeräten werden Überspannungsschutzgeräte (Surge Protective Devices) eingesetzt. Beim inneren Überspannungsschutz greift man auf Überspannungs-Ableiter sowie spezielle Geräte wie Überspannungsstecker oder Steckdosen mit Überspannungsschutz zurück.
Mehr zum Thema Hauselektrik finden Sie in unserem Artikel Hauselektrik: Wann ist es Zeit für eine Modernisierung?
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