Dachaufbau: Steildach vs. Flachdach
Was ist ein Steildach?
Als Steildach werden Dächer mit sehr starker Dachneigung bezeichnet – oft werden 20 Grad als Grenze zum Steildach genannt. Umgangssprachlich wird der Begriff Steildach aber auch für weniger stark geneigte Dächer, die noch nicht als Flachdächer gelten, verwendet.
Innerhalb von Deutschland gibt es ein Nord-Süd-Gefälle, was den Neigungswinkel betrifft: Im Norden werden Satteldächer steiler gebaut, da es hier tendenziell mehr regnet und windet. Im Süden, wo es häufiger und intensiver schneit, senkt die flachere Dachneigung die Gefahr von Dachlawinen.
Steildächer können unterschiedliche Formen haben. Zu den häufigsten Dachformen zählen folgende:
- Satteldach: Besteht aus zwei entgegengesetzt geneigten Dachflächen, die durch den Dachfirst miteinander verbunden sind. Die Traufen können gleich oder unterschiedlich hoch konstruiert sein. Die Dachneigung liegt in der Regel zwischen 38 und 45 Grad.
- Mansarddach: Besteht aus zwei Dachflächen. Jede Dachfläche wird durch einen horizontalen Knick unterbrochen. Oberhalb des Knicks verlaufen die Dachflächen flacher als unterhalb.
- Walmdach: Besteht aus vier geneigten Dachseiten: zwei Giebel und zwei Traufseiten.
- Pultdach: Besteht nur aus einer geneigten Dachfläche.
Wie ist ein Steildach aufgebaut?
Grundsätzlich kann ein Steildach als Warmdach oder als Kaltdach ausgeführt werden. Beim Warmdach gibt es keinen Hohlraum zwischen Dämmung und Unterspannbahn, sodass keine Luft dazwischen durchkommt. Ein solches Dach wird auch als unbelüftetes Dach bezeichnet. Heutzutage werden Steildächer meistens als Warmdächer ausgeführt, Kaltdächer kommen nicht mehr so häufig vor.
Beim Kaltdach gibt es einen Belüftungshohlraum zwischen Dämmschicht und Unterspannbahn, über den das Kondenswasser abgeführt wird. Die Luftschicht verhindert, dass Feuchtigkeit von außen in den Dämmstoff gelangt und die tragenden Holzbauteile schädigt. Beim Warmdach übernimmt diese Funktion die Dampfbremse oder die Dampfsperre.
Grundsätzlich besteht der Dachaufbau eines Steildaches aus mehreren Schichten. Die Dämmung kann dabei unterschiedlich angeordnet sein: Unter, zwischen oder auf den Sparren (Untersparrendämmung, Zwischensparrendämmung, Aufsparrendämmung). Es gibt auch Kombinationen.
Im Folgenden lesen Sie den Aufbau der Schichten bei einem Steildach mit Zwischendämmung – von außen nach innen aufgelistet:
- Dacheindeckung (erste wasserführende Ebene)
- Traglattung (trägt die Dacheindeckung)
- Konterlattung (trägt die Traglattung)
- Unterspannbahn oder Unterdeckbahn (zweite wasserführende Ebene)
- Belüftungshohlraum zwischen den Sparren (nur beim Kaltdach)
- Wärmedämmung zwischen den Sparren
- Dampfsperre oder Dampfbremse (deckt Wärmedämmung und Sparren ab)
- Innenverkleidung
Was ist der Unterschied zwischen Unterspannbahn und Unterdeckbahn?
Sowohl die Unterspannbahn als auch die Unterdeckbahn gelten als zweite wasserführende Schicht und dienen dazu, die Dachkonstruktion und die darin befindliche Dämmung vor Feuchtigkeit durch Kondensat oder direkte Witterungseinflüssen wie Schlagregen, Hagel, Flugschnee und Wind zu schützen.
Unterdeckbahnen kommen bei unbelüfteten Dachkonstruktionen zum Einsatz und werden auf flächigen Unterlagen wie Vollholzschalung, Holzwerkstoffplatten oder formstabilen Wärmedämmstoffen verlegt. Die Bahnen werden nur von einer Seite belüftet, sollten deshalb diffusionsoffen sein und die entstandene Feuchtigkeit aktiv abtransportieren. Das ist vor allem im Winter wichtig, wenn Wasserdampf von der warmen Seite innen nach außen zur kalten Seite diffundiert.
Unterspannbahnen werden bei belüfteten Dächern eingesetzt. Sie dürfen nur frei hängend verlegt beziehungsweise frei von Sparren zu Sparren gespannt werden. Der Außenluftstrom kann sich dadurch sowohl oberhalb als auch unterhalb der Bahn bewegen. Da Unterspannbahnen beidseitig belüftet werden, kann das Material diffusionshemmend oder diffusionsdicht sein.
Inzwischen gibt es Bahnen, die sowohl zur Unterdeckung als auch zur Unterspannung von Steildächern verwendet werden können (Unterdeck-/Unterspannbahnen).
Gut zu wissen: |
Unterdeck- und Unterspannbahnen, die der ZVDH*-Klasse UDB-A oder USB-A entsprechen, sind auch als Behelfsabdeckung geeignet. Unter einer dunklen Dacheindeckung und unter Solaranlagen, wo die Hitzeentwicklung besonders groß sein kann, sollten Unterdeck-/Unterspannbahnen mit hoher Hitzebeständigkeit eingesetzt werden. *ZVDH = Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks |
Wie werden Unterspann- und Unterdeckbahnen richtig verlegt?
Unterspannbahnen und Unterdeckbahnen werden parallel zur Traufe verlegt, üblicherweise bis auf das Traufblech. Zum First hin endet die Unterspannbahn etwa fünf Zentimeter vorher, damit die Abluft ungehindert ausströmen kann und eine Belüftung von beiden Seiten möglich ist. Die Unterdeckbahn bei einem unbelüfteten Dach wird in einem Zug über den First hinweg gespannt, sodass die darunter liegende Dachkonstruktion mit Dämmung dicht abgedeckt ist. Gibt es aufgehende Bauteile wie Gauben, Schornsteine und Kamine, muss darauf geachtet werden, dass die Unterspannbahn auch hier dicht abschließt.
Sowohl Unterspann- als auch die Unterdeckbahnen werden überlappend verlegt. Je nach Hersteller wird eine Mindestüberlappung von zehn bis 20 Zentimetern empfohlen. Die Überlappung sollte in der Regel verklebt werden. Dafür gibt es spezielle Dichtkleber oder Klebebänder. Manche Hersteller bieten auch selbstklebende Unterspann-/Unterdeckbahnen an, die eine einfache und schnelle Verlegung ermöglichen.
Welche Unterspannbahnen gibt es?
Auf dem Markt sind viele verschiedene diffusionsoffene Unterspannbahnen zu finden, grundsätzlich lassen sich aber vier Arten von Bahnen ausmachen:
- Beschichtetes Vlies
- Bahnen aus Spinnvlies
- Vlies mit mikroporöser Funktionsmembran
- Vlies mit monolithischer Funktionsmembran
Da nicht jede Unterspannbahn für jedes Dachprojekt passt, sollte man sich bei der Auswahl von einem Experten zum Thema Unterspannbahnen beraten lassen.
Was ist der Unterschied zwischen Dampfsperre und Dampfbremse?
Sowohl die Dampfsperre als auch die Dampfbremse haben den Zweck, die Wärmedämmung vor größeren Feuchtigkeitsbelastungen durch die Innenraumluft zu schützen. Der Grund: Tritt zu viel Feuchtigkeit in die Dämmung ein, vermindert sich die Dämmfähigkeit und es kann Schimmel entstehen. Um zu verhindern, dass Wasserdampf in der Dämmung kondensiert, wird deshalb raumseitig eine Dampfbremse oder Dampfsperre vollflächig auf Dämmung und Dachsparren verlegt – also direkt unter der abschließenden Innenraumverkleidung.
Die Wirkungsweise von Dampfbremsen und Dampfsperren ist unterschiedlich: Während die Dampfbremse einen Feuchtigkeitsaustausch in beide Richtungen zulässt, also von innen nach außen und von außen nach innen, bildet die Dampfsperre eine stärkere Barriere und gibt nur nach außen Feuchtigkeit ab.
Wie hoch der Feuchtigkeitsschutz einer Baufolie ist, erkennt man am sd-Wert. Folien mit einem sd-Wert von mindestens 1.500 m gelten als Dampfsperren, Baufolien mit einem sd-Wert unter 1.500 m als Dampfbremsen (vgl. DIN 4108-3).
Detail sd-Wert: | Der sd-Wert steht für die wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke und wird berechnet, indem man die Dicke des Baustoffs s (gemessen in Metern) mit dessen Wasserdampfdiffusionswiderstand μ multipliziert. |
Welche Vor- und Nachteile hat ein Steildach?
Steildächer sind nach wie vor die bevorzugte Dachform in Deutschland, sie hat viele Vorteile bei nur wenigen Nachteilen. Im Folgenden ein Überblick:
Vorteile Steildach
- Langfristig ist ein Steildach kosteneffizienter als ein Flachdach.
- Ein Steildach leitet Witterungseinflüsse wie Regen, Hagel und Schnee besser ab als ein Flachdach.
- Ein Steildach bricht den Wind und verringert seine Sogwirkung.
- Steildächer ermöglichen einen besseren Kälte- und Hitzeschutz (bei zweischaligen Konstruktionen).
- Unter einem Steildach können zusätzlich nutzbare Wohn- und Lagerflächen entstehen (abhängig von der Dachneigung).
- Steildächer müssen kaum gewartet werden.
- Steildächer sind oft langlebiger als Flachdächer.
Nachteile Steildach
- Steildächer sind in der Regel schwieriger zu bauen und haben einen höheren Planungsaufwand.
- Die Fläche im Dachgeschoss ist bei Steildächern wegen der Dachneigung begrenzt.
Hinweis: Die hier aufgezählten Vor- und Nachteile sind nicht als abschließend zu betrachten. Es ist immer individuell zu prüfen, was für und was gegen ein Steildach spricht, um eine Entscheidung zu treffen.
Was ist ein Flachdach?
Flachdächer sind Dächer mit sehr geringer Dachneigung. Teilweise werden 10 Grad als Obergrenze angegeben, teilweise sogar nur 5 Grad Dachneigung. Eine eindeutige Aussage zur maximalen Dachneigung von Flachdächern ist in den deutschen Bauordnungen nicht zu finden. Ganz flach werden Flachdächer nie ausgebildet, denn gäbe es gar kein Gefälle, würde sich Wasser stauen und es könnte zu diversen Schäden am Dach kommen.
Wie ist ein Flachdach aufgebaut?
Flachdächer gibt es als Warmdach (unbelüftetes Dach), Kaltdach (belüftetes Dach) oder Umkehrdach mit außenliegender Wärmedämmung.
Die Dachhaut, die äußerste Dachschicht, wird in der Regel als Dachabdichtung ausgeführt – nicht als Dachdeckung wie bei Steildächern. Während Dachdeckungen aus einzelnen Bauteilen bestehen und nicht komplett wasserdicht sind, sondern das Wasser über die Neigung ableiten, sind Dachabdichtungen vollständig wasserdicht.
Unter der Dachabdichtung folgen zahlreiche weitere Schichten, die jeweils einen besonderen Zweck erfüllen. Insgesamt gilt es, den starken Witterungseinflüssen zu trotzen und zugleich Feuchtigkeit, die in den Innenräumen entsteht, gezielt nach außen zu leiten.
Im Folgenden der Aufbau eines Flachdachs (Warmdach) von außen nach innen:
- Dachabdichtung
- Dampfdruckausgleichs- und Trennschicht
- Wärmedämmung
- Dampfsperre (Bitumen-Schweiß- bzw. Dachdichtungsbahnen mit Glasvlies- und Metallbandeinlagen oder Kunststoff-Dachbahnen)
- Trenn- und Ausgleichsschicht (dient vor allem zur Überbrückung von Schwind- und Spannungsrissen)
- Voranstrich
- Gefälleschicht (aus Normalbeton, Bitumensplitt oder keilförmig geschnittenen Wärmedämmplatten)
- Unterkonstruktion / Tragschicht (Stahlbeton oder Grippekonstruktion aus Holz, Stahl oder Stahlbeton mit oberseitiger Tragschicht aus Trapezblech oder Holz)
Um die Abdichtung vor thermischen Spannungen und UV-Strahlungen zu schützen, kann bei ausreichender Tragfähigkeit des Daches eine Deckschicht aufgebracht werden. Als Deckschicht kommen zum Beispiel Kies, Plattenbeläge, Dachbegrünungen oder Solarelemente infrage.
Welches Material kann man als Dampfsperre verwenden?
Die Dampfsperre wird meist oberhalb der Konstruktion und unterhalb der Dämmung angebracht. Hier verhindert sie eine unzulässig große Wasserdampfdiffusion von der Raumseite her, damit sich nicht zu viel Tauwasser unter der Abdichtungsschicht ansammelt, was dem Flachdachaufbau schaden könnte.
Grundsätzlich sollte die Dampfsperre eine sechsfach höhere Dichtigkeit als der restliche Aufbau von innen nach außen haben. Das bedeutet, die wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke, kurz der sd-Wert (Sperrwert) muss sechsfach größer sein. Als Dampfsperren gelten Folien mit einem sd-Wert von bis zu 1.500 m.
Dampfsperren werden in der Regel aus folgenden Materialien hergestellt:
- Bitumen
- Aluminium, auch in Kombination mit anderen Materialien
- Kunststoff (i.d.R. Polyethylen (PE))
Welche Dampfsperre verwendet werden sollte, hängt unter anderem vom Material und der Art der Verlegung der Abdichtung ab. Bitumen-Dampfsperren werden bei bituminös verklebten Dachaufbauten verwendet; lose verlegte Kunststoff-Dampfsperrbahnen kommen bei mechanisch befestigten oder durch Auflast gesicherten Kunststoff-Abdichtungsbahnen zum Einsatz. Sind Innenräume klimatisiert oder weisen eine hohe Luftfeuchtigkeit bei gleichzeitig hohen Temperaturen auf, sollten Dampfsperren mit Metallbandeinlage eingesetzt werden, da Metall diffusionsdicht ist.
Für Industriedächer, bei denen besondere Brandschutzanforderungen bestehen, werden meistens unverklebte Dampfsperren aus PE-Folien oder Dampfsperren aus Aluminium-Verbundfolien verwendet, weil diese bei einem Feuer im Innenraum den Brand nicht weiterleiten.
Um richtig abzudichten, muss die Überdeckung der Dampfsperren in allen Fällen voll verklebt oder verschweißt sein. Außerdem muss der Anschlussbereich mindestens bis zur Oberkante der Wärmedämmung hochgeführt werden und an Dachdurchdringungen wie Schornsteinen ist dicht anzuschließen, damit keine Feuchtigkeit in die Wärmedämmung gelangt.
Gut zu wissen: |
In manchen Fällen sind Dampfsperren als Notabdichtung möglich. Eine Notabdichtung ist eine vorübergehende Abdichtung für drei bis vier Wochen. Dafür sollte das Material unter anderem sechs bis acht Wochen UV-beständig sein. Es gibt auch Dampfsperren als Notabdichtung, die bis zu 10 Wochen UV-beständig sind. Wichtig: Eine Notabdichtung ist keine dauerhafte Lösung und ersetzt keine Abdichtung. |
Tipp: |
Lassen Sie sich für die Wahl der richtigen Dampfsperre von einem Experten beraten. |
Welche Vor- und Nachteile hat ein Flachdach?
Ebenso wie ein Steildach hat auch ein Flachdach verschiedene Vor- und Nachteile:
Vorteile Flachdach
- Ein Flachdach hat in der Regel weniger Gewicht als ein Steildach.
- Die Planung und Konstruktion von Flachdächern ist meist weniger aufwändig.
- Ein Flachdach kann als Dachterrasse genutzt werden (je nach Konstruktion).
- Ein Haus mit Flachdach kann leichter aufgestockt werden (sofern es der Bebauungsplan zulässt).
- Innenliegende Räume können bei einem Flachdach durch Lichtkuppeln sehr gut ausgeleuchtet werden.
- Auf einem Flachdach lassen sich Photovoltaikanlagen unkompliziert und nachträglich installieren.
Nachteile Flachdach
- Die Entwässerung ist bei Flachdächern aufgrund der sehr geringen Neigung schwieriger.
- Wird das Flachdach nicht fachgerecht ausgeführt, können Schimmel und Wasserschäden in der Dachkonstruktion entstehen.
- Ein Flachdach muss häufiger gewartet werden als ein Steildach.
- Bei einem Flachdach können häufiger Reparaturen anfallen.
- Die Herstellung und Entsorgung der Abdichtungsmaterialien für Flachdächer (z.B. Kunststoff und Bitumen) ist problematischer als die Herstellung und Entsorgung von Dachziegeln, Dachsteinen und Metalldachdeckungen für Steildächer.
- In Regionen, in denen es viel schneit, muss das Dach aufgrund der hohen Schneelast entweder regelmäßig geräumt oder die Konstruktion deutlich stärker ausgebildet werden.
Hinweis: Die hier aufgezählten Vor- und Nachteile sind nicht als abschließend zu betrachten. Es ist immer individuell zu prüfen, was für und was gegen ein Flachdach spricht, um eine Entscheidung zu treffen.