Französischer Balkon: Architektonisches Stilmittel für Fassaden

Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter einem Französischen Balkon?

Der Französische Balkon ist ein architektonisches Element, das zur Auflockerung einer Fassade dienen kann und besteht lediglich aus einem Geländer, einer Glasbrüstung oder einem Fenstergitter, das unmittelbar vor einem bodentiefen Fenster montiert ist. Es handelt sich also mehr um ein Geländer vor einem Fenster als um einen Balkon. Denn hinaustreten, wie man es von einem Balkon gewohnt ist, kann man nicht wirklich. 

In Deutschland findet sich meist eine eher zeitgenössische Variante eines Französischen Balkons aus Edelstahl und Glas in reduzierter, schlichter Form. In Paris hingegen sind Französische Balkone mit kunstvoll geschwungenen, schmiedeeisernen Geländern im Jugend- oder Art Déco-Stil mit reichlich Blumenschmuck versehen, welche die Hausfassaden verschönern. In Deutschland erfreuen sich die bodentiefen Fenster in Obergeschossen zunehmender Beliebtheit, nicht zuletzt, da sie eine Möglichkeit schaffen, im Vergleich zu herkömmlichen Standardfenstern, deutlich mehr Helligkeit in die Innenräume zu bringen.

Weitere Begriffe für den Französischen Balkon

Pariser Fenster

Die Begrifflichkeit "Pariser Fenster", die synonym für den Französischen Balkon verwendet wird, ist möglicherweise etwas präziser. Dieser alternative Begriff für den Französischen Balkon, wird vermutlich deshalb verwandt, da besagte Pariser Fenster in Frankreichs Hauptstadt das Stadtbild prägen, wobei es sie allerdings auch in Spaniens oder Italiens Großstädten überall zu finden gibt. das sogenannte Pariser Fenster besteht in Frankreich häufig aus zwei großen Flügelfenstern mit Holzläden, die sich nach innen öffnen lassen. 



Juliet Balcony 

Der so bezeichnete "Juliet Balcony" mutet an Shakespeares berühmte Balkonszene aus Romeo und Julia an. Diese Variante eines Französischen Balkons verfügt tatsächlich über einen, wenn auch sehr übersichtlichen, kleinen Vorsprung, auf den man ins Freie treten kann. Darauf sitzen kann man freilich nicht, für Pflanzen bietet er jedoch etwas mehr Raum als der Französische Balkon eines Neubaus, bei dem das Geländer direkt vor der Scheibe ansetzt.

Ist der Französische Balkon überhaupt ein Balkon oder eine reine Absturzsicherung?

Wie bereits ausgeführt, bringt der Französische Balkon vor allem eines: Licht und Helligkeit für die Innenräume. Ist er denn aber der Definition nach überhaupt ein Balkon? Die Bezeichnung Balkon wird im Sprachgebrauch häufig generell für begehbare, erhöhte Plattformen verwendet. Das Bauwesen und die Architektur differenzieren hier deutlich genauer: Demnach ist ein Balkon ein erhöhter offener Austritt an einem Obergeschoss, der aus der Wand hervorkragt. Die auskragende Platte kann selbst tragend sein, alternativ kann sie mit Hilfe von Konsolen oder Streben an der Wand abgestützt werden. 

Der Balkon, wie er hier definiert wird, bietet Platz, um etwas abzustellen oder sich auf der Fläche aufzuhalten. Ein Französischer Balkon hingegen bietet keine Sitzmöglichkeit, allerdings lässt er sich ähnlich einer Balkonbrüstung oder einem -geländer hübsch schmücken. 

Auch wenn es auf den ersten Blick oft so anmutet: Ein Französischer Balkon ist mehr als eine reine Absturzsicherung für bodentiefe Fenster. Als dekoratives Element, ja als architektonische Raffinesse, kann ein Französischer Balkon die Fassade auflockern und schmücken. Der Austritt kann dabei von wenigen Zentimetern bis zu einer Tiefe von 20 bis 30 Zentimetern reichen.

Die Historie des Französischen Balkons

Wo der Französische Balkon seinen Ursprung hat, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Ob er sich schlicht aus einer baulich schwierigen Situation heraus als Notlösung etabliert hat oder ob er ursprünglich eine Erfindung des französischen Adels ist, der sich an der Fensterfront in ganzer Gestalt zeigen wollte, ist und bleibt umstritten. Eines steht jedoch zweifelsfrei fest: Ist heute der Anbau eines klassischen Balkons aus baurechtlichen Gründen nicht möglich, ist der Französische Balkon ein gangbarer Kompromiss, um einen maximalen Lichteinfall zu erzielen. 

Die Menschheit baut Balkone bereits seit über 2.000 Jahren an Hausfassaden. In südlichen Ländern dienten die Balkone, neben dem Effekt der Helligkeit für die Innenräume, in erster Linie dazu, die Luftzirkulation an heißen Tagen zu verbessern. Dies ist auch heute oft noch die einzige Möglichkeit, ohne den Einsatz einer Klimaanlage, bei großer Hitze die Luft zum Zirkulieren zu bringen. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzten sich Balkone in West-Europa so richtig durch. 

Was gilt es im rechtlichen Sinne beim Französischen Balkon zu beachten?

In Deutschland legt die Bauordnung eines jeden Bundeslandes die vorgeschriebene Geländerhöhe für bodentiefe Fenster fest. Eine Geländerhöhe muss mindestens 80 Zentimeter betragen, 90 Zentimeter ist die Norm. Leben in einem Haushalt unter anderem kleine Kinder, ist eine Geländerhöhe von mindestens 1,0 Meter anzuraten, befindet sich ein entsprechendes Fenster in großer Höhe, wird sogar eine Geländerhöhe von 1,10 Meter vorgeschrieben. Für die Sicherheit spielt neben der schieren Höhe des Geländers auch dessen Beschaffenheit eine Rolle. Faktoren wie das Material des Geländers, dessen Zustand sowie die Dichte der Geländerstäbe, sind essenziell.

Das Geländer eines Französischen Balkons im Neu- und Altbau

Geländer für Französische Balkone sind grundsätzlich im Fachhandel erhältlich. Wollen Sie als Mieter das Geländer Ihres bestehenden Französischen Balkons austauschen, dürfen Sie dies lediglich mit Genehmigung Ihres Vermieters. Als Eigentümer haben Sie selbstredend freie Hand. Geländer für Französische Balkone lassen sich im Fachhandel, Baumarkt, im Internet oder im Metall-Fachhandel erwerben. Für die Materialwahl kann es hilfreich sein, sich an dem Stil der Hausfassade zu orientieren. 



Ein klassisches Edelstahlgeländer oder eines aus feuerverzinktem Stahl, welches sehr witterungsbeständig ist, passt beispielsweise zu einer modernen Bauweise. Ein Geländer aus pulverbeschichtetem Stahl bietet dagegen eine größere Farbauswahl. Schwebt Ihnen eine individuelle Lösung vor oder liebäugeln Sie mit einer romantischen Variante aus lackiertem Schmiedeeisen á la Art Déco der 1920er Jahre, können Sie sich das passende Geländer für Ihren Französischen Balkon auch bei einer Glas- oder Metallwerkstatt nach Maß anfertigen lassen. Transparente Geländer aus Sicherheitsglas sind zulässig, müssen jedoch vom Fachmann absturzsicher befestigt werden. Absturzsicher wird die Befestigung, indem Metallträger im Mauerwerk befestigt (verankert) werden.



Für einen Französischen Balkon einer Altbauwohnung gilt, sich die Übergänge des Geländers ins Mauerwerk genauer anzusehen. Gegebenenfalls sind diese über die Zeit locker geworden und dienen im Ernstfall nicht mehr als Absturzsicherung. Im Zweifelsfall lassen sich Gitter an fraglichen Stellen nachschweißen, bei größeren Korrosionsschäden muss ein Geländer jedoch abmontiert werden. Nachdem neue Stahlanker oder Flansche angeschweißt wurden, kann das Geländer wieder montiert werden. Ein altes, kunstvoll gefertigtes Balkongeländer sollten Sie in jedem Fall sanieren, ein neues in der Art schlägt mit vielen Tausend Euro zu Buche.  

Wie setzen Sie grüne Akzente auf einem Französischen Balkon?

Der Französische Balkon lebt von einer gewissen Leichtigkeit. Wollen Sie diese durch die Begrünung unterstreichen und den Balkon nicht überladen, dann gilt die Devise: Weniger ist mehr. Geradezu prädestiniert ist der Französische Balkon für Kletterpflanzen wie beispielsweise Kapuzinerkresse, immergrünes Efeu oder Passionsblumen. Küchenkräuter wie Basilikum, Rosmarin, Thymian, Lavendel oder Minze, die Sie in Pflanzkästen oder Töpfen angepflanzt haben, dienen neben der reinen Begrünung auch noch zum kulinarischen Genuss und wehen einen frischen Duft in Ihre Wohnräume. 



Für Hobbygärtner sind hier selbstredend kaum Grenzen gesetzt, denn in den entsprechenden Behältnissen lassen sich auch diverse Gemüse wie beispielsweise Bohnen, Chilis, Strauchtomaten, Erdbeeren oder Pflücksalat anpflanzen. Wichtig ist hierbei, dass die ausgewählten Pflanzen reichlich Sonne vertragen. 

Bedenken Sie bei Ihren gärtnerischen Ambitionen, dass Sie sich mit jeder Pflanze, die Sie dort anbringen, einen Teil des einfallenden Lichts nehmen. Nach außen schaffen Sie sich durch die Pflanzen möglicherweise einen gewissen Sichtschutz, für den Blick durchs Fenster nach draußen ist eine Begrünung in jedem Fall ein Gewinn. 

WICHTIG Absturzsicherung! Gegenstände, wie beispielsweise Blumenkästen, die Sie an der Außenseite eines Balkongeländers anbringen, müssen Sie ordnungsgemäß befestigen. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass selbst bei starkem Wind nichts herabstürzt und gegebenenfalls Nachbarn oder Passanten gefährdet beziehungsweise verletzt. 

Wie integrieren Sie den Französischen Balkon ins Raumkonzept?

Zugegeben, die herkömmliche Nutzung eines Balkons lässt sich auf einen Französischen Balkon nicht übertragen. Mit einigen Ideen wird aber auch Ihr Französischer Balkon zum Gewinn.

Sitz-, Ess- oder Leseecke mit Ausblick

Haben Sie Ihren Französischen Balkon erst einmal begrünt, können Sie Ihn wunderbar in Ihren Wohnbereich integrieren und sich beispielsweise eine gemütliche Sitz-, Ess- oder Leseecke mit Ausblick schaffen. Dafür stellen Sie einfach einen kleinen Tisch mit Stühlen vor das Fenster oder arrangieren Sie einen gemütlichen Sessel so davor, dass Sie den Ausblick genießen können. Im Sommer können Sie bei geöffneten Fenstern an Ihrem Tisch oder im Sessel glatt das Gefühl bekommen, Sie säßen im Freien. Bei einem Glas Wein und stimmungsvollem Kerzenlicht werden Sie Ihren Französischen Balkon an einem lauen Abend in vollen Zügen genießen können. 

Heller Arbeitsplatz

Aufgrund des erweiterten Lichteinfalls eignet sich der Bereich vor einem Französischen Balkon auch ideal als Arbeitsbereich.

Wirkungsweise spezieller Geländer an Französischen Balkonen

Französische Balkone dienen unter anderem dazu, Hausfassaden von außen aufzulockern und zu schmücken. Dabei kommt der Gestaltung eines Geländers eine wichtige Bedeutung bei. Nachfolgend sehen wir uns ein paar Geländervarianten und ihre Wirkung einmal genauer an:

  • Guss- und Schmiedeeisernes Geländer

    Die klassischen Geländer Französischer Balkone bestehen aus schwarzem Eisen und sind kunstvoll gegossen oder geschmiedet. So jedenfalls sieht man sie in mediterranen Städten und ihre Verzierungen und Formen sind immer wieder ein Eyecatcher. Meist zeugt ein Guss- oder Schmiedeeisernes Geländer von großer alter Handwerkskunst und findet sich an Altbauten mit edlem, historischem Chic. Heute werden Balkongeländer eher selten aus diesen Materialien und schon gar nicht in dieser aufwendigen Weise gefertigt, was sowohl aufgrund der Material- wie auch der Fertigungskosten nur etwas für echte Liebhaber wäre. Wenn aus Eisen gefertigt wird, dann in schlichter Form. 
  • Edelstahlgeländer

    Geländer aus Edelstahl werden heute an Neubauten hauptsächlich zur Absturzsicherung vor bodentiefen Fenstern eingesetzt. Diese Lösungen haben mit dem klassischen Französischen Balkon, wie wir ihn aus Frankreich kennen, nicht mehr viel gemein. An modernen Mehrfamilienhäusern finden sich häufig Französische Balkone mit Edelstahlgeländern. 
  • Balkongeländer aus Glas

    Ist ein Französischer Balkon mit einem Balkongeländer aus Glas (hier ist Sicherheitsglas Vorschrift) versehen, wirkt dies besonders luftig und der Blick durch das Fenster bleibt völlig unverstellt. Der Nachteil ist eine höhere Pflegeintensität und, verglichen mit einem Edelstahlgeländer, ein höherer Preis. Getöntes Glas oder Milchglas sorgt gegebenenfalls für mehr Privatsphäre und lässt dennoch reichlich Licht ins Innere.
  • Holzgeländer

    Noch pflegeintensiver als ein Balkongeländer aus Glas ist ein Holzgeländer für den Französischen Balkon. Holz muss als natürlicher Rohstoff gut gepflegt und regelmäßig behandelt werden, da es permanent Wind und Wetter ausgesetzt ist. Beispielsweise kann man ein Holzgeländer mit wetterbeständigem Holzlack behandeln. 
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