Rückstausicherung: Schutz vor Abwasser im Keller

Inhaltsverzeichnis

Wozu braucht man eine Rückstausicherung?

Eine Rückstausicherung dient dazu, den Keller beziehungsweise alle Geschosse, die unter der Rückstauebene liegen, vor einer Überflutung zu schützen, wenn die Kanalisation aufgrund von Starkregen überläuft oder sich aus anderen Gründen ein Rückstau bildet, wie beispielsweise durch eine Rohrverstopfung.

Exkurs Starkregen bedeutet laut Deutschem Wetterdienst, dass es mindestens 15 Liter pro Quadratmeter und Stunde oder mindestens 20 Liter pro Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden regnet. Abwasserkanäle sind für diese Wassermengen in der Regel nicht ausgelegt.

Gelangt die Kanalisation an ihre Kapazitätsgrenzen oder ist verstopft, wird das Abwasser in die angeschlossenen Entwässerungsleitungen und damit auch in die Häuser zurückgedrückt. Alle Räume, die unter der Rückstauebene liegen, werden dann durch Abwasser aus den Rohren überflutet, sofern in dem Geschoss Entwässerungsgegenstände wie Bodenablauf, Toilette, Waschbecken, Dusche oder Ähnliches ohne Rückstausicherung installiert wurden.

Wasser im Haus ist grundsätzlich kein Spaß, aber Abwasser aus Rohren ist besonders übel, denn häufig ist es mit Fäkalien vermischt und verursacht somit nicht nur Feuchtigkeitsschäden und Schimmel, sondern ist auch mit Keimen belastet. Eine Rückstausicherung schützt vor dieser Art von Überschwemmung – auch innere Überflutung genannt. Die Sicherung kann in Form von Rückstauverschlüssen mit Rückstauklappen oder Hebeanlagen erfolgen. Wie sich die Maßnahmen unterscheiden und wann welche sinnvoll oder gar vorgeschrieben ist, erfahren Sie im weiteren Verlauf des Artikels.

Exkurs Die Rückstauebene ist die Ebene, bis zu der sich das Wasser in der Kanalisation anstauen kann. Meistens ist das die Oberkante des Straßenbelags des Anschlusspunktes des Grundstücks. Es kann aber auch etwas anderes in der Entwässerungssatzung der Kommune festgelegt sein. Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter Rückstauebene im Glossar von Immoportal.com.

Rückstausicherung schützt auch vor Ratten

Rückstausicherungen schützen nicht nur für Abwasser, das aus der Kanalisation ins Haus drückt, sondern auch vor Nagetieren und Schädlingen, die aus dem Kanal in den Keller kommen können. Durch eine geschlossene Rückstauklappe zum Beispiel kommt keine Ratte mehr ins Haus.

Rückstausicherung: Pflicht oder nicht?

Jeder Hauseigentümer ist in der Pflicht, seine Grundentwässerungsanlagen gegen Rückstau aus der öffentlichen Kanalisation beziehungsweise der städtischen Entwässerungseinrichtung selbst zu sichern. Denn die Kanalsysteme sind zwar darauf ausgelegt, dass das Wasser im Normalfall gleichmäßig abfließt, doch aus wirtschaftlichen Gründen können sie nicht für größere Wassermassen dimensioniert und komplett gegen Rückstau gesichert sein. Städte und Gemeinden verankern deshalb oft entsprechende Klauseln in ihrer Entwässerungssatzung, um der Haftung durch Schäden zu entgehen, die aufgrund von Rückstau entstehen.

Beispiel Ortsentwässerungssatzung Südholstein §18: „Die Grundstückseigentümer haben ihre Grundstücke gegen Rückstau aus den zentralen öffentlichen Abwasseranlagen zu schützen. (…) Soweit erforderlich, ist das Abwasser mit einer automatisch arbeitenden Hebeanlage über die Rückstauebene z. B. durch eine Rückstauschleife in das Entwässerungsnetz zu heben. Die Grundstücksentwässerungsanlagen, die unter der Rückstauebene liegen, sind nach den a. a. R. d. T., insbesondere DIN 1986-100, DIN EN 12056, DIN EN 13564 zu sichern (…)“

Ob eine Rückstausicherung installiert ist, wird normalerweise nicht überprüft, dennoch sollten Hausbesitzer sich unbedingt darum kümmern. Denn kommt es zur Überflutung des Kellers durch Wasser, das über Waschmaschine, Waschbecken oder Dusche zurück ins Haus fließt, ist der Schaden schnell sehr groß und meistens nicht durch eine Versicherung gedeckt – insbesondere dann nicht, wenn die Rückstausicherung fehlt oder mangelhaft ist. Bei einem Neubau sollten Bauherren deshalb beim Planer nachfragen, ob die Entwässerungsanlage gegen Rückstau gesichert werden muss und welche Maßnahmen – Rückstauklappe oder Hebeanlage – dafür geplant sind. Bei einem bestehenden Haus können Käufer beim Verkäufer beziehungsweise Besitzer nachfragen, welche Rückstausicherungen bestehen und eine Fachfrau oder einen Fachmann fragen, ob die Maßnahmen ausreichen.

Wichtig! Bei Schäden durch Starkregen kann eine Elementarschadenversicherung helfen. Das Risiko gegen Rückstau ist darin aber nicht automatisch abgedeckt. Der Punkt muss explizit vereinbart werden. Damit der Versicherungsschutz greift, kann außerdem eine regelmäßige und professionelle Wartung der Rückstauklappen, Rückstauverschlüsse oder Hebeanlagen gefordert sein. Mehr zum Thema Elementarschadenversicherung finden Sie hier: Elementarschadenversicherung – so schützen Sie sich vor finanziellem Ruin.

Rückstausicherung: Welche Arten gibt es?

Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Rückstausicherung:

  • Abwasserhebeanlagen – aktive Rückstausicherung: Bei Abwasserhabeanlagen wird das Abwasser, das unter der Rückstauebene anfällt, in einen Behälter geleitet und durch eine Pumpe über eine Schleife (Rückstauschleife) über die Rückstauebene gepumpt.
  • Rückstauverschlüsse – passive Rückstausicherung: Systeme, die durch Klappen (Rückstauklappen) vor Rückstau schützen.

Welche Rückstausicherung wann infrage kommt beziehungsweise notwendig ist, erfahren Sie in den nächsten Abschnitten.

Exkurs Eine Rückstauschleife ist eine künstlich erhöhte Rohrführung oberhalb der Rückstauebene, die auf physikalischem Weg gegen Rückstau schützt, da das zurückdrückende Wasser nicht darüber hinaus ansteigen und ins Haus fließen kann.

Rückstausicherung: Wann genügt ein Rückstauverschluss mit Rückstauklappe?

Rückstauverschlüsse sind für den privaten Bereich zugelassen, allerdings auf ein sehr enges Einsatzgebiet begrenzt. Laut DIN EN 13564 können sie dann verwendet werden, wenn

  • zum Kanal ein natürliches Gefälle besteht
  • die betroffenen Räume von untergeordneter Nutzung sind; bei einer Überflutung also keine wesentlichen Sachwerte oder die Gesundheit der Bewohner gefährdet werden
  • der Benutzerkreis klein ist
  • oberhalb der Rückstauebene ein WC zur Verfügung steht, sodass bei Rückstau auf die Benutzung der betroffenen Ablaufstellen verzichtet werden kann

Rückstauklappen: Arten, Einbau und Kosten

1. Welche Arten von Rückstauklappen gibt es?

Rückstauverschlüsse gibt es mit verschiedenen Typen von Rückstauklappen:

  • Rückstauklappe Typ 0: zugelassen für Regenwasser
  • Rückstauklappe Typ 1: zugelassen für Regenwasser
  • Rückstauklappe Typ 2: zugelassen für Regenwasser / fäkalienfreies Abwasser (Grauwasser)
  • Rückstauklappe Typ 3: zugelassen für fäkalienfreies Abwasser (Grauwasser), mit der Kennzeichnung „F“ auch für fäkalienhaltiges Abwasser (Schwarzwasser) zugelassen
  • Rückstauklappe Typ 4: zugelassen für fäkalienfreies Abwasser (Grauwasser)
  • Rückstauklappe Typ 5: zugelassen für fäkalienfreies Abwasser (Grauwasser)

Rückstauverschlüsse für fäkalhaltiges Abwasser sind in der Regel immer geöffnet, die Rückstauklappe schließt erst im Falle eines Rückstaus.

Bei Rückstauverschlüssen für fäkalienfreies Abwasser hängt die Rückstauklappe hingegen immer in geschlossener Stellung. Wird das Abwasser regulär abgeführt, öffnet sie sich durch den Fließdruck. Bei einem Rückstau wird die Klappe von der anderen Seite durch das rückstauende Abwasser fest gegen die Dichtung gepresst, sodass es nicht weiter in die Rohrleitungen zurückgedrückt werden kann.

Wichtig! Die Systeme können nur funktionieren, wenn sie regelmäßig gewartet werden. Laut DIN EN 13564 muss das mehrmals im Jahr sein – bei Rückstauverschlüssen für fäkalienhaltiges Abwasser durch einen Fachbetrieb.

2. Wo wird die Rückstauklappe eingebaut?

Rückstauklappen beziehungsweise Rückstauverschlüsse können in einem Rohrsystem, in der Bodenplatte oder in einem Revisionsschacht eingebaut werden:

  • Im Rohrsystem: Die Rückstauklappen können an verschiedenen Stellen eingebaut werden. Die einfachste Lösung ist die Abwasserleitung im Keller, wenn diese frei liegt. Hier können Rückstauklappen gut geprüft und gewartet werden.
  • In der Bodenplatte: Wird ein Haus neu gebaut oder der Keller komplett saniert, bietet es sich an, die Rückstauklappe direkt in die Bodenplatte einzubauen. Dabei ist es sinnvoll, gleich weitere Abläufe mit einzubauen, die bei einem Schadensereignis wie einer überlaufenden Waschmaschine das Wasser direkt ableiten.
  • Im Revisionsschacht: Bei einer Abwasserhebeanlage kann die Rückstauklappe im Revisionsschacht eingebaut werden.
Wichtig! Fallleitungen müssen immer in Fließrichtung hinter Rückstausicherungen angeschlossen werden.

3. Wie viel kostet eine Rückstauklappe?

Die Kosten für eine Rückstauklappe variieren je nach Art, Anforderung und Einbauort. In der Regel ist der Einbau einer Rückstauklappe günstiger, wenn dieser im Rahmen eines Neubaus geschieht, als wenn sie in einem bestehenden Gebäude nachgerüstet werden muss.

Rückstausicherung: Wann braucht man eine Hebeanlage?

Hebeanlagen sind dann erforderlich, wenn

  • Räume dauerhaft bewohnt werden; zum Beispiel bei einer Einliegerwohnung
  • im Keller hochwertige Wirtschaftsgüter gelagert werden
  • auf die Ablaufstellen nicht verzichtet werden kann; zum Beispiel, wenn nur dort die Toiletten eines Restaurants Platz finden
  • Überläufe von Regenwassersammelbehälter vorhanden sind, die in einen Mischwasserkanal eingeleitet werden müssen

Hebeanlagen: Arten, Planung und Kosten

1. Welche Arten von Hebeanlagen gibt es?

Je nach Verwendungszweck wird in drei Typen von Abwasserhebeanlagen unterschieden (DIN EN 12050):

  • Typ 1 Hebeanlage für fäkalienhaltiges Abwasser (Schwarzwasser) aus WC- und Urinalanlagen
  • Typ 2 Hebeanlage für fäkalienfreies Abwasser (Grauwasser) beispielsweise aus Duschen, Wasch- und Spülbecken
  • Typ 3 Hebeanlage für fäkalienhaltiges Abwasser für begrenzte Verwendung – für Grau- und Schwarzwasser; die Begrenzung bezieht sich auf den Nutzerkreis und die Anzahl der angeschlossenen Anlagen

2. Was ist bei der Planung von Hebeanlagen zu beachten?

Gemäß DIN EN 12056-4 sind folgende Aspekte bei der Planung von Abwasserhebeanlagen zu beachten:

  • Die Sammelbehälter müssen bei fäkalienhaltigem Abwasser über eine lösbare Verbindung verfügen, dürfen also nicht baulich mit dem Gebäude verbunden sein.
  • Der Zulauf zur Abwasserhebeanlage muss mit einem Absperrschieber und der Ablauf mit einem Rückflussverhinderer sowie einem Absperrschieber ausgestattet sein.
  • Die Leitungen sind so zu verlegen, dass sie von selbst leerlaufen können. In Fließrichtung dürfen sie sich nicht verengen.
  • Die Sohle der Rückstauschleife muss über der Rückstauebene liegen.
  • Um eine Abwasserhebeanlage herum muss ein ausreichend beleuchteter und belüfteter Arbeitsraum von 60 Zentimetern frei sein.

3. Wie viel kostet eine Hebeanlage?

Die Kosten für eine Hebeanlage können stark variieren. Folgende Faktoren spielen eine Rolle:

  • Art der Hebeanlage (Typ 1, 2 oder 3? / Für Grauwasser oder Schwarzwasser?)
  • Kosten für die Hebeanlage (abhängig vom Typ)
  • Dimensionierung der Hebeanlage (Das anfallende Abwasser muss ausreichend bewältigt werden können.)
  • Ausstattung der Hebeanlage (zum Beispiel mit automatischer Selbstüberwachung)
  • Kosten für den Einbau der Hebeanlage (richtet sich nach Anlagenart und örtlichen Gegebenheiten)
  • Laufende Kosten für die Hebeanlage (Wartungskosten, Stromverbrauch)
  • Zusätzliche Arbeiten (zum Beispiel Einbau eines Hebeanlagenschachts oder Reinigung der Hebeanlage)

Wer baut eine Rückstausicherung ein und ist eine Nachrüstung möglich?

Bei Neubauten wird die Rückstausicherung über Rückstauklappen und oder eine Hebeanlage direkt mitgeplant, sofern Entwässerungsgegenstände unterhalb der Rückstauebene vorgesehen sind. Dennoch sollten Bauherren zur Sicherheit ihren Architekten, Planer oder Bauunternehmer fragen, ob die Rückstausicherung bedacht wurde.

Ein nachträglicher Einbau ist zwar möglich, aber meistens kostspieliger. Mit der Nachrüstung der Rückstausicherung sollte ein Fachbetrieb (Sanitärunternehmen) beauftragt werden, der im Voraus ausführlich beraten kann und weiß, wann welche Lösung infrage kommt.

Wie viel kostet eine Rückstausicherung?

Wie viel eine Rückstausicherung kostet, hängt vor allem davon ab, ob ein Rückstauverschluss mit Rückstauklappe genügt oder eine Hebeanlage installiert werden muss. Rückstauverschlüsse sind günstiger als Hebeanlagen. Außerdem ist ein direkter Einbau günstiger als eine Nachrüstung. Neben dem reinen Materialpreis müssen in der Regel noch die Kosten für den Einbau hinzugerechnet werden. Um einen genauen Kostenüberblick zu erhalten, ist es ratsam, sich alle Kostenpunkte im Detail vom Planer auflisten zu lassen.

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