Sinterschichten: Wie kann ich Kalkablagerungen entfernen und verhindern?
Was ist eine Sinterschicht?
Sinterschichten sind sehr dünne und harte, matt bis glänzend wirkende Ablagerungen, die auf Oberflächen von mineralischen Putzen wie Gipsputz oder mineralischen Estrichen wie Calciumsulfatestrich entstehen können. Auf Beton kommen sie ebenfalls hin und wieder vor.
Alternative Bezeichnungen für Sinterschicht sind
- Sinterhaut,
- Kalkhaut und
- Calcithaut.
Wie entsteht eine Sinterschicht?
Eine Sinterschicht bildet sich während des Trocknungsprozesses von mineralischem Putz und Estrich sowie Beton. Ursache ist der Kapillareffekt, der dafür sorgt, dass Flüssigkeiten entgegen der Schwerkraft nach oben steigen. Den meisten ist dieser Effekt von Pflanzen bekannt: Bei Bäumen beispielsweise wird durch den Kapillareffekt das Wasser von den Wurzeln nach oben bis in die Krone geleitet. Im Falle von mineralischen Putzen und Estrichen zieht bei der Verdunstung das aufsteigende Wasser einige leichtere Bestandteile, die sich noch nicht gänzlich vermischen konnten – zum Beispiel Kalk – mit an die Oberfläche. Die Stoffe lagern sich dort ab und bilden die sogenannte Sinterschicht. Die schweren Komponenten hingegen sinken nach unten.
Sinterschichten sind in der Regel materialbedingt. Das bedeutet, sie können auch bei fehlerfreier Materialverarbeitung entstehen. Trotzdem gibt es ein paar Faktoren, die die Bildung von Sinterschichten begünstigen:
- zu hohe Wasserzugabe (vor allem bei Estrichen)
- zu lange Verarbeitungszeit bei der Glättung (insbesondere Estrichen)
- unzureichende Belüftung während der Trocknung beziehungsweise hohe Luftfeuchtigkeit und niedrige Temperaturen (vor allem bei Gipsputzen)
- zu langsames Abtrocknen der Fläche
Sinterschichten: Weshalb sind die Ablagerungen ein Problem?
Das Problem an Sinterschichten ist, dass sie oftmals die Trag- und Saugfähigkeit des Untergrundes mindern, sodass eine weitere Bearbeitung der Oberfläche entweder gar nicht möglich ist oder zu einem mangelhaften Ergebnis führen würde.
Der Grund für die verminderte Tragfähigkeit: Während der Materialtrocknung entstehen zwischen der Sinterschicht und der darunter liegenden weniger festen Schicht große Spannungen. Diese Spannungen wiederum sorgen dafür, dass die Sinterschicht früher oder später abplatzt und somit keinen tragfähigen Untergrund darstellt. Vor einer weiteren Bearbeitung der Oberfläche müssen die Ablagerungen deshalb unbedingt entfernt werden.
Das Problem der verminderten Saugfähigkeit: Die meisten Grundierungen und Kleber, die als Grundlage für eine weitere Bearbeitung der Oberfläche dienen, setzen eine saugfähige Oberfläche voraus. Ist diese nicht gegeben, kann der Putz, der Estrich oder der Beton nicht weiterbearbeitet werden.
Bei Calciumsulfatestrichen verzögert die Sinterschicht außerdem die Trocknung des Estrichs.
Wie erkenne ich Sinterschichten auf Calciumsulfatestrich oder Gipsputz?
Sinterschichten sind oftmals bereits mit bloßem Auge zu erkennen, da sich ihre Oberfläche beispielsweise durch mehr Glanz von der eigentlichen Materialoberfläche unterscheidet. Wenn Sie sich jedoch unsicher sind, können Sie eine Gitterritzprüfung durchführen, um herauszufinden, ob sich eine Sinterschicht gebildet hat.
Vorgehen bei der Gitterritzprüfung – auch Gitterschnittprobe genannt:
- Zeichnen Sie mit Lineal und Bleistift ein Gitter auf die Oberfläche, das aus etwa sechs vertikal und sechs horizontalen Linien mit jeweils einem Zentimeter Abstand dazwischen besteht.
- Ritzen Sie die vorgezeichneten Linien mit einem Cuttermesser in die Oberfläche. Achten Sie darauf, dass Sie immer einen gleichbleibenden Druck ausüben.
Löst sich an den Knotenpunkten die obere Schicht ab, deutet das darauf hin, dass sich eine Sinterschicht gebildet hat.
Um sich endgültig abzusichern, können Sie das Gitter mit Wasser benetzen. Wenn sich tatsächlich eine Sinterschicht gebildet hat, nehmen nur die eingeritzten Linien das Wasser auf und zeichnen sich dadurch deutlich dunkler ab als die Gitterflächen. Im Falle einer bestehenden Sinterschicht verhindern bei den Gitterflächen die Ablagerungen, dass der Putz oder der Estrich das Wasser aufnehmen – sie bleiben deshalb heller.
Wie kann ich Sinterschichten auf Calciumsulfatestrich entfernen?
Calciumsulfatestriche beziehungsweise Kalziumsulfatestriche oder Anhydritestriche neigen materialbedingt häufig zur Bildung von Sinterschichten. Deshalb ist es zu empfehlen, diese Estrichart immer erst anzuschleifen, bevor mit dem nächsten Arbeitsschritt begonnen wird. Lesen Sie zur Sicherheit aber noch einmal genau die Herstellerangaben des Estrichs durch.
Hat sich eine sehr dünne Sinterschicht auf dem Calciumsulfatestrich gebildet, genügt es manchmal bereits, den Estrich nur ein wenig anzuschleifen, um die Kalkschicht vollständig entfernen zu können. In anderen Fällen muss der Estrich richtig abgeschliffen werden.
Tipp | Saugen Sie den Staub während des Abschleifens am besten direkt mit einem Industriestaubsauger ein, sonst verteilt er sich im ganzen Raum. |
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Sinterschichten: Wie kann ich Kalkablagerungen auf Gipsputz entfernen?
Sinterschichten auf Gipsputz können ebenfalls an- oder abgeschliffen werden. Die Körnung des Schleifpapiers darf jedoch nicht zu groß sein, da sonst eventuell Rillen und Dellen in den Gipsputz geschliffen werden.
Eine Alternative zum Schleifen ist die sogenannte Fluatierung. Bei dieser Methode wird die Sinterschicht durch einen chemischen Prozess entfernt, indem Fluat auf die betroffenen Stellen aufgetragen wird. Kohlesäurebläschen zeigen an, dass der Prozess in Gang ist. Manchmal ist ein zweiter Auftrag notwendig, um die Sinterschicht gänzlich zu entfernen. Die behandelten Stellen müssen am Ende mit einem Glätter scharfkantig abgezogen oder gründlich mit Wasser abgewaschen werden.
Achtung! |
Fluat ist eine Säure, deshalb gilt:
Decken Sie alle Bereiche sorgfältig ab, an die kein Fluat gelangen soll. |
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Anhydritestrich: Wie können Sinterschichten verhindert werden?
- Achten Sie auf eine sachgemäße Verarbeitung: Durch zu hohe Wasserzugabe steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Bindemittel oder andere Zusätze an der Oberfläche absetzen
- Achten Sie auf günstige Witterungsverhältnisse: Zu hohe Luftfeuchtigkeit und zu niedrige Temperaturen fördern die Bildung von Sinterschichten.
Da bei Anhydrit- beziehungsweise Calciumsulfatestrichen häufig Sinterschichten auftreten, sollten Sie deren Entfernung zeitlich und finanziell vorsorglich einplanen. So kommen Sie weder mit Ihrem Zeit- noch Geldbudget in Bredouille.
Gipsputz: Wie kann ich verhindern, dass eine Sinterschicht entsteht?
- Verarbeiten Sie gipshaltige Putze nicht bei Temperaturen unter plus fünf Grad Celsius (+5 °C).
- Achten Sie auf die richtige Belüftung während der Trocknungsphase: Jahreszeit und Witterungsverhältnisse sind ausschlaggebend dafür, wie diese aussehen muss. Kühle Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit verzögern das Abtrocknen des Gipsputzes und lassen Sinterschichten entstehen.
- Lüften Sie in den ersten Wochen nach Putzauftrag mehrmals am Tag. Öffnen Sie dazu Fenster und Türen weit.