Fassadendämmung: Was bringt sie und welche Möglichkeiten gibt es?
Wann wird eine Fassadendämmung erforderlich?
Eine Fassadendämmung ist eine Form der energetischen Sanierung. Was letztlich gegen Kälte hilft, kennen wir aus unserem Alltag. Sei es bei der Winterkleidung oder einem Haus: Jede Schicht schützt vor Kälte. Bei der Kleidung kann ein wärmender Wintermantel wahre Wunder bewirken, beim Haus ist es ähnlich, wenn auch weitaus komplexer und vor allem kostspieliger. Eine Fassadendämmung schützt das Haus, im Gegensatz zur wärmenden Kleidung, allerdings vor dem Wärmeverlust aus dem Inneren.
Die Fassade eines Hauses ist die Fläche seiner Außenwände, über die – in energetischer Hinsicht – viel Wärme verloren geht. Gegen diesen ungenutzten Wärmeverlust kann man teuer „anheizen“, effektiv ist dies jedoch nicht.
Eine energetische Sanierung wird daher auch fast ausnahmslos nach der Energiesparverordnung (EnEV) als Fassadendämmung vorgenommen. Es gibt sogar Fälle, in denen vorgeschrieben ist, eine Dämmung exakt auf der Grundlage dieser Verordnung vorzunehmen. In jedem Fall handelt es sich jedoch um eine Außendämmung.
Hinterlüftete Fassade, Kern- oder Einblasdämmung: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Wärmedämmung umzusetzen. Wofür Sie sich letztlich entscheiden, hängt von diversen Faktoren ab, wie beispielsweise
- Kosten der Dämmmaßnahme
- Optik der Dämmung
- Effizienz der Dämmung
- Art der Immobilie
Die Kosten für die Fassadendämmung holen Sie im Laufe der Jahre durch eingesparte Heizkosten wieder herein.
Wie hoch ist die Energieeinsparung durch die Fassadendämmung?
Hinsichtlich des Einsparpotentials einer Fassadendämmung lässt sich lediglich eine grobe Einschätzung vornehmen: Je älter ein Haus ist, desto größer ist in aller Regel auch das mögliche Energiesparpotential einer Dämmung. Vor 1977 wurde praktisch überhaupt nicht gedämmt. Die erste Wärmeschutzverordnung trat am 01. November 1977 in Kraft.
Das durchschnittliche Einsparpotential einer Fassadendämmung bezüglich der Heizkosten liegt bei bis zu 20 Prozent. Je nach Größe einer Immobilie können durchschnittlich etwa 10.000 kWh/a über die Außenwände verloren gehen. Wie hoch der Energieverlust bei Ihrer Immobilie ist, können Sie mit Hilfe eine Energieberatung herausfinden. Festhalten lässt sich jedoch, dass eine Fassadendämmung im Durchschnitt hilft, mehrere Hundert Euro im Jahr einzusparen. Je nach U-Wert, dem Wärmedurchgangskoeffizienten, der die Effizienz einer Dämmung einstuft, gilt:
Je geringer der U-Wert einer Dämmung, desto höher die Effizienz der Wärmedämmung.
Welche Formen der Wärmedämmung gibt es?
Vorgehängte oder hinterlüftete Fassaden
Hinterlüftete oder vorgehängte Fassaden werden folgendermaßen aufgebaut: Auf die tragende Wand wird ein Lattenrahmen aus Metall oder Holz aufgebaut. Die entstehenden Zwischenräume werden vorzugsweise mit Mineralwolle gefüllt. Mit einer Außenverkleidung auf Basis einer Konterlattung wird die Dämmung verblendet.
Diese Art der Dämmung ist äußerst effektiv, verglichen mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS), ist sie allerdings eher kostspielig. Ein weiterer Punkt, der für eine vorgehängte oder hinterlüftete Fassade spricht: Sie benötigen keine Polystyrolplatten.
Hinterlüftete Fassaden können Feuchtigkeitsschäden und Schimmel vorbeugen, da die Luft zwischen Dämmung und Verkleidung zirkulieren kann. Die Kosten sind mit 180 - 300 Euro pro Quadratmeter vergleichsweise hoch, die Außenwand kann hingegen individuell gestaltet werden.
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)
WDVS, sogenannte Wärmedämmverbundsysteme, gelten als Standard der Fassadendämmung. Auf der Fassade werden Dämmplatten aus Polyurethan oder Styropor befestigt. Der Dämmstoff wird mit Armierungsgewebe verstärkt und anschließend verputzt. Hier sind die Möglichkeiten der optischen Fassadengestaltung allerdings begrenzt.
Für ein Wärmedämmverbundsystem bewegen sich die Kosten, je nach Haustyp, bei 90 - 140 Euro pro Quadratmeter. Die Dämmstoffe später einmal zu recyceln, kann problematisch werden.
Außendämmung mit isolierendem Vakuum
Die Dämmung durch ein isolierendes Vakuum in Form von luftgefüllten Kammern funktioniert gut, da die Luft in diesen Kammern ein schlechter Wärmeleiter ist. Die noch effektivere Dämmwirkung hat ein Vakuum. Hier ist nichts „enthalten“, was Wärme leiten könnte. Sogenannte Vakuumdämmplatten, beziehungsweise Vacuum Insulated Panel (kurz VIP) sowie Isolierkannen dämmen nach demselben Prinzip.
Die Paneele einer Vakuumdämmplatte sind sehr dünn und können bereits mit 2 Zentimetern Stärke den Dämmwert einer 20 Zentimeter starken Polystyrolplatte erreichen.
Die Nachteile sind hier nur allzu offensichtlich: Kommt es auch nur zu einer kleinen Beschädigung der Paneele, ist die Dämmwirkung gleich Null. Darüber hinaus sind die Paneele mit 225 Euro pro Quadratmeter vergleichsweise teuer und sie lassen sich nicht zuschneiden.
Kerndämmung oder Einblasdämmung
Bei der Kerndämmung gibt es zwischen der Außenschale des Gebäudes, welche aus frostfesten Steinen besteht, und der tragenden Wand eine isolierende Schicht. Dieser Zwischenraum ist gut 15 Zentimeter stark. Bei Neubauten kommen für die Dämmung folgende Materialien in Frage:
- Eingeschütteter Schaumglasschotter
- Granulate aus Zellulose oder Kork
- Dämmplatten aus Mineralwolle
Bei einem zweischaligen Mauerwerkt, wie es dies beispielsweise bei Klinkerbauten gibt, kann der Dämmstoff auch durch entsprechend zu diesem Zweck gebohrte Löcher in die Wand geblasen werden. Dieses Dämmverfahren, welches als Einblasdämmung bezeichnet wird, verändert die Optik des Hauses nicht im geringsten und ist vergleichsweise günstig. Für den Quadratmeter lassen sich hier Kosten von etwa 40 – 60 Euro veranschlagen.
Innendämmung
In einigen Fällen, wie etwa bei Fachwerkhäusern oder Denkmal geschützten Häusern, gibt es für die Dämmung nicht viele Möglichkeiten. Häufig bleibt lediglich, die Häuser mit einer Innendämmung zu versehen, da die Fassade dieser Gebäude gemäß Denkmalschutzverordnung nicht verändert werden darf.
Außendämmung mit Wärmedämmziegeln
Bei Neubauten werden zunehmend Verfahren eingesetzt, mit deren Hilfe die Mauern sich selbst isolieren. So kommen immer häufiger Wärmedämmziegel mit einer Perlite-Füllung oder anderen Dämmstoffen zum Einsatz, die den Mauern eine selbst isolierende Wirkung verleihen. Diese Möglichkeit der Dämmung lässt sich im Grunde auch nachträglich vornehmen. Dazu werden die Steine nicht wie Wärmedämmplatten auf die Außenwand geklebt sondern sie werden direkt auf die Außenwand gemauert. Handelt es sich um nicht ebene Außenwände, lässt man einen Hohlraum, der im Anschluss mit Perlite befüllt wird. Diese Form der Außendämmung ist vergleichsweise teuer und kostet pro Quadratmeter zwischen 70 und 120 Euro.
Welche Vorteile birgt eine Fassadendämmung?
- Spart Heizkosten In aller erster Linie spart eine Fassadendämmung Heizkosten. Dieser Umstand zeigt sich bereits bei der ersten Jahresabrechnung, die auf die Sanierung folgt.
- Verbessertes Raumklima Darüber hinaus verbessert sich die Außendämmung das Raumklima und die Innenwände werden wärmer beziehungsweise kühlen nicht mehr so stark aus.
- Höherer Verkehrswert, Schutz der Bausubstanz Durch die Dämmung erhöht sich der Verkehrswert des Gebäudes, im Sommer wirkt die Dämmung als Hitzeschutz und schließlich schützt sie die Bausubstanz.
Wo liegen die Nachteile einer Fassadendämmung?
- Kostspielig
- Schwierige Entsorgung, eventuell Sondermüll
- Keine Kostenersparnis durch Eigenleistung
Eine Fassadendämmung ist eine kostspielige Sanierungsmaßnahme. Amortisieren werden sich die Kosten, abhängig von der Bauart, teils erst nach Jahren oder gar Jahrzehnten.
Die Entsorgung des zur Dämmung eingesetzten Polystyrol kann schwierig werden. Es muss gesondert entsorgt werden und kann nur schwerlich in seine einzelnen Komponenten zerlegt werden. Dämmmaterial, das zusätzlich mit Brandschutz versehen ist, muss eventuell sogar als Sondermüll behandelt und entsprechend entsorgt werden.
Bei der Außendämmung ist eine sorgfältige Planung sowie eine professionelle Bauausführung essenziell. Für Heimwerker sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass sich durch Eigenleistung keine Kosten einsparen lassen.
Welche Kosten verursacht eine Fassadendämmung?
Die Frage, ob sich eine Fassadendämmung „lohnt“, wird sich höchstwahrscheinlich jeder Hausbesitzer stellen, der sich mit Gedanken an eine solche Sanierungsmaßnahme trägt. Im Grunde lässt sich die Frage nur mit einem Ja beantworten. Allerdings lassen sich die Kosten nicht konkret beziffern, da sie beispielsweise von der Entwicklung der Energiepreise, den Kosten sowie der Haltbarkeit der Dämmung selbst abhängen.
Lassen Sie Ihr Haus beispielsweise neu verputzen, lohnt sich eine Fassadendämmung im selben Moment schon allein deshalb, weil die Kosten für den Maler, Verputzer und das Gerüst ohnehin anfallen.
Welche staatlichen Fördermittel gibt es?
Die Sanierungsmaßnahme einer Außendämmung wird von der KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördert, sowohl in Form von Zuschüssen als auch durch Kredite.
Ziehen Sie in Erwägung, einen Antrag zur Förderung einer energetischen Sanierung bei der KfW zu stellen, benötigen Sie Hilfe. Für eine solche Sanierungsmaßnahme benötigen Sie einen Energieberater und einen Finanzierungspartner. Ein Energieberater kümmert sich um die Antragstellung sowie weitere Formalitäten und übernimmt sowohl Planung als auch Durchführung der Sanierungsmaßnahme.
Einen Finanzierungspartner finden Sie üblicherweise in Ihrer Hausbank, die sowohl den Antrag stellen kann als auch einen Kreditvertrag mit Ihnen abschließen.
Wahr oder falsch: Welche Annahme ist reiner Irrglaube?
Angeblich fördert die Fassadendämmung Algen und Schimmel?
Wo Feuchtigkeit auf kühle Gebäudeteile trifft und kondensiert, entsteht Schimmel. Das liegt nicht an einer Fassadendämmung. Zu ausgekühlten Bauteilen kommt es durch Baumängel während der Bauausführung. Besonders häufig kommt es beispielsweise an den Ecken neuer Fenster in ungedämmten Fassaden zu Wärmebrücken, die die Schimmelbildung begünstigen.
Gut ansiedeln können sich auf gedämmten Fassaden hingegen tatsächlich Algen. Allerdings nur, wenn sie günstige Bedingungen vorfinden. Dies sind beispielsweise
- Baumbestand in unmittelbarer Nähe zur Fassade
- Geringer Dachüberstand, der die Wand nicht vor Schlagregen schützt
Optische Verschandelung durch eine Fassadendämmung
Hartnäckig hält sich die Vorstellung, ein Haus würde durch die Fassadendämmung unter einer dicken Dämmschicht verschwinden. Tatsächlich sind bei Wärmedämmverbundsystemen die kreativen Gestaltungsmöglichkeiten eher eingeschränkt.
Offensichtlich sitzen nach einer WDVS-Maßnahme die Fenster tatsächlich tiefer in der Fassade. Durch Dekoelemente, Oberflächenstruktur oder Farbgestaltung lassen sich die so entstandenen Einheitsfassaden jedoch durchaus etwas aufwerten.
Die Gestaltungsmöglichkeiten für ungedämmte und gedämmte Außenwände sind in etwa vergleichbar. Ist eine Kerndämmung unmöglich und wollen Sie die Fassade optisch nicht verändert wissen, bleibt lediglich, eine Innendämmung vorzunehmen.
Das Haus gerät schneller in Brand
Eine erhöhte Brandgefahr kann hier tatsächlich zum Problem werden. Allerdings nur bei Polystyrol. Dieser Dämmstoff KANN, enthält er keine brandhemmenden Zusatzstoffe, die ihn als schwer entflammbar klassifizieren würden, in der Tat schneller in Brand geraten. Dies ist jedoch nicht allgemein gültig. Möglich ist dies beispielsweise, wenn
- in Brand geratene Mülltonnen oder andere Gegenstände zu dicht an der Hausfassade stehen
- die Fassadendämmung ohne Brandriegel ausgeführt wurde.
Dämmstoffe wie Steinwolle sind zum Beispiel auf keinen Fall brennbar.
Müllverursachung durch eine Fassadendämmung
Ist von möglichem Recycling oder von Entsorgungsproblemen die Rede, sind fast ausnahmslos die Polystyrolplatten des WDVS gemeint. Dieser kaum voneinander trennbare Materialmix aus Armierung, Dämmung, brandhemmender Zusatzstoffe und Putz belastet augenscheinlich den Restmüll und eine sortenreine Trennung ist schwerlich möglich.
Inzwischen wird jedoch häufig mit ökologischen oder mineralischen Dämmstoffen gearbeitet, deren Entsorgung keine spezifischen Probleme verursacht. Bei der Kerndämmung können Dämmmaterialien wie etwa die Steinwolle sogar wiederverwendet werden.