Glasfasertapete: Wie vorteilhaft ist der langlebige Wandbelag?

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Glasfasertapete?

Der Name „Glasfasertapete“ lässt vermuten, dass hier Glas auf eine Tapete aufgebracht oder in diese eingewoben wurde. Etwas komplexer sind Aufbau und die Herstellung dieser Tapeten dann doch. Glasfasertapeten bestehen aus mineralischen Garnen, welche durch Ziehen flüssigen Rohglases entstehen. Um dieses höchst strapazierfähige Material herzustellen, werden die Glasfasern auf speziellen Webstühlen gewoben und zum Abschluss der Fertigung einem Veredelungsprozess, einer sogenannten Appretur, unterzogen: Die Glasfasertapete wird unter Dampf gewalkt und damit in größtmöglichem Maß verdichtet.

Exkurs Der Begriff Appretur kommt vom französischen Wort apprêt, was soviel heißt wie Zurichtung, Ausrüstung. Der Vorgang der Appretur beschreibt Veredelungsbehandlungen, die Textilien, Garnen, Stoffen, Leder sowie Papier spezielle Eigenschaften und eine bestimmte Optik verleiht. Dazu gehören sowohl spezifische Oberflächenstrukturen als auch Weichheit und Glanz, um nur einige der optischen Punkte zu benennen. Darüber hinaus werden ihnen durch den Veredelungsprozess unter anderem folgende Eigenschaften verliehen: Wasserabweisend, flammhemmend und antistatisch.  

Glasfasertapeten haben üblicherweise keine Muster, lediglich eine Struktur. Die Fischgrät- oder Rautenähnliche Oberfläche ist die wohl am besten bekannte Struktur von Glasfasertapeten. Die Glasfasertapete lässt sich nach dem Tapezieren problemlos in einer gewünschten Farbe, beispielsweise mit Latexfarbe oder Dispersionslack, überstreichen.

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Wo liegen die Vorteile der Glasfasertapeten?

Hohe Strapazierfähigkeit

Glasfasertapeten gelten, verglichen mit herkömmlichen Tapeten, als 

  • besonders strapazierfähig und robust
  • äußerst formstabil, durch das mineralische und dichtgewobene Material 
  • feuchtigkeitsabweisend, kein Aufquellen 
  • verrottungsresistent und zugfest
  • kratz-, schlag- und stoßfest, aufgrund ihrer Beschichtung

Sehr pflegeleicht

Glasfasertapeten lassen sich, aufgrund ihrer wasserabweisenden Eigenschaft, beliebig oft abwaschen, sind sogar scheuerbeständig und können mit Desinfektionsmittel gereinigt werden. Diese Eigenschaften unterstreichen noch einmal, wie sinnvoll die Verwendung von Glasfasertapeten in „sensiblen Bereichen“ ist. Solche Bereiche sind beispielsweise: 

  • Alten- und Pflegeheime
  • Kliniken 
  • Kindertagesstätten 
  • öffentliche Gebäude

In Kombination mit einem Latexfarben-Anstrich gilt die Glasfasertapete als beinahe vollkommen steril. Neben Fliesen, die auch als nahezu steril gelten, haben Glasfasertapeten im Hinblick auf die Hygiene einen entscheidenden Vorteil: Sie haben keine Fugen. 

Schwer entflamm- und nicht brennbar

Glasfasertapeten gehören aufgrund ihrer Eigenschaft, nicht brennbar und nur schwer entflammbar zu sein, in die Brandschutzklasse 1. Darüber hinaus entstehen im Brandfall keine giftigen Gase. Diese Eigenschaften sprechen auch für den Einsatz von Glasfasertapeten in öffentlichen Gebäuden, zumal diese Tapeten die Anforderungen an den sehr hohen Brandschutz problemlos erfüllen. 

Bemerkenswerte Langlebigkeit

Glasfasertapeten zeichnen sich, verglichen mit herkömmlichen Tapeten, durch eine bemerkenswerte Langlebigkeit aus. Die Tapeten können problemlos bis zu zehn Mal überstrichen werden, die Struktur der Tapete ist selbst dann noch gut sichtbar. Es wird der Glasfasertapete eine Lebensdauer von gut 30 Jahren bescheinigt. 

Schadhafte Untergründe lassen sich kaschieren

Eine herkömmliche Tapete erfordert in aller Regel einen glatten, schadfreien Untergrund. Glasfasertapeten lassen kleine Löcher oder Risse einfach verschwinden. Aufgrund ihres festen Materials lassen sich solche kleinen Schäden mit Hilfe der Glasfasertapete wunderbar verstecken.

Wo liegen die Nachteile der Glasfasertapeten?

Ungünstig für das Raumklima

Hygienisch gesehen bringen Glasfasertapeten unschlagbar viele Vorteile mit sich. Aufgrund ihrer wasserabweisenden Beschaffenheit nehmen sie auch keine Feuchtigkeit auf. Diese Vorteile bezüglich der Langlebigkeit und Hygiene werden für das Raumklima allerdings zum Nachteil. Wandbeläge, die weder Feuchtigkeit aufnehmen noch diese wieder abgeben, sind unvorteilhaft für ein ausgewogenes Klima in Innenräumen. 



Verstärkt wird dieser Nachteil noch durch einen Anstrich mit Latex- oder Dispersionsfarbe, womit die Glasfasertapete vollständig diffusionsdicht ist. Nicht zu vernachlässigen sind in diesem Zusammenhang auch die Dispersionskleber, mit deren Hilfe die Glasfasertapete an die Wand gebracht wird. Dieser Kleber gast aus und stellt somit eine zusätzliche Belastung für das Raumklima dar. Kopfschmerzen und Übelkeit sind zwei der möglichen "Nebenwirkungen", die dieser Wandbelag mit sich bringen kann. 

Hoher Preis  

Die Anschaffungskosten für Glasfasertapeten sind, verglichen mit herkömmlicher Raufaser und sogar im Vergleich zur Vliestapete, einiges höher. Im Durchschnitt schlägt Glasfasertapete mit etwa 12 Euro/qm zu Buche. Setzt man diese Kosten allerdings ins Verhältnis zur langen Lebenszeit des Wandbelags, ist der Preis wiederum vergleichsweise günstig.



Eingeschränkte Gestaltungsvarianten

Glasfasertapeten wird durch ihre Struktur ein gewisses Muster verliehen. Ein besonderes Muster, wie dies bei herkömmlichen Tapeten in floralen, abstrakten oder symbolträchtigen Designs der Fall ist, gibt es für Glasfasertapeten tatsächlich nur als Sonderanfertigung. Suchen Sie nach einer Tapete, die in diversen Mustern erhältlich ist und in ihren Eigenschaften denen der Glasfasertapete nahe kommt, schauen Sie sich einmal Vliestapeten genauer an. In Sachen Hygiene schneidet die Vliestapete allerdings schlechter ab. Sie lässt sich zwar reinigen, Desinfektionsmittel hingegen verträgt sie nicht. 



Statisch geladen

Das Material der Glasfasertapete ist nicht nur nicht staubabweisend, durch seine statische Ladung zieht es Staub sogar noch an. Für Hausstauballergiker heißt es hier ganz klar: Finger weg!  Trotz ihrer hervorragenden Reinigungseigenschaften ist die Glasfasertapete für Bewohner, die mit Staub Probleme haben, gänzlich ungeeignet. Sporen und Schimmel siedeln sich allerdings nicht auf der Tapete an. 

Belastung für die Umwelt

Glasfasertapeten sind definitiv eine Umweltbelastung und sind somit auch nicht nachhaltig. Diese Tapeten können Sie nicht einfach entsorgen, wie dies mit einer herkömmlichen Raufaser- oder Papiertapete möglich ist. Aufgrund ihres mineralischen Anteils gelten Glasfasertapeten als Sondermüll und müssen demnach auch gesondert entsorgt werden. Auf Wertstoff- oder Recyclinghöfen gibt es spezielle Container. Eine Gebühr wird nur in seltenen Fällen, auch abhängig von der zu entsorgenden Menge, erhoben.  

Gesundheitsgefährdung

Bei Arbeiten mit Glasfasertapeten ist Vorsicht geboten. Vor allem beim Entfernen der Glasfasertapete können sowohl Glasstaub als auch Fasern freigesetzt werden, die zum einen Ihrer Haut, zum anderen auch Ihren Atemwegen gefährlich werden und zu Schädigungen führen können. Der für das Anbringen der Tapete erforderliche Dispersionskleber kann darüber hinaus eine allergische Reaktion provozieren. Experten empfehlen daher unbedingt, bei diesen Renovierungsarbeiten Schutzkleidung sowie eine Atemschutzmaske zu tragen. Es kann auch Sinn machen, mit derlei Arbeiten einen Profi zu engagieren. 

Zügiges Anbringen 

Um eine Glasfasertapete an die Wand zu bringen, ist ein Dispersionskleber erforderlich. Dieser Kleber verfügt über eine beachtliche und schnelle Haftkraft. Wurde die Tapete erst einmal angedrückt, lässt sie sich praktisch nicht mehr verschieben. Diese Tapezierarbeiten müssen demnach sehr exakt durchgeführt werden. Es gilt, die Bahnen auf den Millimeter genau anzulegen. Auch ist ein sehr zügiges Arbeiten erforderlich, da der Kleber in etwa fünfzehn Minuten ausgetrocknet ist. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten, der erforderlichen Kenntnisse und der gebotenen Übung im Umgang mit diesen Tapeten, überlegen Sie tatsächlich gut, ob Sie die Glasfasertapeten nicht besser von einem Profi anbringen lassen.   

Überwiegend schwer zu entfernen

Bereits beim Anbringen der Glasfasertapete wird deutlich, dass sie über eine starke Haftfähigkeit verfügt. So gibt es denn auch nur eine geringe Chance, die Tapete ohne enormen Aufwand wieder von der Wand zu lösen. Sie können tatsächlich Glück haben und die Tapete lässt sich an einem Stück von der Wand abziehen. Dies ist allerdings höchst selten.



Ist dieses problemlose Entfernen nicht geglückt, kommt eine Menge Arbeit auf Sie zu. In den meisten Fällen muss die Tapete sogar richtig gehend von der Wand geschliffen werden, was zum einen einen enormen zeitlichen Aufwand darstellt, zum anderen einen unvorstellbaren Schmutz verursacht. Alternativ können Sie die ganze Tapete unter einem neuen Putz und einer neuen Tapete verschwinden lassen oder sie einfach überstreichen. 

Welche Räume eignen sich für Glasfasertapeten?

Wie bereits eingangs erwähnt, eignen sich Glasfasertapeten hauptsächlich für sogenannte sensible Bereiche, für die speziell strenge Hygieneauflagen erfüllt werden müssen. 

In privaten Wohnbereichen eignen sich Glasfasertapeten hauptsächlich für Räume, die „viel aushalten müssen“.

Dies sind beispielsweise Räume wie Küche, Keller oder Badezimmer. Glasfasertapeten machen aber auch in stark frequentierten Bereichen wie Treppenaufgängen, Fluren oder dem Eingangsbereich, Sinn. Für Kinderzimmer eignen sich die Tapeten nicht, auch wenn sie hervorragend sauber zu halten sind. In Schlafräumen sollten Sie generell vor allem die Qualität des Raumklimas im Blick haben, wählen Sie einen Wandbelag aus.

Entscheiden Sie sich dennoch, Glasfasertapeten im Wohnbereich anzubringen, beschränken Sie dies im Hinblick auf das Raumklima auf einzelne Wände. Der Nachteil, den die Glasfasertapete für das Raumklima mitbringt, lässt sich durch feuchtigkeitsregulierende Materialien an den anderen Wände wieder ausgleichen. Hier eignet sich zum Beispiel Lehm oder Baumwollputz. 

Résumée: Entscheiden Sie sich für eine Glasfasertapete?

Wir fassen noch einmal zusammen: Glasfasertapeten sind äußerst strapazierfähig, wasserabweisend und sind besonders langlebig. Weit verbreitet sind sie daher besonders in medizinischen Einrichtungen sowie im öffentlichen Bereich. Sie lassen sich etwa 10 mal überstreichen und kaschieren schadhafte Stellen an den Wänden.  

Diesen nicht von der Hand zu weisenden Vorteilen stehen ein paar Nachteile gegenüber, die es zu beachten gilt: Der wohl größte Nachteil ist die fehlende Feuchtigkeitsregulierung und deren nachteilige Auswirkungen für das Raumklima. Darüber hinaus sind die Gefahren, die das Renovieren mit sich bringen, ein großes Manko. 

Entscheiden Sie sich für Glasfasertapeten im Privatbereich, verzichten Sie im Schlafbereich darauf und sorgen Sie für ausgleichende feuchtigkeitsspendende Wandbeläge in ausreichendem Maße.

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