Kalkfarbe: Ökologische Wandfarbe mit Vor- und Nachteilen

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kalkfarbe?

Kalkfarbe ist eine Naturfarbe mit einer sehr alten Tradition. Lange bevor die Dispersionsfarbe erfunden war, hatten Menschen ihre Häuser traditionell mit Kalk "geweißelt", um sie vor der Witterung zu schützen. Kalkfarbe besteht aus gelöschtem Kalk, der auch als Sumpfkalk bezeichnet wird, und Wasser. 

Charakteristische Eigenschaften der Farbe sind: 

  • Diffusionsoffen, feuchtigkeitsregulierende Wirkung
  • Sehr hoher ph-Wert, wirkt keimtötend und präventiv gegen Schimmel

Mit Kalkfarbe zu streichen, ist heute vergleichsweise einfach. Sie müssen die Farbe nicht mehr selbst im gewünschten Farbton anmischen, es gibt eine ganze Farbpalette fertig gemischter Kalkfarben zu kaufen. Diesen fertig gemischten Produkten werden mineralische Pigmente und auch Bindemittel beigemischt, die sowohl die Deckkraft (ursprünglich nicht besonders hoch) als auch die Abriebbeständigkeit erhöhen. 

In der sogenannten Kalkkaseinfarbe ist beispielsweise Quark oder Öl enthalten. Beim Erwerb eines Fertigprodukts achten Sie unbedingt auf die Inhaltsstoffe, da davon auch abhängt, auf welchen Untergründen die Farbe verwendet werden kann und wie sie aufzutragen ist.  

Wo liegen die Vorteile von Kalkfarbe?

Die Naturfarben haben folgende Vorteile:

Natürliche Optik

Das natürliche Erscheinungsbild einer mit Kalkfarbe gestrichenen Wand ist häufig genau das, was Liebhaber von Naturfarben schätzen. Diese besondere Optik und auch das natürliche Verhalten der Farbe ist es, was die Herzen der Kalkfarben-Fans höher schlagen lässt. Sie nehmen ganz bewusst in Kauf, dass sich die Farbe ihrer Hausfassade bei nassem Wetter dunkler färbt und dadurch ein transparenteres Bild abgibt. Ist der Kalkanstrich erst einmal wieder abgetrocknet, erstrahlt er wieder in dem charakteristisch hellen Kalkweiß. 

Innenwände, die mit Kalkfarbe gestrichen wurden, weisen keine homogene Optik auf: Sie erscheinen meist eher 

wolkig, ungleichmäßig oder streifig. Genau das ist es jedoch, was für die Fans der Kalkfarbe den charakteristischen Charme ausmacht. Der natürliche Look unterscheidet sich sehr deutlich und sichtbar vom einheitlichen Charakter einer Dispersionsfarbe. 

Die natürliche Optik der Kalkfarbe kann man noch verstärken: Um die Farbe noch weiter zu verdünnen, kann man die Bürste oder den Pinsel, eh man ihn in die Farbe tunkt, in Wasser eintauchen. Durch diese Technik, die sich „Al Fresco“ nennt, wirkt die Optik noch verwaschener. „Nass in Nass“ zu arbeiten, ist eine andere Technik und bewirkt, dass Ansätze bewusst vermieden werden. Dazu lässt man die gestrichenen Stellen nicht wirklich abtrocknen sondern streicht immer ein Stück in die bereits gestrichene und noch nasse Farbe hinein. 

Auswahl natürlicher Farbtöne

Der charakteristische Farbton von Kalkfarbe ist Weiß. Durch den Zusatz von Pigmenten lassen sich auch andere Farbtöne mischen. Die Auswahl der „mischbaren“ Farben ist jedoch eher übersichtlich, auch weil sich keine richtig kräftigen Farbtöne mischen lassen. Im Fachhandel lassen sich diverse Pigmente erwerben, mit denen Sie Ihre Kalkfarbe selbst anmischen können. Verwenden Sie allerdings unbedingt Pigmente und auf gar keinen Fall Abtönfarbe. Diese ist für Kalkfarben vollkommen ungeeignet. Die ohnehin höhere Deckkraft lässt sich mit Farben erzielen, die es bereits fertig angereichert im Handel zu kaufen gibt. 

Leicht zu überstreichen

Selbst die sogenannte Kalkkaseinfarbe lässt sich, neben den herkömmlichen Kalkfarben, überstreichen. Die Deckkraft eines Anstrichs erhöht sich mit jeder Wiederholung und ein oder zwei Arbeitsgänge genügen in der Regel, eine bereits gestrichene Wand zu überstreichen. 

Eine Farbe für Allergiker

Aufgrund der keimtötenden Wirkung der Kalkfarbe muss der Farbe kein zusätzliches Konservierungsmittel beigemischt werden, welches für Allergiker häufig zu gesundheitlichen Problemen führt. 

Gesund und umweltfreundlich  

Kalkfarbe ist aufgrund der Inhaltsstoffe sowohl ökologisch als auch nachhaltig: Die Farbe besteht lediglich aus gelöschtem Kalk, natürlichen Pigmenten und Wasser. Neben der Tatsache, dass sämtliche Inhaltsstoffe biologisch abbaubar sind, ist Kalkfarbe atmungsaktiv und punktet außerdem mit Resistenz gegenüber Bakterien und Schimmel. Für Räume, die zu Schimmelbildung neigen, wie beispielsweise Küche oder Bad, eignet sich Kalkfarbe besonders gut. Darüber hinaus trägt Kalkfarbe zu einem gesunden Raumklima bei.

Welche Nachteile bringt Kalkfarbe mit?

Kalkfarbe war nicht umsonst für einige Zeit stark in Vergessenheit geraten; dafür gibt es 

natürlich auch Gründe.  

Die Nachteile von Kalkfarbe: 

Mehrmaliges Aufbringen notwendig

Um mit Kalkfarbe eine einigermaßen gleichmäßige Optik zu erzielen, muss die Farbe stark verdünnt und in mehreren Durchgängen aufgetragen werden. Ein zufriedenstellendes Ergebnis hinsichtlich Haltbarkeit und Deckung lässt sich häufig erst nach vier bis fünf Aufträgen erzielen. Das würde einen immensen Zeitaufwand bedeuten, planen Sie, Ihr ganzes Haus außen zu „weißeln“.



Halten Sie dennoch an einem Fassadenanstrich mit Kalkfarbe fest, lassen Sie dies besser einen Profi machen, der durch seine Praxis weit weniger Zeit dafür benötigt und in den allermeisten Fällen auch das professionellere Ergebnis abliefert. Denn zu der puren Zeit, die es dauert, den Anstrich aufzubringen, gilt es noch etwas zu bedenken: Jede Schicht muss erst getrocknet sein, eh eine weitere aufgetragen werden kann. 



Das ist die einzige Möglichkeit, um zu beurteilen, ob die Deckkraft bereits ausreicht und ob die Farbe vollständig abbindet. Bei stark saugenden Untergründen kann eine Grundierung helfen. Im Übrigen: Kalkfarbe ist zu flüssig und lässt sich daher nicht mit der Rolle auftragen. Mit einer Decken- beziehungsweise einer sogenannten Kalkbürste gelingt der Anstrich jedoch in jedem Fall.

Geringe Abriebfestigkeit

Streift man mit einer dunklen Jacke an einer gekalkten Hauswand vorbei, hinterlässt dies Spuren. Dispersionsfarben haben eine perfekte Abriebfestigkeit, wodurch sich nichts vom Anstrich ablöst. Dieser Punkt ist für gekalkte Innenwände durchaus relevant, je nachdem, wie häufig die mit herkömmlicher Kalkfarbe geweißelten Wände „touchiert“ werden. Eine Bank ohne Rückenlehne wäre an einer solchen Wand beispielsweise keine gute Idee. 



Eine Ausnahme gibt es jedoch: Die Abriebfestigkeit bei den hochwertigeren Sumpfkalkfarben ist um einiges besser. Mitarbeiter im Fachhandel können Ihnen hierzu Auskunft geben sowie auch darüber, für welche Räume herkömmliche Kalkfarbe genügt. 



Temperaturanfälligkeit

Außenanstriche aus Kalkfarbe dürfen nicht bei jedem Wetter aufgetragen werden. Bei direkter Sonneneinstrahlung beispielsweise würde die Kalkfarbe sofort trocknen und hätte währenddessen nicht ausreichend Zeit, vollständig abzubinden. Umgekehrt ist die erforderliche Abbindezeit auch bei zu geringen Temperaturen ungünstig. Dies sind ein paar der Gründe, weshalb die Kalkfarbe bei allen Vorteilen, die sie unbestritten mitbringt, zumindest aus dem gewerblichen Bauwesen weitestgehend verschwunden ist.  



Durch das gesteigerte Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit ist die Zahl der Anbieter von Kalkfarben über die letzten Jahre wieder spürbar angestiegen. Umweltbewusste Bauherren fragen den uralten Anstrich wieder nach.

Schutzausrüstung erforderlich

Kalkfarbe wirkt aufgrund ihres sehr hohen ph-Wertes präventiv gegen Schimmel. Was gut gegen die Schimmelbildung hilft, kann für Sie jedoch gefährlich werden. Bei der Verarbeitung der Kalkfarbe sollten Sie Haut und Augen unbedingt gut schützen. Generell wird empfohlen, beim Streichen mit alkalischen Farben eine Schutzbrille für die Augen und Schutzhandschuhe für die Hände zu tragen.



Kosten

Die Kosten für Kalkfarben halten sich, solange Sie sie selbst anmischen, im Rahmen. Fertige, mit Pigmenten und Bindemitteln angemischte, Kalkfarben sind dagegen vergleichsweise teuer. Die Preise liegen, je nach Anbieter, bei 2 Euro/Liter bis hin zu 50 Euro/Liter. Je nach gewünschter Qualität der Farbe und der gewünschten Deckkraft, welche viel Farbe benötigt, ist der Kalkanstrich eine eher kostspielige Sache. 

Schlechte Haftkraft auf diversen Untergründen 

Kalk auf Kalk ist kein Problem. Wände, die jedoch mit Öl-, Natur- oder Kunstharzfarben gestrichen waren, stellen ein Problem dar. Hier passiert Folgendes: Der alte Belag wird durch die Kalkfarbe nicht angelöst, somit verbindet sich die Farbe nicht mit dem Untergrund und blättert ab. Wollen Sie jedoch nicht darauf verzichten, müssen Sie den Untergrund, vor dem Anstrich mit der Kalkfarbe, entsprechend vorbereiten. 

Was kaum jemandem klar ist: Auch umgekehrt gibt es ein Problem. Wollen Sie eine gekalkte Wand mit einer Dispersionsfarbe überstreichen, muss die Kalkfarbe erst vollkommen entfernt werden. Dies gelingt am besten mit einem Hochdruckreiniger. Im Anschluss müssen Sie die Wände gründlich mit Tiefengrund vorbehandeln, um die Haftkraft zu erhöhen.  

Am unproblematischsten gelingt ein Anstrich mit Kalkfarbe auf einem mineralischen Untergrund. Da die Kalkfarbe auch mineralisch ist, arbeitet man in einem einheitlichen System, dem „System2“, wie das von Fachleuten bezeichnet wird. Untergründe wie Kalksandstein, Beton oder Putze eignen sich am besten als Untergrund für Kalkfarben. 

Ausblühungen und Stockflecken 

Gegenüber Verfärbungen sind sowohl Kalkputze als auch Kalkfarben sehr empfindlich. Zu Stockflecken kommt es durch den Kontakt mit Eisen. Zu sogenanntem Schwefelfraß (Kalk wird zu Gips) oder Ausblühungen kommt es gerne auf gipshaltigen Untergründen, vorwiegend bei hoher Luftfeuchtigkeit sowie in Bodennähe.

Für welche Räume eignet sich Kalkfarbe?

Grundsätzlich eignen sich Kalkfarben für das ganze Haus, sowohl innen wie außen. Hersteller empfehlen Kalkfarben vorwiegend für Räume, in denen Feuchtigkeit entsteht. Dies sind beispielsweise Bad und Küche. Hier gilt es allerdings, eine typische Eigenschaft der Kalkfarbe zu berücksichtigen: An Wänden, die feucht geworden sind, erscheinen einzelne Stellen transparenter, insgesamt verändert sich auch ganz gerne einmal die Farbe. Diese Veränderungen bleiben jedoch nicht bestehen: Sobald die Wand wieder trocken ist, sind die Veränderungen verschwunden.

Ja oder Nein zur Kalkfarbe?

Zusammengefasst lässt sich folgendes Fazit ziehen:



Kalkfarben sind antibakteriell und wirken feuchtigkeitsregulierend. Generell eignen sie sich für alle Innenräume sowie als natürlicher Fassadenanstrich. Durch die bereits gebrauchsfertig angemischten Farben können auch Heimwerker einmal ein Experiment mit der Naturfarbe wagen. Zeitaufwändig ist ein Anstrich zum einen aufgrund der nicht besonders hohen Deckkraft und dem damit erforderlichen Mehrfach-Anstrich. Zum anderen verträgt sich Kalkfarbe nicht mit lösungsmittelhaltigen Farben, was eine komplette Entfernung eines alten Wandbelags erforderlich macht.  

Um eine finale Entscheidung zu treffen, schauen Sie sich gekalkte Innen- und Außenanstriche einmal in Natura an, vielleicht auch einmal bei unterschiedlichem Wetter. Auf diese Weise können Sie am besten sehen, ob die natürliche und unebene Optik tatsächlich Ihren Geschmack trifft. Um einen ersten Eindruck  zu gewinnen, können Sie sich von Anbietern der Kalkfarben auch Mustergebinde oder Farbkaten zuschicken lassen.

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