Wohnen auf dem Hausboot: Eine Alternative zum Einfamilienhaus?
Leben auf dem Wasser: Die Vorteile eines Hausboots
Den Morgenkaffee an Deck einnehmen, der Blick schweift zum Horizont, statt Dusche einfach mal schnell ins kühle Nass springen – was sich nach Urlaub anhört, kann mit einem eigenen Hausboot Realität werden. Statt eines Einfamilienhauses in einem engen Neubaugebiet träumt so mancher vom individuellen Wohnen auf dem Wasser.
Kein Wunder, denn die Vorteile liegen klar auf der Hand: Es muss kein Grundstück gekauft werden, die Nachbarn können sich nicht über eine ungeschnittene Gartenhecke beschweren, Häfen und Liegeplätze sind meist zentral gelegen, und trotzdem ist die Natur direkt vor der Nase. Und nach einem abendlichen Bier an Deck, schaukeln einen die Wellen sanft in den Schlaf.
Und wen es eines Tages doch in die weite Welt hinauszieht, der schippert einfach los – vorausgesetzt, er besitzt tatsächlich ein Hausboot, das auf dem Wasser fahren kann und nicht nur ein „festes“ Haus auf schwimmendem Untergrund ist.
Hier fangen bereits die Unterschiede an, denn Hausboote gibt es mittlerweile in vielen Varianten und mit unterschiedlichsten Ausstattungen. Ob es nun wie ein hölzernes U-Boot auf dem Wasser oder mehr wie ein rechteckiges Tinyhouse aussieht, einer mehrstöckigen Villa auf dem Wasser oder einem schwimmenden Loft gleicht – wer ein Hausboot kaufen will, hat die Qual der Wahl. Doch eines muss vorweg gleich gesagt werden: Günstiger als ein klassisches Einfamilienhaus ist es nicht. Kleine Boote mit nur wenigen Quadratmetern gibt es zwar bereits ab 60.000 Euro, nach oben sind allerdings kaum Grenzen gesetzt.
Trotzdem ist mit dem Kauf eines Hausboots noch lange nicht alles vollbracht. Denn die schwierigste Frage ist doch: Wo darf das Hausboot dauerhaft anlegen? Und diese Suche kann mitunter schwierig werden.
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Wo kann man in Deutschland dauerhaft auf einem Hausboot wohnen?
Schaut man sich die Deutschlandkarte an, scheint es vor Liegeplätzen nur so zu wimmeln. In zahlreichen Regionen gibt es Seen, stillgelegte Hafenbecken und Flüsse. Doch so sehr sich auf den ersten Blick die örtlichen Gegebenheiten für ein schwimmendes Wohndomizil anbieten, so wünschen sich dennoch nicht alle Hausboote in ihrer näheren Umgebung. Hier tritt der potenzielle Hausbootbesitzer schnell mit anderen Interessen in Konflikt – mit Anwohnern, dem Umweltschutz oder Gewerbetreibenden beispielsweise. Denn auch wenn die Wasserflächen der Allgemeinheit gehören, ist das Ufer oft in Privatbesitz. Und auf das Land drum herum ist ein Hausbootbewohner angewiesen, wenn er sein Haus betreten können und dort Strom und fließendes Wasser haben will.
Anders als bei einem Einfamilienhaus im Neubaugebiet ist das Genehmigungsverfahren für ein Hausboot sowie die Erschließung deutlich aufwendiger. Einen Bauplatz auf dem Wasser zu erschließen kann bis zu 120.000 Euro kosten – ein großer Kostenpunkt für den Bauherrn. Denn auch ein Haus auf dem Wasser benötigt Anschlüsse für Strom, Wasser und Gas sowie den Zugang über einen Steg.
In Hamburg, Duisburg, Köln, Leipzig und Berlin gibt es dennoch schon ein paar Hausboote. Doch auch hier ist das Angebot noch sehr begrenzt. Mit Liegeplätzen und Hausbooten wird in Deutschland regional noch sehr unterschiedlich umgegangen.
Während der Hamburger Senat schon vor vielen Jahren den Plan ausgab, Teile der städtischen Wasserflächen zu besiedeln, geht man in Berlin ganz anders mit schwimmenden Häusern um. An Wasser mangelt es zwar nicht, aber der Berliner Senat ist der Ansicht, dass Seen, Flüsse und ihre Ufer für alle Bewohner da seien. Auch zum Schutz der Natur würden daher Baugenehmigungen auf Gewässern grundsätzlich nicht erteilt werden. Ob es aufgrund der Wohnungsnot ein Umdenken geben wird, ist fraglich, denn ein Hausboot ist in der Anschaffung und seinem Unterhalt nicht günstig.
Im Moment sind Hausboote und schwimmende Häuser eher etwas für Individualisten mit genügend Eigenkapital, denn Banken geben für die Bauvorhaben in der Regel keinen Kredit. Ein Hausboot kann schließlich keinem Grundstück zugeordnet werden, auf das sich eine Grundschuld eintragen ließe.
In den Niederlanden hat das Wohnen auf dem Wasser hingegen eine lange Tradition. In den Grachten von Amsterdam wimmelt es nur so von bewohnten Schiffen und umgebauten Lastkähnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte man sie als innovative Lösung für den Wohnraummangel. Heutzutage sind die Liegeplätze heiß begehrt und in zentralen Lagen auch sehr teuer. In IJburg am Rande von Amsterdam kann man heute die größte schwimmende Siedlung Europas finden. Und diese wächst und wächst. Das Viertel soll einmal bis zu 40.000 Menschen Wohnraum auf dem Wasser bieten. Ein Projekt, das sowohl der Wohnungsnot als auch dem Klimawandel trotzen will, denn die Häuser schwimmen auch, wenn der Meeresspiegel steigt.
Doch auch in Deutschland entdecken viele Bundesländer den touristischen Anreiz von Hausbooten. In Kappeln an der Schlei kann man im „Ostseeressort Olpenitz“ zumindest eines der 60 schwimmenden Häuser mieten. Und auch an der Goitzsche, einem künstlichen Seengebiet in Sachsen-Anhalt, schwimmen mittlerweile Häuser. Im Ostseebad Laboe nahe Kiel entstehen weitere Häuser auf dem Wasser, die für dauerhaftes Wohnen ausgelegt sind.
Hausboot oder Floating Home – was ist der Unterschied?
Hausboot ist nicht gleich Hausboot – das sehen zumindest viele Ämter so. Und tatsächlich ist nicht jedes schwimmende Haus ein Hausboot. Mittlerweile erobern vielmehr die sogenannten Floating Homes oder Floating Houses die Gewässer. Anders als ein echtes Boot sind sie nicht motorisiert und haben einen Unterbau, der sie auf dem Wasser trägt. Das heißt, dass sie nicht fahrtüchtig sind, sondern schon von vornherein für einen festen Liegeplatz konzipiert sind.
Doch auch ein fahrtüchtiges Hausboot mit Motor, das länger als 25 Meter ist, braucht laut Gesetz einen Liegeplatz auf dem Wasser, da die Behörden es als „nicht manövrierfähig“ einstufen. Daher bedarf es für gewöhnlich auch einer Baugenehmigung für so ein Hausboot.
Wohnen auf dem Hausboot: Wie hoch sind die Unterhaltskosten?
Zu den Anschaffungskosten bei einem Hausboot oder Floating Home kommen natürlich auch laufende Unterhaltskosten. Dazu zählen Reparaturkosten, Wartung, Versicherungen und Liegeplatzgebühren. Je nach Standort liegen diese zwischen 1.500 und 6.000 Euro im Jahr. Wer dauerhaft vor Anker liegen will, für den fallen zusätzlich Anschlussgebühren für Strom, Wasser und Abwasser an.
Zudem benötigen Floating Homes, also Boote mit Stahlrümpfen oder Betonpontons alle zehn Jahre ein neues Schwimmfähigkeits-Zertifikat. Taucher überprüfen dabei die Tauglichkeit gleich am Liegeplatz des Hausboots. Sind Reparaturen nötig, muss das Haus in eine Werft transportiert werden, was natürlich auch Kosten verursacht.
Anders als bei einem Einfamilienhaus ist die Lebensdauer eines Hausboots allerdings kürzer, bei guter Wartung und Pflege kann es trotzdem einige Jahrzehnte lang genutzt werden.
Hausbootkauf mit Tücken: Lange Bearbeitungszeiten bei Liegeplätzen
Um den Traum vom Leben auf dem Wasser am See Wirklichkeit werden zu lassen, brauchen Hausbootbesitzer vor allem zwei Dinge: genug Kapital und viel Geduld. Denn das Genehmigungsverfahren kann bis zu fünf Jahre dauern. Wer also konkret den Kauf eines Hauses auf dem Wasser plant, sollte auf jeden Fall mit einer Bearbeitungszeit von rund zwei Jahren sowie Kosten zwischen 30.000 und 50.000 Euro rechnen.
Einfacher und günstiger ist es deshalb, ein Hausboot zu kaufen, das bereits auf einem ausgewiesenen Liegeplatz steht. Bei Floating Home-Projekten ist dieses meistens miteinander gekoppelt. Doch trotz allem Wenn und Aber – ist ein Liegeplatz fürs eigene Traum-Hausboot erst gefunden, steht dem Kaffee an Deck mit Blick aufs Wasser nichts mehr im Weg.
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