Ratgeber gesund Wohnen: Farben ohne Konservierungsmittel

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Gesund leben ist ein Trend, dem sich kaum mehr jemand entziehen kann. Die meisten Menschen achten dabei jedoch nur auf Ernährung und regelmäßige Bewegung, ihr Wohnumfeld von giftigen Stoffen zu befreien, vergessen noch viele. Dabei kennen doch bestimmt auch Sie den Geruch einer neu verstrichenen Wandfarbe, die tagelang durch die Räume zieht, oder? Angenehm ist das nicht und deshalb lohnt sich der Blick auf alternative Farben, die weniger chemische Inhaltsstoffe während des Streichens und Trocknens ausdünsten und somit für ein besseres Raumklima sorgen. Seit 2010 werden in Deutschland die chemischen Zusammensetzungen aller Farben und Lacke durch die VOC-Verordnung immer weiter eingegrenzt und damit die Chemiebombe entschärft.

VOC = Volatile Organic Compounds (flüchtige organische Verbindungen)

Wieso sind konventionelle Wandfarben oft ungesund?

Konventionelle Wandfarben enthalten oft

  • Isothiazolinon als Konservierungsmittel
  • und dispergierte Bindemittel.

Dabei ist Isothiazolinon eine chemische Verbindung, die unter Umständen bei 2 bis 4 Prozent der Bevölkerung Allergien auslösen kann, und auch die Dispergierung kann zu gesundheitlichen Problemen führen.

Durch die Dispergierung (feinste Verteilung) wird der Idealzustand von einzelnen vorhandenen Primärteilchen in der Farbe erreicht, die mit Bindemittel benetzt werden. Diese Teilchen bestehen in der Regel aus Polyvinylen, Styrolen und/oder Acrylaten. Wobei alle diese Verbindungen aus Mineralöl gewonnen werden und konserviert werden müssen. Diese Stoffe dünsten im Erhärtungsprozess aus und können unter besonderen Umständen Allergien auslösen.

Wie werden Wandfarben auch ohne Konservierungsmittel halbar?

Aus Gründen der Verarbeitung, Strapazierfähigkeit, Streiflichtunempfindlichkeit sowie der allgemeinen Reinigungsfähigkeit und insbesondere der Lagerfähigkeit der Farben haben sich die Dispersionsfarben auf dem Markt durchgesetzt. Dabei ist zur Herstellung von Farben nicht mehr notwendig als ein Bindemittel, Pigmente und ein paar Additiven, wie uns die Geschichte zeigt. So bestanden in der Steinzeit Farben lediglich aus Eiern, gemahlenen Steinen und Wasser, kamen also ganz ohne Konservierungsmittel und Petrochemie aus. Das Gleiche gilt für die mineralischen Kalk-, Lehm- und Silikatfarben, wie sie vor dem Aufkommen von Dispersionsfarbe genutzt wurden.
 
Wie das funktioniert? Ganz einfach: Die Konservierung entsteht durch den eigenen pH-Wert von höher als zehn und der damit verbundenen Alkalität.
 
Doch es gibt ein paar Nachteile: Die Farben sind aufwendiger herzustellen, müssen vor Ort angemacht werden und sind schwieriger zu verarbeiten. Außerdem sind die Farben nicht säurebeständig und weisen einen hohen Wasseraufnahmewert auf. Für die Verarbeitung sollten Sie also unbedingt einen Fachmann hinzuziehen.
 
Die Lösung bieten Hybride, die verschiedene Bindemittel vereinen. Dazu zählt auch die Dispersionssilikatfarbe, die am häufigsten verwendete Innenfarbe in diesem Bereich. Sie bewegt sich zwischen Mineral- und Kunstharzfarben und ihr Hauptbindemittel ist Kaliwasserglas – der Anteil an Dispersion beträgt weniger als 5 Prozent. Es bedarf keine weiteren Konservierungsmittel, weil die Alkalität das Gebinde stabilisiert, was zum aktuellen Trend Nachhaltigkeit passt.
 
Hinweis: Mit konservierungsmittelfreien Wandfarben sind in der Regel Wandfarben gemeint, die kein Isothiazolinon als Konservierungsmittel enthalten, also nahezu Naturfarben sind. Wenn eine bestimmte Menge unterschritten ist, darf der Hersteller das mit „Frei von …“ bewerben.

Welche modernen konservierungsmittelfreien Wandfarben gibt es?

Siliconattechnik

Eine neue Bindemitteltechnologie der konservierungsmittelfreien Wandfarben für den Innenbereich besteht seit Ende der 2010er-Jahre: die sogenannte Siliconattechnik. Dieses Bindemittel ist ebenfalls durch den eigenen pH-Wert konserviert und lässt sich für den Anwender wie eine gut eingestellte Dispersionsfarbe verarbeiten. Die Farbe für sämtliche (grundierte) Untergründe geeignet, auf denen auch eine Dispersionsfarbe oder Silikatfarbe aufgebracht werden kann.

Dispersionssilikatfarbe

Silikatfarbe ist eine Mineralfarbe und schadstofffrei, diffusionsfrei, unempfindlich gegen Schimmelbefall und sehr langlebig. Diese wird als Reinsilikat vor Gebrauch am Objekt abgemischt. Weil das wirtschaftlich nicht immer umsetzbar ist, greifen viele auf die bewehrte Dispersionssilikatfarbe zurück, die stetig verbessert wird. Die Dispersionssilikatfarbe eignet sich gut auf rein mineralischen Untergründen wie Kalk-, Zement- und Lehmputzen sowie deren Farben. Die Dispersionssilikatfarbe kann mit diesen Untergründen verkieseln und eine feste diffusionsoffene Verbindung mit dem Wandbildner eingehen. Die Farbe kann aber auch auf Dispersionsfarben verstrichen werden; in der Regel auch ohne Vorgrundierung. Die Verkieselung findet dann aber nicht statt. Alle anderen Eigenschaften bleiben erhalten.

Verkieselung: Das Kaliwasserglas reagiert chemisch mit einem mineralischen Untergrund und verbindet sich so dauerhaft mit diesem.

Sol-Silikatfarbe

Sol-Silikatfarben enthalten als Bindemittel eine Kombination aus Kieselsol und Wasserglas. Durch den organischen Anteil wird die Silikatfarbe zäher und robuster. Die Sol-Silikatfarben werden deshalb häufig im Außenbereich als Fassadenanstriche eingesetzt.

Schafft schadstoffreie Wandfarbe alleine ein gutes Raumklima?

Nein, denn für ein gutes Raumklima ist nicht nur die Farbe verantwortlich. Auch der Beschichtungsaufbau der darunterliegenden Wand spielt eine große Rolle. So ist es nicht ausreichend, eine emissionsminimierte und konservierungsmittelfreie Farbe zu verstreichen, um das beste Raumklima zu erhalten.
 
Es empfiehlt sich ein Beschichtungsaufbau mit EKF Grundierung unter Kalk-, Zement- oder Silikathaltigen Putz ist zu empfehlen. Dann weist der obere Wandbildner etwa drei bis fünf Millimeter konservierungsmittelfreie Werkstoffe auf und kann die Feuchtigkeit und trockene Luft im Raum primär aufnehmen und wieder abgeben. Dadurch, dass kein Methyl oder Benzyl enthalten sind, entsteht ein gutes Raumklima.
 

EKF: Emissionsminimiert und konservierungsmittelfrei

Fazit

Konservierungsmittelfreie Farben werden mit neuesten Technologien produziert – durch eine Veränderung des pH-Wertes der Farbe, spezielle Herstellungstechnologien und den Einsatz von konservierungsmittelfreien Rohstoffen. Dabei eignen sie sich insbesondere für gesundheitsbewusste Menschen und Allergiker, da sie keine allergieauslösende Biozide und oder Isothiazolinonen enthalten und somit eine Verbesserung des Raumklimas schaffen.

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