Die Wirkung von Farbe: Wie Farben Menschen beeinflussen

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Kreatives oder konzentriertes Arbeiten: Wie Farben wirken

Manchmal ist es nur so ein Gefühl – „das ist aber gemütlich hier“ –, das die Leute äußern, wenn sie einen Raum betreten. Dass häufig Farben ein wichtiger Grund dafür sind, wenn nicht sogar der Hauptgrund, ist vielen nicht bewusst. Dabei hat der Einsatz von Farben erhebliche Konsequenzen auf die visuelle Kommunikation. Das wusste schon der Schweizer Maler Johannes Itten, der als lehrender Meister am Bauhaus in Weimar eine Farbenlehre entwickelte und als Begründer der Farbtypenlehre gilt. Er war sich sicher, dass Farben in Räumen Inhalte transportieren, eine Art Botschaft auf visuellem Wege.

Anders als ein schwarz-weißes Umfeld erhöhen Farben die Aufmerksamkeit beim Betrachten. Zudem können unterschiedliche Farben auch unterschiedliche Inhalte und Bedeutungen transportieren. Und sie lösen Gefühle und Assoziationen aus, können gliedern, Akzente setzen und Orientierung geben. So wird die Farbe Orange beispielsweise in öffentlichen Räumen, wie einer Universität oder Open Space Büros genutzt, da sie die Kommunikation fördert.

Überhaupt kann in Büros sehr gut in verschiedenen Räumen mit unterschiedlichen Farben gearbeitet werden, beispielsweise, um die Kreativität zu fördern, oder auch um Rückzugsmöglichkeiten optisch zu schaffen, wohin sich Mitarbeiter zur konzentrierten Arbeit hinbegeben können.

Die Macht der Farben: Wie Farbtöne Kunden beeinflussen

Auch in Restaurants kann die Wirkung von Farben gezielt eingesetzt werden. Geht es um ein Fastfood Restaurant, vermitteln die hier eingesetzten grellen Farben, sich mit der Bestellung und dem Essen zu beeilen. Anregende dunkle und beruhigende Farben können hingegen in edleren Restaurants genutzt werden, um ein Wohlfühl-Umfeld zu kreieren, in dem die Menschen gerne länger verweilen und noch mal Essen oder Getränke nachbestellen.

Auch in Geschäften können Farben sich positiv auf das Verhalten der Käufer auswirken und sie beispielsweise dazu anregen, mehr zu kaufen oder etwas, das nicht auf ihrer Einkaufsliste stand. Fühle ich mich wohl beim Einkaufen und komme zur Ruhe, fange ich an zu schlendern und Dinge zu kaufen, die ich nicht unbedingt brauche, aber die mir gefallen. Ich verbringe also viel mehr Zeit in dem Geschäft, als ich eigentlich vorhatte und verlasse es mit einem guten Gefühl. Diese Farbwirkung funktioniert aber ausschließlich in dem Raum, nicht außerhalb davon.

Farbe in der Gestaltung: Wie erzeuge ich Stimmungen?

Hier kommt es auf den Kontrast an, der durch Farben erzielt wird. Laut Itten ist der Kontrast dann am stärksten, wenn der Dreiklang Gelb, Rot und Blau verwendet wird. Diese Primärfarben bilden also untereinander bereits einen Kontrast. Itten war überzeugt, dass die geschickte Zusammenstellung der Farben Stimmungen und Spannungen erzeugt, die den Betrachter unmittelbar ansprechen.

So schafft beispielsweise der Kalt-Warm-Kontrast einen Gegensatz, der anregend ist. Er vermittelt dem Betrachter das Gefühl von Gegensätzen, die sich aber nicht abstoßen, sondern ergänzen: kalt und warm, schattig und sonnig, beruhigend und erregend, luftig und erdig, leicht und schwer, feucht und trocken. Komplementärfarben, wie Rot und Grün, fordern sich ebenfalls gleichzeitig. Sie steigern sich nebeneinander zudem zu hoher Leuchtkraft.

Noch eine Besonderheit ist der sogenannte Simultankontrast. Er bezieht sich auf die Art und Weise, wie sich zwei verschiedene Farben gegenseitig beeinflussen. Die Theorie sagt, dass eine Farbe ändern kann, wie wir den Ton einer anderen wahrnehmen, wenn die beiden nebeneinander platziert werden. Die tatsächlichen Farben selbst verändern sich nicht, aber wir nehmen sie anders wahr. Wenn wir beispielsweise ein kleines graues Stück Papier auf einen knallroten Hintergrund legen, werden unsere Augen versuchen, das Fehlen einer grünen Farbe zu kompensieren.

Wenn wir drei Farben nebeneinander im richtigen Verhältnis zusammenführen, ist es möglich, ein harmonisches Farbschema zu erreichen, das den Betrachter anspricht und stimuliert. Je mehr Farben in einem Raum sind, umso mehr Dynamik kommt aber auch zustande. Also Vorsicht: Zu viele Farben überfordern den Betrachter. Deshalb empfahl Itten maximal drei Farbtöne in einem Raum. Der Maler wusste, dass zu viele Farben für den Betrachter zu anstrengend sind. Hier spielt aber auch das Gewicht der Farbe eine Rolle. Dunkle Farben wirken massiver als helle.

Die Kraft der Farben nutzen: Sinnvolle Farbkonzepte erstellen

Wer nicht nur darauf aus ist, in einem Raum eine gewisse Stimmung zu erzeugen, muss sich etwas tiefer mit der Wirkung von Farben beschäftigen. Wie wirkt Farbe überhaupt auf den Menschen? Welche Prozesse aktiviert sie? Welche Farbe entspannt zum Beispiel? Welche Farbe hilft, die Aufmerksamkeit zu bündeln? Welche Farbe macht in einem Geschäft keinen Druck auf die Kunden und steigert so den Umsatz?

Die meisten nutzen Weiß als Grundfarbe für den Raum, es ist die am meisten verbreitete Wandfarbe. Dabei ist gerade Weiß nicht für jeden Raum geeignet. Für kleine Räume kann sie gut sein, weil sie den Raum größer erscheinen lässt. Weiß trägt allerdings nicht dazu bei, sich zu entspannen und regenerieren zu können. Kräftige Farben können hier gute Akzente setzen und Emotionen auslösen oder anregend wirken. Für alle Arten von Gebäuden – ob öffentlich oder privat – ist es daher wichtig, vorab ein sinnvolles Farbkonzept für die gesamte Immobilie zu erstellen. Überlegen Sie sich vorab, was Sie mit den Farben erreichen wollen, welche Emotionen, Aktionen, welche Atmosphäre Sie hervorrufen wollen.

Schon der Farbdesigner Jean-Gabriel Causse erkannte das Potenzial von Farben und schrieb in seinem Bestseller „Die wunderbare Kraft der Farben“ darüber, was Farben schaffen und auslösen können. Er wertete dafür eine Vielzahl an Studien aus der Neurowissenschaft und Psychologie aus und kam zu dem Schluss: Egal, ob in der Mode, bei Verpackungen, im Sport, im Alltag, bei der Arbeit oder zuhause, Farben beeinflussen das Empfinden und Verhalten von Menschen in hohem Maße.

Blau, Rot oder Gelb: Was will ich mit Farben auslösen?

In Deutschland nennt die Mehrzahl der Menschen Blau als ihre Lieblingsfarbe. Verständlich, denn Blau wirkt auf viele Menschen beruhigend. Für Causse ist Blau aber auch eine kreative Farbe, die Gedanken in neue Bahnen lenkt. Wer viel am Rechner arbeitet, dem empfiehlt der Farbdesigner ein blaues Hintergrundbild, da dieses helfe, einfache Aufgaben effizient zu erledigen. Blau stimuliere die intellektuelle Arbeit und helfe auch, neue Ideen zu generieren. Ein roter Hintergrund auf einem Computerbildschirm kann hingegen helfen, monotone Vorgänge besser zu bewältigen, die Genauigkeit und Aufmerksamkeit für Details erfordern.

Von Küchen in Blau rät Causse hingegen ab, da die Farbe in Lebensmitteln kaum vorkommt und eher an verdorbenes Essen erinnert. Helles Grün oder Gelb ist dagegen appetitanregend und assoziiert Frische. Auch oder gerade in schmalen Räumen ist Gelb eine gute Farbe, um den Raum optisch zu öffnen und größer erscheinen zu lassen.

Rot ist hingegen eine sehr dominante Farbe und darf nur in geringen Dosen eingesetzt werden, um keine Reizüberflutung zu kreieren. So soll ein in purpurrot gestrichenes Wohnzimmer sogar den Blutdruck der Bewohner in die Höhe schießen lassen. Ganze Räume oder Wände sollten daher nicht in Rot gestaltet werden. Dafür zeigen Experimente, dass die Zimmertemperatur in einem rot-orangenen Arbeitsraum um zwei bis drei Grad wärmer eingeschätzt wird als in einem blau oder grün gestalteten. Rosa als zarterer Rotton wirkt hingegen beruhigend und harmonisch und soll Aggressionen abbauen.

Tipp: Gerade bei öffentlichen Räumen ist es wichtig, vorher zu überlegen, was ein bestimmter Raum bewirken soll. Sollen die Kunden entspannen und dadurch mehr kaufen in einem ungezwungenen Umfeld? Sollen Mitarbeiter angeregt und zu neuen Ideen beflügelt werden? Was fördert in einem Konferenzraum Kommunikation und einen regen Austausch? Was steigert im Restaurant den Appetit und sorgt für eine Atmosphäre, in der der Gast lange verweilen will?

Farbe kann viel bewirken und beeinflussen, wenn sie richtig eingesetzt wird. Es wirkt im Kleinen, hat aber eine große Kraft.

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