Nachhaltiger Hausbau – 10 Tipps vom Profi
Nachhaltiger Hausbau – was ist damit gemeint?
Beim nachhaltigen Bauen soll verantwortungsvoll mit den wertvollen Ressourcen der Erde umgegangen werden. Mit dem „Drei-Säulen-Modell“ lässt sich der nachhaltige Hausbau sehr gut erklären:
- Ökologie – Beim Hausbau kommen nur umweltfreundliche und schadstofffreie Materialien zum Einsatz. Sowohl beim Bau als auch bei der Nutzung und dem eventuellen Rückbau wird darauf geachtet, dass die Umweltauswirkungen so minimal als möglich sind.
- Wirtschaft – Über die gesamte. Nutzungsdauer des Hauses fallen die Kosten niedrig aus, sodass ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis entsteht.
- Soziales – Beim Bauen ist auf den hohen Wohnkomfort der Bewohner zu achten, indem zum Beispiel viel natürliches Tageslicht in die Räume gelangt.
Wie sieht das nachhaltige Haus aus?
Nach wie vor können Bauherren beim Hausbau zwischen verschiedenen energieeffizienten und ökologischen Konzepten wählen. Ziel ist es, dass der Wohnkomfort so hoch als möglich ist und langfristig Kosten gespart werden können. Dabei sind die folgenden Punkte wichtig:
- Niedriger Energiebedarf – Dadurch werden beim nachhaltigen Haus Heizkosten gespart. Damit der Energiebedarf auf Dauer niedrig bleibt, muss das Haus über eine gute Wärmedämmung mit möglichst ökologischen Dämmstoffen verfügen. Als Standard ist das Haus mindestens ein Niedrigenergiehaus. Noch besser ist das Passivhaus.
- Regenerative Energien – Die benötigte Energie ist nicht nur umweltfreundlich, sondern sie wird von Wind, Wasser, Sonne oder Biomasse erzeugt. Hausbesitzer sind somit unabhängig von den begrenzten Rohstoffen wie Erdöl oder Erdgas und erzeugen kaum klimaschädliche Emissionen.
Tipps zum nachhaltigen Bauen
Mit den nachfolgenden Tipps kann jeder Bauherr sein Bauvorhaben nachhaltig gestalten und somit etwas für unser aller Umwelt tun.
1. Klimaschonend und energieeffizient bauen
Bei einem nachhaltigen Haus werden die Wärmeverluste durch eine sehr gute Gebäudedämmung minimiert. Zusätzlich werden für Beheizung nur regenerative Energiequellen genutzt. Der Gesetzgeber schreibt bei einem Neubau vor, dass der Anteil von regenerativen Energiequellen für das Heizen bei mindestens 15 % liegen muss. Mithilfe von Sonnenenergie oder Erdwärme kann jeder klimaneutral heizen und schon somit wertvolle Ressourcen. Umsetzen lässt sich dies ganz einfach, indem eine Solarthermie das Wasser zum Duschen erzeugt und eine Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung genutzt wird.
2. Augen auf beim Grundstückskauf
Schon beim Kauf des Baugrundstücks beginnt der nachhaltige Hausbau. Um das Energiekonzept umzusetzen, spielt nicht nur das Klima eine wichtige Rolle. Wichtig in diesem Zusammenhang sind Wind, Niederschläge und die Sonnenscheindauer. Im Einzelnen bedeutet dies, das Haus sollte möglichst windgeschützt erbaut werden und die Sonneneinstrahlung von Süden für Wohnräume nutzen. Nebenräume sollten möglichst nach Norden ausgerichtet sein.
3. Den Anforderungen entsprechend bauen
Je kleiner ein Haus ist, umso weniger muss in das Erdreich eingegriffen werden. Des Weiteren werden dabei Baumaterialien sowie Aufwendungen für den nötigen Energiebedarf gespart. Bauherren müssen daher ihre Ansprüche an das Eigenheim kritisch hinterfragen und sich letztendlich auf das Wesentliche konzentrieren.
Nicht immer ist ein Keller nötig, oft reicht ein unbeheizter Anbau wie zum Beispiel eine Garage. Die Gebäudeform sollte möglichst klar und einfach sein, denn jeder Vor- und Rücksprung am Haus bedeutet mehr baulicher Aufwand und spätere Energieverluste. Auch bei einer Dreifachverglasung geht im Vergleich mit einer geschlossenen Wand deutlich mehr an Wärme verloren. Aus diesem Grund sollten Fensterflächen mit Bedacht gewählt werden.
4. Die Grundrissplanung
Um die Wohnfläche möglichst gering zu halten, ist es wichtig, dass unnötige Verkehrsflächen minimiert werden. Des Weiteren können Räume gemäß dem Bedarf kleiner ausfallen oder es kann eventuell komplett darauf verzichtet werden.
Damit das Eigenheim möglichst lange ohne größere Umbaumaßnahmen genutzt werden kann, ist es wichtig schon beim Grundriss an eine spätere Barrierefreiheit zu denken bzw. das Einfamilienhaus so zu konzipieren, dass es später leicht in zwei separate Wohnungen geteilt werden kann.
5. Gestaltung des Außenbereiches
Damit Regenwasser versickern kann, sollten im Außenbereich so wenig als möglich versiegelte Flächen vorhanden sein. Zum einen fördert dies den natürlichen Wasserkreislauf und zum anderen wird bei Starkregen die Kanalisation nicht überlastet. Zufahrten und Stellplätze sollten mit versickerungsfähigen Belägen, wie zum Beispiel Rasenschotter gestaltet werden. Um den Wasserkreislauf zu regulieren, bietet sich ein Gründach auf der Garage an. Die Pflanzen dort speichern das Regenwasser und geben es erst zeitversetzt an die Regenrinne ab. Zusätzlich kann Regenwasser in einer Zisterne gesammelt werden. Es eignet sich nicht nur zur Gartenbewässerung, sondern auch für das WC und für die Waschmaschine. Dadurch wird der Verbrauch an wertvollem Trinkwasser reduziert.
6. Geeignete Baumaterialien und Wärmedämmung
Um den aktuellen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) gerecht zu werden, muss das Haus gut gedämmt und dicht sein. Es muss aber nicht zwingend die Wärmedämmschicht auf den Außenwänden zum Einsatz kommen. Werden für das einschalige Mauerwerk Porenbeton-, Leichtbetonsteine oder Hochlochziegel verwendet, kann auf die zusätzliche Wärmedämmung verzichtet werden. Die Außenwände müssen hier mindestens 36,5 cm dick sein. So entsteht eine hohe Speichermasse, um die Raumtemperatur auch bei schwankenden Außentemperaturen konstant zu halten.
Für nicht-erdberührte Bereiche sollten natürliche Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zum Einsatz kommen. Zur Wahl stehen Schafwolle, Schilfrohr, Seegras, Stroh, Zellulose oder Holzweichfasern. Dadurch entsteht nicht nur ein sehr guter Wärmeschutz, sondern zusätzlich im Sommer auch ein guter Hitzeschutz.
Für Fassaden eigenen sich hinterlüftete Verkleidungen aus unbehandeltem Nadelholz. Solange das Holz immer wieder trocknen kann, ist es praktisch unverwüstlich.
Nach Möglichkeit sollten beim nachhaltigen Bauen nur regionale Baustoffe zum Einsatz kommen. So werden lange Transportwege vermieden. Im Klartext bedeutet dies, dass das Holz für Holzhaus nicht zwingend aus Sibirien oder Kanada kommen muss.
7. Nachhaltig wohnen bedeutet gesund wohnen
Wer gesund wohnen will, muss auf die Raumtemperatur ebenso achten wie auf die Raumluft, die weder zu trocken noch zu feucht sein darf. Zudem muss die Raumluft so weit als möglich frei von Schadstoffen, Allergenen und Staub sein. Die optimale Raumluftfeuchte liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Des Weiteren muss zusätzliche Feuchtigkeit, die beim Kochen, Duschen usw. entsteht entweder durch eine Fensterlüftung oder eine mechanische Lüftungsanlage permanent abgeführt werden. So kann Schimmelbildung vermieden werden, die auf der einen Seite zu Bauschäden und auf der anderen Seite zu gesundheitlichen Problemen führt, vermieden werden.
Kommen beim nachhaltigen Bauen naturbelassene Materialien zum Einsatz, trägt dies zu einer guten Raumluftqualität bei. Sehr gut geeignet sind alle offenporigen Hölzer sowie diffusionsoffene Putze und Farben. Diese enthalten keine Schadstoffe und regulieren die Feuchtigkeit auf natürliche Weise, indem sie zuerst die Feuchtigkeit aufnehmen und sie später wieder abgeben.
8. Ressourcenschonendes arbeiten
Nicht nur die verwendeten Baumaterialien sollten umweltbewusst sein, sondern auch alle Arbeiten rund um den Hausbau. Dies bedeutet Baufirmen sollten nur mit regionalen Partnern zusammenarbeiten, um so lange Anfahrtswege und den damit hohen Energieverbrauch zu sparen.
9. Nachhaltig sanieren
Jedes Haus muss im Laufe der Jahre saniert werden. Auch hier gilt, dass dies so umweltbewusst als möglich vonstatten geht. Das bedeutet, dass die Fassaden, die Heizanlage oder die Fenster immer nach dem neusten Stand sein sollten. Aus diesem Grund gilt für das nachhaltige Sanieren ebenso wie beim nachhaltigen Bauen sich umfassend zu informieren und auf regionale Baustoffe und Baufirmen zu setzen.
10. Staatliche Förderungen
Viele Bauherren sind der Meinung, dass der nachhaltige Hausbau deutlich teurer als das konventionelle Bauen ist. Das stimmt so nicht, denn es gibt eine Reihe von finanziellen Förderungen beim nachhaltigen und energieeffizienten bauen. Nicht nur die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), sondern auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) bietet Fördergelder, zinsgünstige Kredite und Tilgungszuschüsse. Da sich die Fördersummen permanent ändern, müssen Bauherren sich regelmäßig zu Förderungen und entsprechende Fristen informieren.
Mit welchen Kosten ist beim nachhaltigen Hausbau zu rechnen?
Eine Frage, die nicht pauschal beantwortet werden kann. Eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst die Kosten rund um den nachhaltigen Hausbau.
Zu Anfang ist das nachhaltige Bauen mit Sicherheit teurer als der konventionelle Hausbau. Dies liegt an:
- Hochwertigen regionalen Baustoffen
- Heizsysteme auf Basis nachwachsender Rohstoffe – Im Betrieb sparen diese Heizsysteme deutlich im Vergleich mit anderen Heizsystemen
- Photovoltaik- und/oder Lüftungsanlagen – Die Unterhaltskosten für das Haus sinken deutlich
- Höhere Versicherungsprämien für ein Holzhaus oder ein Reetdachhaus
Der nachhaltige Hausbau ist aber nicht nur teuer, denn es gibt eine Reihe von Aspekten, die ihn von Anfang an günstiger machen. Dazu gehören:
- Durch einfaches und dem Bedarf entsprechendes Bauen, können Baukosten gespart werden
- Durch die Wahl eines geeigneten Hausbau Anbieters kann man nachhaltig und trotzdem kostengünstig bauen
- Wird die Kraft der Sonne und dergleichen genutzt, sind niedrige Unterhaltskosten garantiert
- Eine geringe Flächenversiegelung sorgt für niedrige Abwassergebühren
Fazit zum nachhaltigen Hausbau
Das gesunde Leben sowie das Schonen der Umwelt sind die Hauptkriterien vieler Bauherren beim Hausbau. Oftmals fällt die Entscheidung auf ein ökologisches Haus, da es den größtmöglichen Nutzen bietet und für einen geringen Ressourcen- und Energieaufwand steht. Soll das neue Eigenheim möglichst ressourcen- und umweltsparend erbaut werden, dann bietet sich Holz als Baustoff an. Der regional verfügbare Baustoff verbraucht bei der Herstellung nur wenig Energie und sorgt während seiner langen Nutzungsdauer in Kombination mit seinen guten Dämmeigenschaften für niedrige Heizkosten. Um auch später möglichst ressourcenschonend im Eigenheim leben zu können, sollte auf regenerative Energie gesetzt werden.
Der nachhaltige Hausbau ist eine erfolgversprechende Investition in die Zukunft. Um dies zu ermöglichen ist ein stimmiges Gesamtkonzept das A und O. Dies beginnt bei der Planung, zieht sich über den gesamten Bauprozess hin und endet erst am Ende des Lebenszyklus Haus. Dabei muss auch an den eventuellen Rückbau des Hauses gedacht werden, indem möglichst viele Materialien recycelt und wiederverwendet werden können.