Ratgeber: Planung und Bau von Speicher-/Kachelgrundöfen

Inhaltsverzeichnis

Mit einem Speicher- beziehungsweise Kachelgrundofen sind Sie beim Heizen unabhängig. Denn ein Kachelgrundofen bedeutet 

  • Heizen ohne Strom, 
  • Rauchgasführung in Naturzügen (die Abgase werden ohne mechanische Unterstützung, nur durch Unterdruck abgeführt) 
  • und ein Brennstoff, der leicht verfügbar ist: Holz. 

Kachelgrundöfen sind also relativ krisensicher – im Notfall kann sogar warmes Wasser, eine Suppe oder auch ein herzhafter Flammkuchen darin gekocht werden.

1. Was ist ein Kachelgrundofen?

Gemauerte Ofen werden gemeinhin als Kachelgrundofen bezeichnet – egal ob sie mit oder ohne Kacheln belegt sind. Doch das ist falsch, denn nicht jeder Ofen ist auch wirklich ein Kachelgrundofen.

Ein (Speicher-)Grundofen ist zunächst einmal ein Ofen, dessen Innenleben aus dem Naturwerkstoff Schamotte besteht und somit bis zu 24 Stunden eine angenehme Wärme erzeugt. Erst, wenn seine Oberfläche verkachelt, statt verputzt ist, wird er als Kachelgrundofen bezeichnet.

2. Wie ist ein Kachelgrundofen aufgebaut und wie funktioniert er?

Ein Speichergrundofen wird immer auf einem Sockel – zum Beispiel aus Gasbetonsteinen – aufgebaut. Der Aufbau erfolgt in einer zweischaligen Bauweise und besteht aus Kern und einer Außenhülle:

  • Das Innenleben bildet ein Schamottenkern als Zugsystem. 
  • In einem Mindestabstand von zwei Zentimetern wird der Ofenkern mit einer Vormauerung ummauert.

Weitere Komponenten einer Ofeneinheit sind:

  • der Feuerraum mit Glasheiztür
  • der Keramisches Nachheizregister (Zugsystem)
  • das Rauchrohr zum Schornstein
  • der Schornstein
  • Außenhülle (Kacheln oder Schamotte verputzt)

Ein Speichergrundofen funktioniert folgendermaßen:

Durch das Abbrennen der gesamten berechneten Holzmenge wird Energie freigegeben. Diese Wärmeenergie gelangt durch das angebaute Zugsystem in jeden Winkel des Ofens und erwärmt ihn somit gleichmäßig. Ist das Holz abgebrannt, wird die Verbrennungsluftzufuhr gedrosselt beziehungsweise geschlossen und der Ofen beginnt, die Wärmeenergie zu speichern und anschließend über einen Zeitraum von bis zu 24 Stunden mittels Strahlungswärme an seine Umgebung wieder abzugeben. Das ist das Prinzip der Wärmestrahlung.

3. Der Bau eines Kachelgrundofens in Bildern

4. Wie unterscheiden sich Kamin und Kachelgrundofen?

Unterschied bei der Speicherung der Wärme

Ein Speichergrundofen kann die Wärme bis zu 24 Stunden speichern und kontinuierlich an den Raum wieder abgeben. Dabei wird zu Beginn des Brennvorgangs wird ein großer Teil der Wärme bereits über die Glasscheibe abgegeben. Der Speichergrundofen gibt Großteils natürliche Infrarotwärme ab. Diese tiefenwirkende Wärme wird auch für Rheumatherapien eingesetzt.

Ein Kamin besitzt, im Gegensatz zu einem Speichergrundofen, wenig bis keine Speichermöglichkeiten. Brennt das Feuer im Kamin ist es sehr schnell warm oder gar heiß. Erlischt das Feuer, ist es schnell wieder kühl.

Unterschied für Allergiker

Der Speichergrundofen funktioniert nach dem Prinzip der Strahlungswärme und nicht wie Konvektionsheizungen als sogenannte Luftumwälzer. Durch die Strahlungswärme entsteht wenig bis fast keine Staubaufwirbelung, sodass ein Speichergrundofen eine gesunde Lösung für Hausstauballergiker ist.

Das Wärmeprinzip bei einem Kamin basiert dagegen auf dem Prinzip der Konvektionswärme. Die Konvektionswärme ist von Radiatoren und Heizkörpern bekannt, die in vielen Häusern und Wohnungen verbaut sind.

Unterschied beim Design

Viele Kamine besitzen große Glasscheiben. In erster Linie dienen diese dem Design und der Beobachtung des Feuers, zugleich bergen sie aber erhebliche Nachteile. Denn große Glasheiztüren werden schnell schwarz, da der Brennraum für die einsetzbare Holzmenge zu groß ist. Es kommt zur Verrußung und das Feuer ist kaum noch sichtbar, wenn die Scheiben nicht regelmäßig gereinigt werden.

Beim Speichergrundofen ist das sichtbare Feuer weniger wichtig, da der Ofen über die Abbrandphase von etwa zwei Stunden hinaus funktioniert beziehungsweise nach dem Abbrennen beginnt zu speichern – seine eigentliche Bestimmung. Große Glasscheiben sind beim Speichergrundofen zwar auch schön, haben aber keinen großen Mehrwert. Hier ist die Gestaltung des „Speichervolumens“ deutlich wichtiger. So kann beispielsweise eine Sitzbank integriert werden.

5. Was ist der Unterschied zwischen Strahlungs- und Konvektionswärme?

Der Speichergrundofen funktioniert nach dem Prinzip der Strahlungswärme.

Die Strahlungswärme erwärmt die Luft nicht direkt, sondern die Luft wird durch die umgebenden Wände (Festkörper), bei gleichbleibender Luftfeuchtigkeit, indirekt erwärmt. Strahlungswärme wird auch als gesunde Wärme bezeichnet. Nach demselben Prinzip funktionieren auch Infrarotkabinen.

Das Gegenteil zur Strahlungswärme ist die Konvektionswäre. Hierbei wird die Luft als Träger der Wärme herangezogen. Diese wird durch die Wärme in Bewegung gesetzt und es entsteht dadurch eine stetige Luftzirkulation. Diese kann bei Asthmatikern zu Reizungen führen, da dadurch die Luftfeuchtigkeit sinkt und Staub aufgewirbelt wird. Dieser Effekt entsteht zum Beispiel beim Einsatz von Heizkörpern (Radiatoren), Heizeinsätzen oder sogenannten Schwedenöfen.

6. Wie wird ein Kachelgrundofen bedient?

Die Bedienung eines Speichergrundofens ist eine andere, als die eines Kaminofen. Während bei einem Kamin kontinuierlich nachgeheizt werden muss, indem Scheitholz nachgelegt wird, so wird bei einem Kachelgrundofen die vorgeschriebene Gesamtmenge an Scheitholz auf einmal in den Feuerraum geschichtet. Dieser wird danach im oberen Drittel angezündet und verbrennt als Ganzes. Nachdem der Holzstoß abgebrannt und nur noch aus heißer Glut besteht, wird die Verbrennungsluftzufuhr geschlossen und der Speichergrundofen beginnt die Wärme in seinem Korpus bis zu 24 Stunden zu speichern. Es entsteht die für diesen Ofen typische behagliche Strahlungswärme, die in kalten Wintertagen so wohltuend ist.

7. Pflege und Wartung eines Kachelgrundofens

Ein Speichergrundofen ist grundsätzlich wartungsfrei. Neben gelegentlichen Scheibenreinigen und dem Entfernen der Ascherückstände – je nach Heizintensität etwa ein- bis zweimal im Monat – muss nichts gemacht werden. 

Bei Bedarf sind die Türdichtungen zu wechseln und nach etwa 20 Jahren sollten die Rauchgaszüge vom Fachmann beziehungsweise der Fachfrau gereinigt werden. Der Zeitraum ist jedoch abhängig von der jeweiligen Heizintensität.

8. Welche gesetzlichen Bestimmungen gibt es bei Kachelgrundöfen einzuhalten?

Je nach Typ und Ausführung gibt es verschiedenste gesetzliche Bestimmungen, an die sich die einzelnen Hersteller oder Ofenbauer halten müssen. Neben baulichen Normen (europäische und/oder nationale Normen), sind auch Bestimmungen einzuhalten, die Emissionen, Umweltschutz und dergleichen betreffen.

Für Österreich gelten, neben dem Bautechnik- und dem Brandschutzgesetz, unter anderem die ÖNORM B 8311 (Installation und Errichtung von häuslichen Feuerstätten) und der Artikel 15a des B-VG (Inverkehrbringen von Kleinfeuerungen und die Überprüfung von Feuerungsanlagen und Blockheizkraftwerken).

Hinweis Aufgrund der Vielzahl an einzuhaltenden Gesetzen sollten Sie sich von einem Fachmann (Ofensetzer-/Hafnermeister) beraten lassen und ihren Kachelgrundofen ausschließlich von einer dazu berechtigten Ofenbaufirma bauen zu lassen.

9. Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es bei Kachelgrundöfen?

Die Zeiten, in denen Speichergrundofen ausschließlich grüne oder blaue Monster waren, sind vorbei. Inzwischen gibt es viele zeitgemäße Gestaltungsmöglichkeiten.

Form

Die Form kann sehr frei nach Kundenwünschen gestaltet werden. Grenzen setzen hier nur der vorhandene Platz für den Speichergrundofen und die technischen Möglichkeiten.

Materialien außen

Die Verkleidung kann entweder klassisch in Ofenkacheln, schlicht verputzt oder mit Naturstein ausgeführt werden.

Licht

Mit direkter oder indirekter Beleuchtung kann der Speichergrundofen in Szene gesetzt werden. Eine indirekte Beleuchtung bietet sich zum Beispiel im Bereich des Sockels oder in integrierten Regalnischen an.

10. Die Abbrand-Steuerung beim Kachelgrundofen

Die Verbrennungsluftzufuhr bei einem Kachelgrundofen wird normalerweise mittels manuell-betätigter Zuluftklappe gedrosselt. Die Drosselung kann aber auch über eine elektronisch angesteuerte Klappenautomatik erfolgen. Der große Vorteil einer sogenannten Abbrand-Automatik beziehungsweise Abbrand-Steuerung ist, dass sich der Ofen selbst regelt. 

Ein Beispiel: Sie heizen in der Früh vor dem Arbeitsantritt Ihren Speichergrundofen ein und fahren anschließend zur Arbeit oder gehen anderweitig außer Haus. Die Steuerung übernimmt die Regelung der Verbrennungsluft. Wenn Sie dann wieder nach Hause kommen, ist der Speichergrundofen warm und im Raum herrscht eine angenehme Wärme.

11. Welche Planungsschritte sind beim Bau eines Kachelgrundofens zu beachten?

Ist beim Bau der eigenen vier Wände vorhanden ein Speichergrundofen gewünscht, so ist es am besten, sich bereits in der Planungsphase bei einem Fachunternehmen zu melden. Denn es gibt ein paar Aspekte, die wichtig sind, in der Hausplanung zu berücksichtigen – auch dann, wenn der Ofen nicht direkt nach der Gebäudefertigstellung installiert werden soll. So wirken sich beispielsweise die Lage und der Durchmesser des Schornsteins sowie die Positionierung des Speichergrundofens deutlich auf die Raumplanung aus.

12. Fünf Tipps für die Planung eines Kachelgrundofens beim Hausbau

  1. Suchen Sie bereits in der Planungsphase Ihres Bauvorhabens einen Ofenbauer Ihres Vertrauens auf und bringen Sie Bilder von Kachelgrundöfen mit, wie Sie sich Ihren vorstellen. So kann der Ofenbauer Ihre Wünsche besser verstehen und eventuell bereits ein erstes Richtangebot machen.
  2. Achten Sie auf den notwendigen Schornsteindurchmesser. Bei Speichergrundöfen gilt die Faustregel mindestens ein Durchmesser von 18 Zentimetern.
  3. Planen Sie den Bodenaufbau im Bereich des Speichergrundofens dementsprechend. Das bedeutet: keine Leitungen, keine Trittschalldämmung, keine Fußbodenheizung. Ebenso muss die Statik in diesem Bereich für das Gewicht des Ofens ausgelegt sein (Traglast der Betondecke).
  4. Planen Sie die Zufuhr der Verbrennungsluft. Soll diese aus dem Raum oder extern zugeführt werden? Wenn die Verbrennungsluft extern zugeführt werden 

    soll, welche Möglichkeiten gibt es hier (zum Beispiel Zuluftkanal über Bodenplatte, etc.)?
  5. Beachten Sie, ob Sie einen Dunstabzug in der Nähe haben. Wenn ja, benötigen Sie einen Unterdruckwächter.

13. Ist es auch möglich, einen Kachelgrundofen nachträglich einzubauen?

Ein nachträglicher Einbau eines Speichergrundofens ist problemlos möglich, wenn der Unterbau bereits entsprechend aufgebaut wurde (ohne Dämmung, ohne Fußbodenheizung, etc.). Ist dies nicht der Fall, muss der Ofenbauer sogenannte Punktfundamente setzten. Sobald dies geschehen ist, steht auch hier einem nachträglichen Einbau nichts mehr im Wege.

14. Wie viel kostet ein Kachelgrundofen?

Die Frage, wie viel ein Speichergrundofen kostet, kann nicht pauschal beantwortet werden. Um einen seriösen Preis nennen zu können, müssen die Größe, die Form, das Design, die Oberfläche und weitere Aspekte bekannt sein. 

Als grobe Orientierung kann folgendes Beispiel dienen: Ein kleiner kompakter Speichergrundofen mit verputzter Oberfläche wird mit einem Preis von etwa 5.000 bis 6.000 Euro angesetzt. 

Nach oben ist preislich alles offen.

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