Wann sollte der Kammerjäger kommen und wie viel kostet er?

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Kammerjäger?

Der Begriff Kammerjäger stammt ursprünglich aus dem Mittelalter, als es noch regierende Kaiser und Könige in Europa gab. Damals kam es häufig zu Schädlingsbefällen in den Innenräumen. Die Männer, die Jagd auf die Schädlinge in den Kammern machten, wurden schließlich als Kammerjäger angestellt.

Heute ist der Begriff Kammerjäger noch immer in Gebrauch – allerdings nur in der Umgangssprache, die offizielle Berufsbezeichnung lautet Schädlingsbekämpfer. Seit 2004 sind der Beruf und das Berufsbild des Schädlingsbekämpfers offiziell anerkannt. Die duale Ausbildung dauert im Regelfall drei Jahre.

Was macht ein Schädlingsbekämpfer?

Während sich die Arbeit von Kammerjägern im Mittelalter auf die Beseitigung von Ungeziefer in Innenräumen beschränkte, ist das Berufsbild des Schädlingsbekämpfers heute wesentlich umfassender.

Zum einen beschränkt sich die Schädlingsbekämpfung nicht mehr auf den Innenraum, sondern umfasst auch die Bekämpfung von Schädlingen im Außenraum wie beispielsweise Wespen- oder Hornissennester.

Zum anderen führen Schädlingsbekämpfer nicht mehr nur Bekämpfungsaktionen bei akutem Befall aus, sondern treffen entsprechende Vorsorgemaßnahmen, um Menschen, Tiere und Pflanzen, aber auch Vorräte, Materialien, Gebäude und die Umwelt vor Schädlingen aller Art zu schützen. Die Schädlingsbekämpfung dient heute also dem Gesundheits-, Vorrats-, Pflanzen-, Holz- und Bautenschutz.

Zugleich spielt im Gegensatz zu früher der Umweltschutz bei der Schädlingsbekämpfung eine wichtige Rolle. So müssen alle Maßnahmen und die dabei eingesetzten Mittel dokumentiert werden.

Was versteht man unter Schädlingen?

Schädlinge ist ein Oberbegriff für Organismen, die dem Menschen Schaden zufügen, indem sie Lebensmittel und Gegenstände anfressen, zerstören oder verunreinigen.

Unterschieden wird in drei Schädlingsgruppen, wobei sich manche Tierarten mehreren davon zuordnen lassen:

Schädlingsgruppe

Schaden

Tierart

Hygieneschädlinge und Ektoparasiten

übertragen Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren durch Ausscheidungen, Bisse oder Stiche

u. a. Hausstaubmilben, Kakerlaken, Fliegen, Ratten, Mäuse, Zecken, Flöhe, Läuse

Materialschädlinge

befallen Materialien tierischer oder pflanzlicher Herkunft wie Pelze, Teppiche und Bücher

u. a. Kleidermotten, Museumskäfer, Wollkrautblütenkäfer, Pelzkäfer, Silberfische

Vorratsschädlinge

befallen Nahrungs-, Genuss- und Futtermittel und verunreinigen Vorräte durch ihre Ausscheidungen

u. a. Kornkäfer, Mehlmilben, Brotkäfer, Getreidemotten, Mäuse

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Wann sollte man einen Kammerjäger beauftragen?

Ob Sie selbst versuchen können, die Schädlinge zu bekämpfen oder besser direkt einen Kammerjäger beauftragen sollten, hängt davon ab, in welchem Stadium Sie den Befall bemerkt haben – wie weit er schon fortgeschritten ist – und um welche Schädlinge es sich handelt.

Bei den folgenden Schädlingen ist eine eigenständige Schädlingsbekämpfung möglich:

  • Fruchtfliegen, Trauermücken, Hausfliegen
  • Ameisen
  • Motten (Lebensmittelmotten, Kleidermotten u. ä.)
  • Käfer (Mehlkäfer, Teppichkäfer u. ä.)
  • Silberfische
  • Staubläuse
  • Kellerasseln
  • Pflanzenschädlinge
  • Holzwurm
  • Tauben

Es gilt: Je früher Sie die Schädlinge entdecken, desto erfolgreicher können Sie diese selbst bekämpfen. Voraussetzung ist jedoch, dass Sie direkt mit den geeigneten Maßnahmen beginnen. Geeignet sind Maßnahmen, die gesetzeskonform sind, die gegen die Schädlinge helfen, die aber Sie selbst, Ihre Kinder und Haustiere unversehrt lassen. Sehen Sie keinen zeitnahen Erfolg, sollten Sie doch einen Kammerjäger beauftragen.

Bei diesen Schädlingen ist es empfehlenswert, direkt einen Kammerjäger zu beauftragen:

  • Flöhe
  • Bettwanzen
  • Wespen
  • Hornissen
  • Kakerlaken
  • Marder
  • Waschbären
  • Mäuse
  • Ratten

Warum ist es bei diesen Tieren ratsam, einen Profi zu beauftragen? Dafür gibt es verschiedene Gründe: Sie können für Mensch und Haustier gefährlich werden, manche von ihnen vermehren sich sehr schnell, wiederum andere stehen unter Naturschutz. So zum Beispiel Wespen und Ihre Nester. Sie dürfen nicht ohne Weiteres entfernt werden.

Hinweis Schädlinge loszuwerden kann sehr lange dauern und ist selten mit der Entfernung der Schädlinge selbst beendet. Oft bedarf es einer Nachsorge und regelmäßiger Kontrollen, um eine Rückkehr der Schädlinge zu verhindern. Auch hier hilft ein Profi.

Schädlingsbekämpfung und das Gesetz

Die Schädlingsbekämpfung ist eine komplexe Aufgabe, die durch verschiedene gesetzliche Vorschriften und Normen reglementiert wird. Dazu zählen unter anderem Arbeitsschutzrichtlinien und Richtlinien zum Lebensmittelschutz sowie zum Schutz von Tieren. Die Bundesländer haben außerdem Schädlingsbekämpfungsverordnungen.

Durch diese Vorschriften sollen Menschen, Umwelt, Produkte und Räumlichkeiten geschützt werden.

Hinweis

In Deutschland darf nur als gewerblicher Schädlingsbekämpfer tätig werden, wer

  • die IHK-Prüfung zum geprüften Schädlingsbekämpfer abgelegt
  • oder seine Sachkunde nachgewiesen hat.

Welche Methoden der Schädlingsbekämpfung gibt es?

Bei der Schädlingsbekämpfung können verschiedene Methoden zum Einsatz kommen – unabhängig voneinander oder in Kombination (integrierte Schädlingsbekämpfung):

  • Biologische Schädlingsbekämpfung, hierbei werden lebende Organismen gegen die Schädlinge eingesetzt
  • Biotechnische Schädlingsbekämpfung, dabei werden natürliche biologische Prozesse nachgeahmt und zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt (zum Beispiel Pheromonfallen)
  • Physikalische Schädlingsbekämpfung, hierbei erfolgt die Tötung der Schädlinge durch mechanische Einwirkung, Kälte, Hitze oder Strahlung
  • Chemische Schädlingsbekämpfung, dabei werden biozide Gase eingesetzt sowie Bekämpfungsmittel mit rodentizider, akarizider, insektizider und fungizider Wirkung

Wie viel kostet eine professionelle Schädlingsbekämpfung?

Die Kosten eines Kammerjägers sind von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • der Schädlingsart
  • der Größe der befallenen Fläche
  • der Intensität des Befalls
  • der baulichen und örtlichen Situation der befallenen Stellen; gibt es zum Beispiel viele Verstecke, ist der Aufwand höher und die Kosten steigen
  • den Mitteln, die zur Bekämpfung eingesetzt werden müssen
  • den Maßnahmen, die ergriffen werden müssen
  • der Dauer der Schädlingsbekämpfung beziehungsweise wie oft der Kammerjäger kommen muss, bis es keine Schädlinge mehr gibt
  • dem Einsatztag; am Wochenende gibt es eventuell einen Wochenendzuschlag
  • der Dringlichkeit des Einsatzes; eventuell muss ein Notfallzuschlag gezahlt werden

Üblicherweise liegt der Stundenlohn eines Schädlingsbekämpfers zwischen 100 und 200 Euro.

Tipp Wenn ein Marder bei Ihnen sein Unwesen treibt, können Sie zunächst den zuständigen Jäger oder Förster kontaktieren. Manchmal kümmert sich dieser kostenlos um das Schädlingsproblem.

Wer zahlt den Kammerjäger – Vermieter oder Mieter?

Wenn es zu einem Schädlingsbefall einer vermieteten Wohnung kommt, ist grundsätzlich der Vermieter in der Nachweispflicht. Triff den Mieter keine Schuld, muss der Vermieter die Kosten für die Beseitigung der lästigen Tiere tragen. Kann der Vermieter jedoch nachweisen, dass der Schädlingsbefall nicht durch Vernachlässigung seiner Pflichten entstanden ist, sondern der Mieter diesen verursacht hat, muss der Mieter direkt für die Kosten der Schädlingsbeseitigung aufkommen.

Jeder Mieter hat zudem eine Anzeigenpflicht. Das bedeutet, sobald er einen Schädlingsbefall entdeckt, muss er dem Vermieter Bescheid geben. Unterlässt er die Meldung, muss der Mieter die Kosten der Schädlingsbekämpfung selbst tragen.

Tipp Für Vermieter: Laufende Kosten zur Vorbeugung eines Schädlingsbefalls in einem Mietobjekt zählen zu den Betriebskosten und dürfen auf Ihren Mieter umgelegt werden.

Welche Versicherung kommt für die Schädlingsbekämpfung auf?

Für die Kostenübernahme des Kammerjägers kommen grundsätzlich zwei Versicherungspolicen infrage: die Hausrats- und die Wohngebäudeversicherung. Ob eine der beiden Versicherungen beim Schädlingsbefall greift, hängt jedoch von den abgeschlossenen Leistungen ab. Oftmals sind bestimmte Schädlingsbefälle vom Versicherungsschutz ausgeschlossen, wie zum Beispiel der Befall von Holzwürmern.

Wie findet man einen guten Kammerjäger?

Die Beseitigung von Schädlingen ist eine heikle Angelegenheit. Zum einen soll sie möglichst dauerhaft sein, zum anderen möglichst umweltschonend. Wenn Sie sichergehen möchten, dass Sie einen Profi beauftragen, sollten Sie folgende Punkte überprüfen:

  1. Ist der Betrieb, den Sie beauftragen möchten, in der Liste des Deutschen Schädlingsbekämpfer Verbands (DSV) aufgeführt?
  2. Hat die Internetseite des Betriebs ein ordentliches Impressum mit vollem Firmennamen, Unternehmenssitz, Steuernummer und Festnetz-Telefonnummer?
  3. Handelt es sich um einen zertifizierten Betrieb und sind im Impressum auf der Firmenhomepage die Zertifizierungen mit Logo und Siegel angegeben? Überprüfen Sie, was hinter den Zertifizierungen steckt, leider werden häufig Pseudo-Zertifizierungen angegeben.
  4. Gibt der Betrieb Fixpreise an? Wenn ja, ist das unseriös, da bei einer Schädlingsbekämpfung keine festen Preise möglich sind. Es kann höchstens ein Rahmen angegeben werden, in dem sich die Kosten bewegen – die Mehrwertsteuer sollte darin inkludiert sein.
  5. Möchte der Kammerjäger mit der Schädlingsbekämpfung beginnen, ohne sich vorher bei einer Objektbesichtigung ein Bild von der Art und dem Ausmaß des Befalls gemacht und mit Ihnen die Maßnahmen besprochen zu haben? Beauftragen Sie ihn nicht, denn dieses Vorgehen ist unseriös. Bei einer serösen Schädlingsbekämpfung sind eine (kostenlose) Objektbesichtigung und eine Besprechung mit Ihnen unerlässlich.
  6. Wird von Ihnen eine sofortige Vorkasse in bar verlangt? Ja? Dann nehmen Sie Abstand von diesem Betrieb. Seriöse Betriebe stellen Ihnen eine Rechnung mit Namen des Betriebs, Anschrift, Steuernummer, Registernummer und Name des Gerichts, bei dem der Betrieb registriert wurde.
  7. Ist auf der Rechnung nur eine Arbeitspauschale aufgelistet? Schlecht, denn eigentlich sollten dort die jeweils erbrachten Leistungen aufgelistet sein.
Hinweis Vermuten Sie Wucher, wenden Sie sich an einen Sachverständigen oder die Verbraucherzentrale.

Wie lange dauert die Schädlingsbekämpfung?

Eine pauschale Angabe dazu, wie lange die Bekämpfung von Schädlingen dauert, ist nicht möglich. Die Schädlingsbekämpfung kann nur wenige Tage bis mehrere Wochen dauern, es kommt immer darauf an

  • wie stark der Schädlingsbefall ist,
  • um welche Art von Schädlingen es sich handelt und
  • welche Mittel zur Bekämpfung eingesetzt werden.

Wie kann ich Schädlingen vorbeugen?

Um einem erneuten oder erstmaligen Schädlingsbefall vorzubeugen, sollten Sie Folgendes machen:

  • Lassen Sie kein Essen in der Wohnung offen stehen, verpacken Sie alle Lebensmittel luftdicht.
  • Putzen Sie regelmäßig und richtig.
  • Entsorgen Sie regelmäßig Ihren Müll.
  • Lüften Sie regelmäßig und richtig, so wird die feuchte Luft, die Schädlinge lieben, nach draußen abtransportiert.
  • Setzen Sie Fliegengitter und Insektennetze in die Fenster ein, die Sie zum Lüften öffnen.
  • Schließen Sie kleine Löcher in den Außenwänden, Ritzen unter dem Fenstersims und in den Fensterlaibungen und Löcher im Rollladenkasten umgehend.
  • Legen Sie nur frische Wäsche in den Kleiderschrank. Hautschuppen und Schweißgeruch ziehen Motten an.
  • Legen Sie keine großen Essensvorräte an.
  • Nutzen Sie ätherischer Öle, beispielsweise in Form von Duftsäckchen mit Lavendel im Kleiderschrank. Viele Schädlinge empfinden den Duft ätherischer Öle als unangenehm.
  • Halten Sie Haustierplätze sauber, denn Haare und Hautschuppen sind beispielsweise Nahrung für Hausstaubmilben.
  • Handeln Sie sofort, wenn Sie einen Schädling sehen, hören oder riechen.
  • Setzen Sie die Tipps des Kammerjägers um.

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