Innenwände: Welche Funktionen haben sie und welche Arten gibt es?
Welche Funktionen haben Innenwände?
Innenwände erfüllen vielerlei Zwecke: Sie sind zum einen gestaltendes Element, umgrenzen die einzelnen Wohnräume und trennen sie voneinander ab. Sie haben konstruktive Funktion, sofern sie tragend ausgeführt sind. Und nicht zuletzt besitzen sie wichtige bauphysikalische Eigenschaften, die entscheidend für die Wohnqualität sind: Sie speichern Feuchtigkeit und Wärme, dienen dem Brandschutz, können wärmedämmend wirken und sind maßgeblich für den Schallschutz.
Welche Bestimmungen gelten für den Schallschutz?
In der DIN 4109 sind die Mindestanforderungen an die Schalldämmfähigkeit von Gebäudeteilen geregelt. Diese verpflichtenden Anforderungen sollen sicherstellen, dass die Schallübertragung ein für Aufenthaltsräume zumutbares Maß nicht überschreitet. Abhängig von der Art der Wand sind verschiedene Schalldämmmaße vorgeschrieben. Das Schalldämmmaß gibt an, um wie viel Dezibel eine Wand den Schall aus dem angrenzenden Raum mindestens senken muss.
Haustrennwände versus Wohnungstrennwände – Innenwände, die zwischen Doppel- oder Reihenhäusern liegen, dienen vorrangig dem Schallschutz zum Nachbargebäude. Sie müssen damit höheren Anforderungen genügen als Innenwände innerhalb der Wohnung. Nach der DIN 4109 müssen Haustrennwände von Doppel- und Reihenhäusern im untersten Geschoss ein Schalldämmmaß von 59 Dezibel besitzen, in den Geschossen darüber ein Schalldämmmaß von 62 Dezibel. Für Trennwände zwischen verschiedenen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern ist ein Schalldämmmaß von 53 Dezibel vorgeschrieben.
Zweischaliger Aufbau – Für einen guten Schallschutz ist ein zweischaliger Aufbau der Trennwand mit Dämmplatten im Zwischenraum empfehlenswert. Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass keine harte Verbindung zwischen beiden Schalen besteht (beispielsweise durch Mörtelreste), da ansonsten die schalldämmende Wirkung der Wand stark beeinträchtigt wird. Die zweischalige Ausführung ist für den Schallschutz wichtiger als die Stärke der Wand. Zumindest Haustrennwände bieten sich üblicherweise auch als tragende Wände an und können dann konstruktiv für die Lastabtragung genutzt werden.
Schallschutz ist Wohnqualität – Eine gute Wohnqualität hängt untrennbar mit gutem Schallschutz zusammen. Unzureichender Schallschutz im Wohnbau bedeutet immer eine unnötige Belastung der Bewohner. Die Mindestanforderung der DIN 4109 sind auch nur als Mindestanforderungen zu verstehen; sie entsprechen nicht unbedingt immer dem aktuellen Stand der Technik. Insbesondere wenn Sie geräuschempfindlich sind, sollten Sie Ihren Architekten darauf hinweisen und lieber etwas mehr in den Schallschutz Ihrer Wände investieren.
Sollten Innenwände tragend oder nicht tragend ausgeführt sein?
Ob Innenwände tragend oder nicht tragend ausgeführt sein sollten, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, die gegeneinander abgewogen werden müssen:
Kosten – Zunächst einmal sind nicht tragende Wände in der Regel günstiger als tragende Wände. Allerdings muss das Gesamtbild der Kosten betrachtet werden: Denn die potenziellen Einsparungen durch nicht tragende Wände sind nur dann sinnvoll, wenn dadurch nicht die Kosten der Geschossdeckenkonstruktion steigen, weil große Spannweiten überbrückt werden müssen. Auf dieses Thema sind wir bereits in unserem Artikel zur Grundrissplanung eingegangen. Oft ist es also empfehlenswert, aus Kostengründen die Innenwände tragend auszuführen, um sie für die Lastabtragung nutzen zu können und von einer günstigeren Konstruktion der Geschossdecken zu profitieren.
Flexibilität – Hinsichtlich der Flexibilität haben nicht tragende Wände entscheidende Vorteile gegenüber tragenden Wänden. Denn nicht tragende Innenwände wieder auszubauen, ist viel weniger aufwendig, als tragende Wände zu versetzen. Bei tragenden Innenwänden ist also eine vorausschauende Planung erforderlich; wenn Sie sich eine spätere (unkomplizierte) Veränderung der Raumaufteilung offenlassen wollen, ist von tragenden Innenwänden dagegen eher abzuraten. Eine weitere Möglichkeit neben nicht tragenden Wänden ist der Einbau von Unterzügen oder Stützen, die ebenso wie tragende Wände zur Lastabtragung genutzt werden können. Auch die Nachrüstung von Installationen ist bei nicht tragenden Wänden meist einfacher.
Bauart – Bei der Konstruktion von tragenden Wänden ist eine genaue Abstimmung mit den Konstruktionen der Außenwände und Geschossdecken erforderlich. Tragende Innenwände sollten möglichst aus den gleichen Materialien bestehen wie tragende Außenwände. Bei nicht tragenden Innenwänden muss darauf geachtet werden, dass sie keine lastübertragende Verbindung zur Geschossdecke haben.
Materialien – Sowohl tragende als auch nicht tragende Wände können in Massiv- oder Leichtbauweise ausgeführt sein. Massive Wände bestehen aus Ziegeln, Kalksandstein, Stahlbeton oder Porenbeton-Wandplatten. Nicht tragende Innenwände können auch aus Gips- oder Porenbeton-Wandbauplatten geklebt werden. In Leichtbauweise werden Ständerkonstruktionen aus Holz oder Metall eingesetzt. Bei nicht tragenden Innenwänden können Blechprofile verwendet werden. Die Oberflächengestaltung ergibt sich meist aus der Raumnutzung (Putz, Anstrich, Bekleidung, Tapeten, Fliesen, ...).
Wandstärke – Nicht tragende Innenwände können weniger stark ausgeführt werden als tragende Innenwände. Während tragende Wände üblicherweise 17,5 cm stark sind, reicht bei nicht tragenden Wänden eine Stärke von ca. 10 cm (auch geringere Wandstärken sind möglich, aber schallschutztechnisch nicht empfehlenswert). Durch die geringere Wandstärke wird mehr Wohnfläche gewonnen, was für kleinere Räume durchaus lohnenswert sein kann. Auch bei tragenden Wänden ist eine geringe Wandstärke von 11,5 cm möglich; Elektroinstallationen müssen dann allerdings auf dem Mauerwerk verlegt werden.
Wärmedämmung – Unter Umständen kann es sinnvoll sein, auch Innenwände mit Wärmedämmung vorzusehen, beispielsweise bei Aufenthaltsräumen, die an nicht beheizte Räume grenzen. Die notwendige Wärmedämmung wird entweder durch entsprechende Wandstärken oder eine zusätzliche Dämmschicht in der Wand erreicht.
Schalldämmung – Insbesondere bei nicht tragenden Innenwänden muss auf ausreichenden Schallschutz geachtet werden. Gute Schalldämmeigenschaften haben Metallständerwände oder Mauerwerkswände mit schweren Steinen. Andere Materialien wie Porenbeton oder Bims weisen hingegen eine deutlich schlechtere Schallschutzwirkung auf; aus demselben Grund sind auch Wandstärken von unter 10 cm nicht empfehlenswert. Die Anforderungen an den Schallschutz können sich auf den Wandaufbau (Materialien und Wandstärke) und damit die Kosten auswirken.
Vor- und Nachteile von tragenden und nicht tragenden Innenwänden zusammengefasst
nicht tragende Innenwände | tragende Innenwände | |
---|---|---|
Kosten | können günstiger sein können aber im Gesamten betrachtet auch teurer sein, da die Kosten für die Geschossdeckenkonstruktion steigen, wenn großen Spannweiten überbrückt werden müssen |
können teurer sein Können dafür die Kosten der Geschossdeckenkonstruktion senken, da diese schlanker ausfallen kann, wenn keine große Spannweiten überbrückt werden müssen |
Flexibilität | weniger Aufwand beim Wiederausbau Raumaufteilung flexibler änderbar Nachrüstung von Installationen meist einfacher machbar |
Wiederausbau ist sehr kompliziert - wenn überhaupt möglich Raumaufteilung muss vorausschauend geplant werden Nachrüstung von Installationen ist oft sehr aufwendig |
Bauart | dürfen keine lastübertragende Verbindung zur Geschossdecke haben in Massiv- oder Leichtbauweise ausführbar |
Konstruktion muss eng mit der Konstruktion der Außenwände und der Geschossdecken abgestimmt werden am besten bestehen die tragenden Innenwände aus den gleichen Materialien wie die tragenden Außenwände in Massiv- oder Leichtbauweise ausführbar |
Wandstärke |
können weniger stark ausgeführt werden |
üblicherweise 17,5 cm Wandstärke Wandstärke von 11,5 ist möglich, wenn die Elektroinstallationen auf der Wand verlegt werden |
Wärmedämmung |
üblicherweise nicht notwendig |
notwendig |
Schalldämmung |
bei nicht tragenden Innenwänden sollte besonderes Augenmerk auf die Schalldämmung gelegt werden |
Pauschal gilt: Je schwerer die Wand, desto besser die Schalldämmung da dicke, tragende Wände oft auch schwerer sind, können zusätzliche Schalldämmmaßnahmen geringer ausfallen |
Wie hängen Innenwände und Wohnflächenkosten zusammen?
In einem zweigeschossigen Wohngebäude wird mit einem Quadratmeter Innenwandfläche pro Quadratmeter Wohnfläche gerechnet. Nach dieser Faustregel schlagen sich die Kosten der Innenwände eins zu eins in den Wohnflächenkosten nieder: Eine um 30 Euro pro Quadratmeter günstigere Innenwandkonstruktion bedeutet auch eine Ersparnis von 30 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Je nach Haustyp und Grundrisstyp kann der Anteil der Innenwände im Verhältnis zur Wohnfläche aber auch erheblich abweichen:
Haustyp – Gegenüber einem zweigeschossigen Gebäude ist der Anteil der Innenwandfläche im Verhältnis zur Wohnfläche bei einem eingeschossigen Bau um circa 30 Prozent höher (1,3 Quadratmeter je Quadratmeter Wohnfläche). Ein dreigeschossiges Gebäude weist hingegen einen um 30 Prozent niedrigeren Anteil von Innenwandflächen auf (0,7 Quadratmeter pro Quadratmeter Wohnfläche).
Grundrisstyp – Auch der Grundrisstyp spielt eine entscheidende Rolle für den Anteil der Innenwände im Verhältnis zur Wohnfläche. Kleine und schmale Räume wie beispielsweise Flure haben einen besonders hohen Anteil an Innenwandflächen. Offene Grundrisse, in denen Erschließungsflächen in Aufenthaltsräume integriert werden, besitzen wesentlich geringere Innenwandflächen.
Wissens-Ratgeber für Bauherren
Sie planen den Bau eines Eigenheims – wissen aber vielleicht noch nicht so recht, worauf Sie dabei achten müssen? In unserem Wissens-Ratgeber für Bauherren vermitteln wir das notwendige Grundlagenwissen, um Sie bei Ihren Entscheidungen zu unterstützen.
Im ersten Teil des Ratgebers widmen wir uns den allgemeinen Grundlagen zur Planung: dem Planungs- und Bauablauf, der Grundstückswahl, dem Raumbedarf und der Grundrissplanung. Anschließend nehmen wir einzelne Bauteile und Räume in den Blick: Keller, Außenwände, Innenwände, Fenster, Geschossdecken, Fußböden, Treppen, das Dach, Bad/WC sowie die Küche. Zum Abschluss der Serie beleuchten wir diverse Strategien, mit denen Sie beim Bau Ihres Eigenheims Kosten und Flächen sparen können.